Ragnarök Festival 4 – 30.03. – 31.03.2007 – Rückblick

Das verschlafene Örtchen Lichtenfels in Oberfranken war auchdieses Jahr Gastgeber des ersten Paganmetal-Festivals Deutschlands, dem Ragnarök.

Dieses Jahr strömten rund 2000 Metal-Heads nach Lichtenfels, um sich mittelalterlichen Klängen hinzugeben und den Festivalsommer 2007 fröhlich zu beginnen.

Ganz im Sinne harter Klänge, tiefer Stimmen, schneller Doublebass, viel Alkoholkonsum und Songtexte, welche alte Sagen und Geschichten erzählen, trifft man sich jedes Jahr in Lichtenfels in Oberfranken zum Ragnarök-Festival. Dieses Jahr war Rautemusik mit von der Partie, um hinter die Kulissen eines eher umstrittenen Festivals zu blicken.

Nach einer dreistündigen Autobahnfahrt erreichten wir das beschauliche Lichtenfels, welches neben einer guten Infrastruktur mit einer wunderschönen Altstadt glänzen kann. Als erstes galt es, das örtliche Einkaufszentrum anzufahren, um uns mit den nötigen Vorrätenfür die nächsten zwei Tage auszustatten.

Das Auto voll mit Lebensmitteln, fester wie flüssiger Natur, machten wir uns auf den Weg in Richtung Stadthalle um einen geeigneten Parkplatz zu finden. Eine Seitenstraße sollte unser neuesZuhause werden, wo wir Biertischgarnitur und Gaskocher aufstellten.

Gegen 20:00 Uhr steuerten wir die Konzerthalle an. In einer Vorhalle konnte man neben CDs, DVDs und T-Shirts auch Schwerter und allerlei Ketten und Jacken erwerben. Ein gut gefüllter Metal-Marktsollte also auch auf dem Ragnarök nicht fehlen. Die Halle selbst bot eine Tribüne mit guter Sicht auf die Stage, sowie eine riesige MET-Bar und zwei Essensstände.

Der erste Knüller des Abends sollte die norwegische Band Vreid werden, welche jedoch etwas mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hatten: Kurz nach einem kraftvollenIntro fiel der Bühnenstrom aus und sorgte für zehn Minuten Stille und Dunkelheit. Nach Lösung des Problems tat Sänger Sture jedoch alles daran die Stimmung aufzuheitern und legte einen souveränen Auftritt mit fast ausschließlich neuen Titeln an den Start.

Nach längerer Umbauphase stand Manegarm auf der Bühne, welche ganz auf ein Intro verzichteten und gleich in die Vollen gingen. Die fünf Schweden können aufeine etwas größere Diskografie zurückblicken und somit fanden sich auch ältere Titel im Programm wieder. Von Lied zu Lied wurde das Tempo gesteigert, sodass die anfangs recht imposante Geigenbegleitung in der knallenden Doublebass unterging.

Etwas ausgepowert nach der Show von Manegarm, galt es etwas Nahrung aufzunehmen und sich fürdie nächste Band zu stärken. Gegen 0:30 Uhr war es dann soweit: Kampfar betrat die Bühne. Jedoch hatten die vier Profis aus Norwegen mit technischen Problemenzu kämpfen, sodass bereits nach etwa 30 Sekunden das Bühnenlicht ausgeschaltet wurde. Ein Drumsolo stimmte zum Neustart ein und so konnte die Show weitergehen.

Frontman Dolk presäntierte einige Titel ihrer aktuellen Scheibe „Fra Underverdenen“, auf welche die heftig tobende Croud nur so wartete. Jedoch schon nach 60 Minuten verließen Kampfar die Bühne mit einem recht schnellen Abgang und der Umbau für die nächste Band konnte beginnen.

Aufgrund des Swastika-Skandals der Band Taake entschloss sich der Veranstalter des Ragnarök Taake vom Line-Up zu streichen. Als Ersatzband sollte Angantyr auf die Bühne treten, welche stilistisch zum Blackmetal von Taake anknüpfen können.

Die letzte Band des Abends, Urgehal wurde vorverlegt, sodass Angantyr das Finale des ersten Abends bestreiten konnte. Der Umbau zu Urgehal sorgte jedoch für Verzögerung und so verließen viele Konzertbesucher die Stadthalle. Gegen 1:30 Uhr stürmten die Norweger mit einem regelrechten Gewitter los.

