Singpflicht für deutsche Nationalspieler?

Die Europameisterschaft 2012 ist vorbei – die Enttäuschung über das Ausscheiden der deutschen Nationalelf ist halbwegs verdaut, doch jetzt ist eine hitzige Debatte über eine Mitsingpflicht der Nationalhymne für Mesut Özil und Co. entbrannt.

Löws Jungs sollen singen – und zwar alle. Nach der Wut und Enttäuschung über das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien werden nun Stimmen laut, dass die Niederlage auch etwas mit den „Singmuffeln“ im Team zu tun haben könnte. Sah man doch, wie Gianluigi Buffon mit Inbrunst und Stolz die italienische Hymne sang und direkt vor dem Anpfiff des Spieles schon den Kampfgeist für sein Land zeigte. Mesut Özil, Lukas Podolski und Sami Khedira lauschten allerdings lediglich den Klängen der deutschen Nationalhymne.

Unions-Politiker und der Kaiser wollen Singpflicht

Franz Beckenbauer ist für eine klare Mitsingpflicht. 1984 verordnete er als Bundestrainer den Zwang zum Gesang und ist sicher, dass dies die Basis für den Titel sechs Jahre später gewesen sei. Eine wacklige These, denn Torjäger Gerd Müller und der Rest der Elf von 1974 hatten seinerzeit vor dem WM-Endspieltriumph gegen die Niederlande ebenso wenig die Lippen bewegt, wie nun Özil, Khedira oder Podolski vor dem verlorenen EM-Halbfinale gegen Italien. Die Nationalhymne von Spaniens Fußball-Göttern hat keinen Text und dennoch fegten sie Buffons Meisterchor im Endspiel vom Platz.

Dennoch verlangt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, dass zukünftig auch Spieler mit Migrationshintergrund mitsingen. „Sie spielen schließlich für die deutsche Nationalmannschaft und nicht für sich selbst.“ CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl wettert: „Wer in der Nationalmannschaft spielt, muss die Nationalhymne singen, egal ob er einen Migrationshintergrund hat oder nicht.“ Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist derselben Meinung: „Zum Länderspiel und zur Nationalmannschaft gehört die Nationalhymne. Wer dazu keine Lust hat, sollte in seinem Verein bleiben.“ Lediglich der Grünen-Politiker Volker Beck konterte: „Wenn Bouffier und Herrmann gerne mehr deutsches Liedgut hören wollen, sollen sie abends den Musikantenstadl einschalten.“

Hymnen-Schweiger schuld am Ausscheiden?

Hans-Peter Friedrich (CSU) versucht nun diplomatisch den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Man muss jetzt nach so einem verlorenen Halbfinale nicht alle möglichen Gründe suchen, warum wohl was nicht geklappt hat.“ Doch da war die hitzige Diskussion um die Mitsingpflicht schon in voller Fahrt. Selbst Felix Magath meldete sich zu Wort: „Wer sah, wie inbrünstig die Italiener ihre Hymne sangen, ja schrien, der konnte den Willen ahnen, mit denen sie die anstehenden 90 Minuten angehen würden.“ Spielmacher Özil zeigt für den ganzen Wirbel wenig Verständnis: „Bei allem Respekt: Aber wir haben alles gegeben. In allen Spielen.“

Wie steht ihr zu der Sache? Diskutiert mit uns in den Kommentaren.

Quelle: T-Online

Bild:
(c) Gerda Altmann / Pixelio.de

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