Sommer, Party, Summerbreeze. Vom 17. – 19. August gab es auf einem Sportflugplatz in derNähe des Städtchens Dinkelsbühl ordentlich was auf die Ohren. Ein Line-Up von 50 Bands auf zwei Bühnen versprach, wie sich später bestätigen sollte, eine hervorragendeShow mit dazugehöriger Partystimmung.
Neue Lokalität
Neben dem neuen Veranstaltungsort gab es in diesem Jahr eine Reihe an Neuerungen, von welchen man am alten Veranstaltungsort in Abtsgmünd nur träumen konnte. Die Zeltplatzflächenkonnten im Gegensatz zu Abtsgmünd ohne das Überwinden eines Hügels oder einen längeren Fußmarsches erreicht werden und lagen in direkter Nähe zumFestivalgelände.
Die Zufahrtswege zum Festival waren zum Zeitpunkt unserer Anreise stets frei, so dass wir mit einer Wartezeit von nur fünf Minuten auf das Zeltplatzgelände auffahren konnten. Trotz heftigerRegenfälle blieb eine Schlammschlacht wie im Vorjahr gänzlich aus.
Der Sportflughafen war mit genügend Verbindungsstraßen durchzogen um ein zügiges Erreichen einer geeigneten Zeltfläche zu gewährleisten. An jeder Kreuzung standenTrinkwassertanks zur Verfügung, welche jedoch durch das teilweise sehr warme Wetter oft leer waren. In diesem Zusammenhang ist es zu empfehlen eigenes Wasser in Kanistern mitzubringen.
Eine Neuerung auf dem Zeltplatz war ein großes „Versorgungszelt“ in der Mitte des Geländes. Dort befanden sich neben Duschen und Toiletten ein paar Fressbuden sowie ein kleinerEinkaufladen, wo Lebensmittel wie Dosenmahlzeiten, Milch und Bier erworben werden konnten.
Wer noch etwas aus der Stadt benötigte, konnte das etwa fünf Kilometer entfernte Dinkelsbühl bequem per Shuttlebus erreichen. In Dinkelsbühl gibt es direkt an der Haltestelleeinen Getränkeladen, ein Fast-Food-Restaurant, Supermärkte und Banken um den Festivalbesucher mit allem zu versorgen was man im Laufe einer Woche benötigt.
Die ersten Auftritte
Am Donnerstag, dem ersten Konzerttag, zog es die Besucher erstmals aufs eigentliche Konzertgelände, welches sich mit zahlreichen Essensbuden, einem Metalmarkt und zwei Bühnen vor demBesucher erstreckte.
Leider erinnerte der Beginn des Summerbreeze ’06 an einen Dieselmotor, welcher erst richtig warmlaufen musste: Bandverlegungen und technische Probleme trübten etwas das Bild an diesem erstenTag. Regicide mussten ihren Auftritt absagen und wurden durch Subconscious ersetzt und auch die von einigen Besuchern heiß erwarteten Gitarren vonFear My Thoughts blieben leider stumm.
Eingesprungen war Tourettes Syndrome, die den Nachmittag mit reifen Hardcore-Klängen versüßten. Die verspäteten Jungs von Volbeatverstummten kurz nach Anfang ihres Auftritts, was den Fans sichtlich auf die Nerven ging, so dass im Anschluss Undertow ihr Bestes von sich geben konnte.
Der knallige Metalcore der fünf Jungs von Neaera sorgte für ordentlich Stimmung und eine Menge Kopfbewegung. „God Forsaken Soil“ von ihremaktuellen Album „Let The Tempest Come“ sorgte für Gänsehaut und eine Menge Bierfluss in den Reihen der Zuschauer, so dass sogar die Regenwolken Platz für gutesWetter machten.
Newcomer Angel Blake, welche ihren ersten Liveauftritt auf dem Summerbreeze verbuchen konnten, kämpften gleich zu Anfang mit Problemen des Equipments und mussten vorerstohne Bassbegleitung auskommen. Der Moshpit war durch den Ausfall jedoch völlig unbeeindruckt und fegte über den Platz.