Die Band begann mit Titeln ihrer aktuellen Platte „Goatcraft Torment“ und „Satanic Black Metal In Hell“ fegte durch die Halle.

Gegen Ende zeigte Urgehal dass sie auch vor zehn Jahren schon gute Musik gemacht haben und spielten songs ihres ersten Albums „Arma Christi“

Letzte Band des Abends war somit Angantyr, welche ebenfalls auf ein Introverzichteten und gleich auf 180 waren. Der recht volle Sound und die schnelle Liedgitarre animierte die Croud zum schnellen Kopfschütteln. Tracks wie „Den Store Krig“ oder „Stormen Fra Nord“ versetzten die restlichen Besucher in Rage und sorgten auch zu später Stunde für ordentlich „Bierfluss“. Das Klangbild war einsame Spitze und erinnerte sehr an die zu vertretende Band Taake.

Etwa gegen 2:40 Uhr verließen wir die Stadthalle und steuerten die Haltestelle zur Schlafhalle an. Das Ragnarök verfügte über zwei Schlafhallen, in welchen man für 10 Eurofür zwei Nächte übernachten konnte. Die vorherige Anmeldung per E-Mail wurde vorrausgesetzt. Halle Eins lag direkt neben der Konzerthalle, zu Halle Zwei verkehrte ein Shuttlebus.

Ein kleines Missverständniss machte uns die erste Nacht jedoch zum Verhängniss: Die Eintrittsbänder für die Schlafhalle musste man am Mittag an der Konzertkasse abholen um in derNacht Eintritt in die Schlafhalle zu erlangen. Das hatten wir versäumt! Somit untersagte uns ein Security den Eintritt in die Schlafhalle und auch ein „All Areas“-Bändchen half nichtweiter.

Nach einer gemütlichen Übernachtung mit drei Personen im Kofferraum eines VW Bora hatte ich ein kleines Gespräch mit einem höheren Gemeinderatsmitglied der Stadt Lichtenfels. Diezahlreichen Festivalbesucher bringen neben viel Geld für den Einzelhandel jedoch leider auch viel Müll mit. Die Müllentfernung scheint also auf Kosten der Stadt zu gehen und das willman nicht auf sich sitzen lassen. Um das Ragnarök auch in Zukunft zu sichern käme man also um eine Lösung des Müll-Problems nicht herum.

Gegen 13:30 Uhr fanden wir uns zu Kromlek ein, welche mit kraftvollem Viking-Metal zum trinken von Met animierten. Die fränkischen Jungs wissen, wie man zur Mittagszeitdie Croud zum Feiern bringt und stellten zwei Lieder ihres neuen Albums vor, welches sehr melodisch und kraftvoll ins Herz geht. Schnelle Rhytmen sorgten für den ersten Moshpit desRagnarök.

Mit einer Schwertershow betrat Heidevolk die Bühne. Eine Mischung aus hohem Gesang und tiefem Growl der zwei Sänger beherrschen das Klangbild des aktuellen Albums.Begleitet wurden die Sänger von einem Gewitter aus Trommeln und zarter Geige. Die sieben Niederländer wissen einfach, wie man eine tobende Menge bei Stimmung hält und spielten nebenschnellen Trinkliedern auch gefühlvolle langsame Werke.

Ein echter Hammer folgte nach dem Umbau: Minas Morgul. Gepanzert in Rüstung, flankiert von Feuer betrat Sänger Nidhogg die Bühne. Songs wie „Eyn Meyster desBlutes“ oder „Blut und Eisen“ zählen inzwischen zu Klassikern in der Szene und sollten daher nicht fehlen. Leider wurde der Auftritt aufgund des inzwischen stark verspäteten Line-Ups umetwa 15 Minuten verkürzt und „Stahlpakt 54°“ sollte das Ende ihres Auftritts auf dem Ragnarök einleuten.

Dieser Auftritt sorgte für Hunger, welcher mit Festivalnahrung wie Ravioli in der Dose und etwas Bier bekämpft wurde. Das Wetter spielte zum Glück mit, sodass gemütlich gekochtwerden konnte. Die Sonne sorgte mit für gute Laune und sollte uns die nächsten Tage auch nicht verlassen.

