Olli Schulz & Davey von Bohlen in Düsseldorf

Ab ins Altbierland – So lautet das Motto für denAbend. Ziel ist die Füllung des Magens mit guter Musik. Auf dem Speiseplan stehen zwei wahre Delikatessen: Olli Schulz & Davey von Bohlen. Olli, dieses Mal ohne seine Band, da diese 30Kilometer weit entfernt auf der Bühne steht, schließlich zieht Tomte auch durchs Land. Davey, ohne den Rest von Maritime, und man ist gespannt. Eingeladen wird ins Düsseldorfer“Zakk“, mit der ersten Überraschung schon direkt beim Einlass.

Bestuhlter Saal. Be-Stuhlt! So etwas kennt man nicht von normalen Konzerten. Da werden Körper aneinander gerieben, Flüssigkeiten ausgetauscht und nicht gesessen,aber die Atmosphäre lädt ein: Die Bühne gleicht einem Wohnzimmer, inklusive Zimmerpalme. Die Gitarren stehen schon bereit und mit Euphorie setzt man sich. „Wird Davey nur Songs vonMaritime zum Besten geben, oder auch welche seiner älteren Band The Promise Ring?“; „Wird Olli viele neue Songs spielen?“; „Was machen die Bananen da auf der Bühne?“ – Alles Fragen, diedurch den Raum geistern, bis sich endlich das Licht im Saal ein wenig senkt und die Show beginnt.
Überraschung! Direkt die ganze Bagage auf der Bühne.Da sieht man Olli, Davey und auch ein weibliches Gesicht. Barbara Cuesta, Ollis musikalische und gesangliche Begleitung für den heutigen Abend. Die Struktur des Konzerts ist einfach gestrickt.Fünf Songs von Olli Schulz, fünf Songs von Davey von Bohlen, and on and on and on. Simpel, aber es funktioniert. Schon direkt vom ersten Song an klebt man an Ollis Worten, egal ob gesungenoder gesprochen. Die Mundwinkel bleiben weit oben. „Ich bin Deutschland“, so heißt der Opener. Ein Song über die bekannte Werbekampagne. Knackig, politisch kritisierend, lustig, OlliSchulzig halt. Den Abend über verteilt wird man dann noch „Rückspiegel“ und andere neue Songs kennenlernen, die hoffentlich einen Platz auf dem nächsten Album im kommenden Herbstfinden werden. Ältere Lieder werden natürlich auch zum Besten gegeben und man glaubt gar nicht, wie gut Herr Schulz auch einmal ohne Band klingen kann. Leise Kritik geht in Richtung BarbaraCuesta, denn sie ist wahrlich fehl am Platze. Wirkt gelangweilt, singt zu hoch, zu laut, zu schrill. Frauen am Mikrofon immer gerne. Aber wenn, dann bitte passend.
Davey von Bohlen macht diesen kleinen weiblichen Fehlschlag wieder wett. Er wirkt zwar von der Tatsache eingeschüchtert, dass Olli ihm immer das Publikum übergibt wenn ergerade wieder einen lustigen Kracher herausgehauen hat, aber das ist egal. Mir jedenfalls. Jeder „Maritime“ und „The Promise Ring“-Liebhaber hat hier seine wahre Freude, denn Davey macht das, was eram besten kann: Den Saal musikalisch zu umarmen. Man fühlt sich wohl und eingeladen an seiner Welt teilhaben zu können. Von „Someone has to die“ über „Tearing up the oxygen“ zumKlassiker „Stop playing guitar“, wunschlos glücklich sozusagen.
Natürlich gibt es zwischendurch auch wieder die guten alten Olli Schulz Geschichten.Selbst wenn sie schon ein Drittel des Saales kennt (Olli fragt vorsichtshalber öfters mal nach), sie werden erzählt. Stören tut es nicht, denn sie sind und bleiben lustig undgut. Zum Abschluss wird dann noch in 85er „We are the World“-Manier „Human of the week“ mit allen Drei am Mikrofon zum Besten gegeben und nach der Zugabe steht manziemlich widerwillig vom Platz auf, der für die letzten drei Stunden der Sessel im gemütlichen Wohnzimmer war. Am liebsten würde man den „derben wortschatzkargen“ Olli Schulz und Davey“Phil Collins Double“ von Bohlen für diesen Seelenstriptease umarmen. Wenn das Deutschland ist, dann bin ich es gerne.
Text: ChristopherQuadt

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