Live-Musik auf einer Kuhwiese? Ja. Niederrheinisches Idyll durchbrochen vonZeltstädten? Genau. Ein Kuhstall als Backstageroom? Ganz so schlimm ist es dann doch nicht beim diesjährigen Haldern Pop in Rees am Niederrhein. Seit 1983 wird dasFestival nunmehr schon zum 24. Mal organisiert. Zwischen dem 2. und 4. August werden wieder die Pferdeäpfel und Kuhfladen gerockt – oder so ähnlich?!
Aber wie kam es dazu, mitten auf dem flachen Land ein derartiges Musikspektakel zu veranstalten?
Zu Zeiten in denen Fuchs und Hase sich in Rees-Haldern Gute Nacht sagten, Schafe die Straßen kreuzten und Kühe wiederkäuernd, dümmlich schauend vorbeifahrende (vielleicht auchflüchtende) Autos beobachteten, hatte die Jugend, außer Kühe schubsen oder sonstiger Obszönitäten, weitgehend Freiheit.
14 Messdiener und zwei ihrer Oberministranten hatten die Idee, in dieser Einöde etwas zu erschaffen. Zunächst sollte es eine „Open-Air-Disco“ werden. Drei Jahre später folgten dieersten Bands. Der Wunsch, Musik nicht mehr aus der Konserve zu hören sondern live, wurde umgesetzt, und so spielten „Herne 3“, „Nightwing“ und „The Chameleons“ beim ersten Haldern Open AirFestival am 23. Juni 1984.
Bevor überhaupt Bands spielen konnten, musste finanziert werden, und da die mittlerweile herangewachsenen Ministranten nicht viel besaßen, erschuf man eine „Aktiengesellschaft“. Ein jeder,der gerne mithelfen mochte, konnte sich für 500 DM einkaufen und war verpflichtet, die Veranstaltung zu unterstützen. Eine Gruppe von 54 „Aktionären“ entstand.
In den Folgejahren spielten zunächst weitgehend lokal bekannte Musiker oderunbekannte Musiker aus England. Der Durchbruch des Festivals gelang schließlich 1991, als Bob Geldof die Bühne in der malerischen, niederrheinischen Provinz bestieg. 5.000 Besucher wurdengezählt und die Bedeutung des Festivals, im Ausland wie auch im Inland und besonders bei jungen, aufstrebenden Bands, war gestiegen.
So konnten in den Jahren 1993 „Element of Crime“, nach 1988 bereits zum zweiten Mal, 1995 H-Blockx, 1996 Blumfeld, Tocotronic, Selig und die dieses Jahr beim Rock am Ring spielende Dave Matthews Bandverpflichtet werden.
Langsam wuchsen die Ansprüche der Organisatoren und der Besucher, mit ihnen auch der finanzielle Rahmen. Es musste ein neuer, starker Sponsor gesucht werden. Dabei war den Organisatoren wichtig,einen Partner zu finden, der, wie sie, die Region unterstützen will. Die Privatbrauerei „Diebels“ passte wie die Faust aufs Auge. Die erste Zusammenarbeit erfolgte zum Festival 1998, Guano Apes,Fischmob und Readymade lieferte den Zuschauern ein Spektakel.
In den darauffolgenden Jahren wurden die präsentierten Bands stets namhafter, oder eben erst nach ihrem Auftritt beim Haldern Pop. Sportfreunde Stiller, Reamon, Starsailor, Travis, Supergrass,die Liste ist lang, deutlich wird, dass mittlerweile be- und anerkannte Bands zuerst auf dem Haldern Pop spielten. Das brachte diesem Festival den Ruf ein, für Bands von morgen ein gutesNäschen zu haben. Gerade die Musikfachpresse verweist und beruft sich gerne auf das Haldern Pop.
Wer also die Trends der Zukunft so früh wie möglich erkennen und eine fast schon familiäre Atmosphäre erleben möchte, für den führt kein Weg am Haldern Pop 2007vorbei!