Billy Talent – II

Titel: II
Art: Album
Stil: Postcore/Punk-Rock
Label: Atlantic(Warner)
: 23.Juni 2006

2003 – ein Debütalbum unter vielen erblickte die Welt. Ein rotes, pergament-gelbes Artwork auf dem Cover. Unscheinbar, self-titled – so stand es im Regal. Wer daran vorbeiging, ohne es zur Kasse zu tragen, verpasste eines der besten Alben dieser Jahre. Undefinierbar, zwischen Punk-Rock, Emocore und At the Drive-In. Vier Kanadier namens Billy Talent rüttelten damals die Szene auf, kreierten etwas Neues. Drei Jahre später sind sie zurück und geben sich an eine der schwersten Aufgaben im Musikbusiness: Das zweite Album.

„Billy Talent II“ präsentiert sich auf dem Artwork. Unspektakulär, wie auch beim Vorgänger. Kein Titel, den die Welt nicht braucht. Kurz und knapp, einfach halt. Kontrast zur Musik, denn schon alleine der Opener „Devil in a midnight mass“ dürfte mit genügend Promotion zu einem weiteren Brandfleck, neben Dan Browns Sakrileg, in der Netzhaut der katholischen Kirche werden. Mit der nötigen Menge an Sarkasmus wird der Pädophilie-Skandal des Bostoner Erzbischofs Bernard Francis Law musikalisch verarbeitet. „A devil in a midnight mass/killed the boy inside the man/the holy water in his hands/can never wash away his sins“. Weder Emo, noch Core. Kaltschneuzigkeit, wie man sie sonst von einem Morrissey gewohnt ist.

Erfrischend könnte man das ganze Themenumfeld des Albums nennen, denn die Mischung stimmt. Gesellschaftskritik wie in „Where is the line?“ oder „Burn the Evidence“, stecken zwischen typischem Herzschmerz ala „Pins and Needles“ oder „Perfect World“, mit dem Anti-War Song „Worker Bees“ als Kirsche auf dem Kuchen. Besser kann eine Metapher gar nicht sein. „We take our orders given by the queen/We’re not the killers, we’re the worker bees“. Bleibt nur die Frage, wieso vorher noch niemand auf die Idee gekommen ist.

Höhepunkt bleibt „Red Flag“. Elegant geschafft, so viel Energie in diesen Song zu packen, dass man nachher nach Luft schnappt. Der Versuch, ruhig zu bleiben, misslingt. Was beim ersten Album schon gut klang, wurde dieses Mal perfektioniert. Prägnantere Melodien, dynamischerer Gesang, überzeugendere Texte. Ein Album, das man von Billy Talent erwartet hat. Der ideale Abschluss eines etwas überhastet wirkenden Erstlings. Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich für die dritte Platte etwas Neues einfallen lassen. Dann wird sich entscheiden, ob die Kanadier auf hohe Verkaufszahlen oder musikalische Vielfalt setzen. Bis dahin erfreue ich mich an zwei Alben, die ohne Bedenken mit auf eine einsame Insel müssten. Neben einer Flasche Rum und der Augenklappe natürlich.

Geschrieben wurde dieses Review von unserem Moderator kruhL

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