Große Erwartungen stellten wir an The Haunted, welche auch gleich nach Beginn ihres Auftritts befriedigt wurden. Man kommt auf ein Festival um Musik zu machen und somitknallten die schwedischen Thrash-Metaller ohne viel Gerede gleich voll los. Einen vielversprechenden Vorgeschmack ihres neuen Albums „The Dead Eye“ gab es auch zu hören.Man darf also gespannt sein, was wir von den lustigen Jungs noch zu hören bekommen.
Nach diesem Festivalstart ging es erstmal auf den Zeltplatz, um ordentlich Nahrung aufzunehmen. Mit etwas weniger Aufwand als beim Wacken Open Air wurden Ravioli geköchelt und das ein oderandere Bierchen gezischt, bevor man sich spät in der Nacht ins Zelt verkroch.
Freitag, der zweite Tag
Einen tänzerischen Start legten Saltatio Mortis auf die Bühne und verleiteten zum Mittanzen, während man noch das ein oder andere „Mittagessen“ zu sich nahm.Die mittelalterlichen Klänge der etwas schrägen Band ließen den Besucher den Kater von der letzten Nacht vergessen und überzeugten mit einem sehr breit gefächerten Programmaus Alt und Neu.
Die Saufbrüder von Finntroll sprangen mit ihrem neuem Sänger Vreth auf die Bühne. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten konnten sie aber die genialeStimmung im Publikum aufrechterhalten. Auch wenn viele der Meinung sind, dass die Stimme des neuen Frontmannes einfach nicht richtig in die alten und geliebten Tracks der Folkmetaller passt.
Kleinere Unwegbarkeiten auf dem Zeltplatz
Zur Mittagszeit passierte unserem Fahrer ein kleines Missgeschick: Autoschlüssel auf dem Beifahrersitz vertragen sich nicht sehr gut mit einer Zeitverriegelung und somit verbrachte man viel Zeitam Handy, um dem ADAC die Lage und vor allem die Anfahrt zu schildern. Das Problem war nach dem Eintreffen des netten Herrn schnell gelöst und wir konnten uns dem nächsten Gig widmen.
Kreischender Black Metal von 1349 versüßte den Abend und auch Fans der dunklen Klänge kamen auf ihre Kosten. Ich persönlich war von der Auswahl der Tracksetwas enttäuscht und beschloss nach dem Betrachten von Corpse-Paint und schneller Doublebass erstmal was für den Kleiderschrank und gegen den Geldbeutel zu tun.
Entspannen beim Shoppen
Der Metalmarkt bot neben T-Shirts mit dem passenden Aufdruck „Sonne macht Albern“ allerlei CDs, Bandshirts, Stiefel, Nieten, Flaggen und Aufnäher. Mech-Geschäfte luden zum Einkauf ein undnach dem Verstauen der Ware im Auto hieß es, die Stiefel etwas enger zu schnüren und die Jacke zuzumachen.
…und weiter gings…
Kreator stand bereit und sollte aus dem Konzertgelände einen Mosh-Tornado entstehen lassen. Eine einzigartige Lichtshow mit allen erdenklichen Farben und Effekten brachtedie Bühne zum Strahlen. Gleichzeitig wurden auch Aufnahmen zur neuen DVD auf Band festgehalten. Tracks wie „Pleasure To Kill“ oder „ViolentRevolution“ gingen in wahrsten Sinne des Wortes durch alle Glieder.
Frischen Folkmetal gab es gleich zu Anfang von Turisas auf die Ohren. Was am Donnerstag wirkt, wirkt auch am Freitag und somit wurde von zahlreichen Besuchern das Tanzbeingeschwungen, während man noch die ein oder andere Mahlzeit oder sogar das Frühstück zu sich nahm.