Zu Cruachan fanden wir uns wieder in der Konzerthalle ein und gaben uns den sehr melodischen Klängen der irischen Folk-Metal Band hin. Eigenartige Instrumente wie einKratzfell, verbunden mit einer hohen Stimme sorgten für eine gute Soundkulisse. Die Anfangs noch schnellen, rhytmischen Lieder gingen in stilvolle, langsame Musik ihres neuen Albumsüber.

Im Anschluss bestieg TYR die Bühne, welche die Stimmung wieder zumKippen brachte. Schnelle Titel wie „Hail to the Hammer“, „Ragnarok“ oder „Wings of Time“ welche zum Mitsingen animierten machten dem Festivalbesucher recht schnell klar, dass TYR keine Fans vonlangsamen Liedern sind. Die laute Bassbegleitung und etwas abgehackt wirkende Begleitung trübten etwas das Bild der Viking-Metaller.

Ebenfalls inzwischen ein Ragnarök-Klassiker die Band Riger, welche mit einem sehr langen Intro und knallendem Schlagzeug auffiel. Der jedoch sehr untypische Klang derBand enttäuschte ein wenig, obwohl heißersehnte Titel wie „Germania“ oder „Des Blutes Stimme“ mit auf dem Programm standen. Die neue Gitarristin Nicola Jahn konnte die alte Fangemeindejedoch überzeugen. „Homo Decadencia“ oder „Angriff“ zählten mit zu den heiß erwarteten Titeln.

Leider wurde die Halle im Anschluss von Minute zu Minute leerer, sodass die vorletzte Band desRagnarök Aaskereia etwas mit Publilkumsmangel zu kämpfen hatte. Trotz allem kamen Black-Metal Fans nochmals voll auf ihre Kosten und konnten zu Titeln wie „DieFlöten des Pan“, „Der boshafte Geist“ oder „Der Schwur unserer Ahnen“ nochmal ordentlich die Sau rauslassen. Sänger Grim hatte jedoch sogut wie keinen Ton auf seiner Monitorbox und daherüber die ersten 20 Minuten etwas zu kämpfen.

Das Ende des diesjährigen Ragnarök Festivals stimmten die Newcomer VARG ein, welche ihren Job jedoch wirklich verstehen. Sehr schnelle melodische Gitarrenklänge und knüppelnde Doublebass erinnerten an die Band Amon Amarth jedoch mit einem Hauchvon Blackmetal. Höhepunkt ihrer Show war ein Met-Wetttrinken auf der Bühne, bei welchem insgesamt vier Personen aus dem Publikum die Bühne betreten konnten, um um T-Shirts und CDs zutrinken.

Nach diesem sehr beeindruckenden Ende machten wir uns auf den Weg zur Schlafhalle. Nach etwa fünf Minuten Fahrt erreichten wir die abgelegene Schlafhalle Zwei und stoßen erneut aufProbleme: Eingetragen für Schlafhalle Zwei hatte man uns Bändchen für Schlafhalle Eins in die Hand gedrückt. Also gings wieder Retour zur Konzerthalle und der daneben befindlichenSchlafhalle Eins.

Empfangen mit einem etwas irritierten Blick eines Security öffneten wir die Hallentür und blickten auf einen mit Menschen gepflasteten Hallenboden. Inzwischen war es 4:15 Uhr und es galtEnergie für die Rückfahrt zu tanken. Nach nur vier Stunden Schlaf wurden wir von dem Trampeln eines Securitys geweckt und schleppten uns zum Parkplatz um die Heimfahrt anzutreten.

Rückblickend gilt es zu sagen: Das Ragnarök-Festival ist nichts für schwache Nerven. Entgegen vieler, wie wir nun festgestellt haben falscher Meinungen und Ansichten ist das Ragnarök-Festival kein Treffpunkt der rechten Szene oder gar Rekrutierungsplatz der rechtenSzene.

Über die zwei Veranstaltungstage hinweg wurde ein Gewinnspiel organisiert, welches den Opfern rechter Gewalt zu gute kommt. Zu gewinnen gab es Eintrittskarten und ein Plakat mit Unterschriftenvon nahezu allen Bands.

Kommentieren