Der eigentliche Headliner des Tages sollte jedoch – nicht nur für uns – Morbid Angel darstellen. Einige Besucher waren ausschließlich wegen denOld-School-Death-Metallern angereist, welche bereits auf eine 23-jährige Geschichte zurückblicken können. Weiße Turnschuhe und alte Klänge weckten besonders bei denälteren Besuchern Erinnerungen an so manch schöne Stunde. „Chapel Of Ghouls“ oder „Where The Slime Lives“ pfiffen über die Ebene, fandenjedoch nicht in jedermanns Ohren Zustimmung. Einige Verspieler und Soundprobleme zogen leider zudem einen Schleier über den Auftritt. Aber so muss meiner Ansicht nach Metal sein: Mit Schrammenaber brüllend.
Die relativ junge Band Deathstars, welche sich aus einigen Mitgliedern von Dissection und Swordmaster zusammensetzt, bot ein Liveprogramm vom Feinsten. Metal plus Synthesizersorgt für die richtige Würze um die Party der Deathstars steigen zu lassen. Tracks wie „Tongues“ ließen das Blut in den Venen gefrieren.
Samstag: Nachschub
Der Samstag begann mit dem Gang zum Shuttlebus, der prall gefüllt seine Fahrt in Richtung Stadt antrat. Mit frischem Fleisch, Käse und einer Wassermelone unter den Armen, ging es ab insSchnellkost-Restaurant um für die letzten Konzerte gerüstet zu sein.
Visions Of Atlantis, welche mich immer an Nightwish erinnern, trumpften mit einprägenden Melodien, schnellem Beat und einem guten Sound. Der erst 18-jährigeSänger Mario Plank hatte das Publikum voll im Griff und hat bewiesen, dass man auch in Österreich gute Musik machen kann.
Etwas mehr in meinen Geschmack fielen jedoch Legion Of The Damned, die mit bekannten Rhythmen den Herzrhythmus durcheinander brachten. Schnell verdichtete sich dieMenschenmenge vor der Bühne und allerlei wedelnde Haare waren an diesem sehr angenehmen Nachmittag zu sehen.
Die Schweden der Death-Metal-Band Unleashed genossen sichtlich ihren Auftritt auf der Stage des Summerbreeze. Bei so einem Angebot an Klassikern ist das Ausrasten im Croudvorprogrammiert. Johnny Hedlund weiß, was den treuen Fans gefällt und somit waren Tracks von Alben wie „Where No Life Dwells“ oder „Shadows In TheDeep“ zu hören. Ein waschechtes „Bloodbath“ welches bis zum Ende anhielt.
Zu guter letzt standen Fear Factory auf der Running-Order, welche wir aus organisatorischen Gründen leider nicht bis zuletzt verfolgen konnten. Ein Gedränge undGequetschte vor der Bühne führte uns nochmals vor Augen, wie viele Zuschauer das Summerbreeze jedes Jahr anlockt und wie die US-amerikanischen Death-Metaller die Menge in der Hand haben.Nach diesem Ende waren wir sichtlich ausgepowert und blicken mit vielen Erwartungen ins neue Jahr.
Die Zelte waren schnell abgebaut und auch die Ausfahrt vom Festivalgelände verlief problemlos und ohne Warten. Ein großes Lob an die Organisatoren! Nach einer Polizeikontrolle inDinkelsbühl stand unserer Rückreise nichts mehr im Wege und es galt all die Erinnerungen auf Papier festzuhalten.
Geschichten, die das Leben schreibt…
Wie jedes Jahr entstand auch auf dem diesjährigen Summerbreeze wieder eine Geschichte, welche sich wie ein Lauffeuer über das Internet verbreitete: Das Auto desGrauens. Der Erzählung nach hatten einige Besucher mit einem betrunkenen Autofahrer zu kämpfen, welcher sich und die Besucher durch Trunkenheit am Steuer gefährdete.
In der Nacht von Freitag auf Samstag lief auch mir persönlich jene Person über den Weg, welche mit dem Auto in Zelte und gegen Autos gefahren sein soll. Im Internet kursieren zahlreicheBilder und sogar Videos des Wagens, welchen der Fahrer an jenem Abend alleine und nicht abgeschlossen auf dem Gelände zurückließ. Die Folge eines herrenlosen Autos auf einem Festivalkann man sich ja selbst vorstellen.