Zwei Fighting-Legenden prallen aufeinander! BÄM!
Der feuchte Traum etlicher Prügel-Fans wird wahr: In Capcoms Fighting-Crossover „Street Fighter X Tekken“ geben sich zwei der populärsten Beat’em Up-Franchises der Geschichte endlich die Ehre. Werden Fans beider Reihen zufriedengestellt?
Die Story von „Street Fighter X Tekken“ ist, wie nicht anders zu erwarten, vollkommen zu vernachlässigen. Nachdem ein Meteorit auf dem Nordpol einschlug, erschien dort eine mysteriöse Maschine – Pandora’s Box -, die dunkle Kräfte verleiht. Kämpfer rund um den Erdball machen sich aus unterschiedlichen Gründen auf die Suche nach der Box. Was genau die „Tekken“-Charaktere im „Street Fighter“-Universum verloren haben, wird nie erklärt, was unterm Strich aber keine Rolle spielt. Hier geht es nicht um eine ausgeklügelte Handlung, sondern um ein ausgefeiltes Kampfsystem!
Etwas Altes…
Das Markenzeichen von „Street Fighter X Tekken“ ist zweifellos sein Tag-Team-Feature. Kämpfe werden stets in Zweierteams ausgetragen, wobei jeweils ein Kämpfer aktiv ist und der andere als Support zur Verfügung steht. Natürlich dürfen da zünftige Team-Angriffe – so genannte „Cross-Moves“ – nicht fehlen. Alles, was man dazu wissen muss, wurde letztes Jahr bereits im offiziellen gamescom-Trailer gezeigt, weshalb ich mir eine Erklärung spare – seht selbst:
Teambasierte Angriffe funktionieren wunderbar und lassen sich mit etwas Übung nahtlos in vernichtende Kombos einflechten. Doch auch das restliche Kampfsystem kann überzeugen – aus einem simplen Grund: Capcoms neuestes Beat’em Up spielt sich nahezu exakt wie „Street Fighter IV“. Wer den Prügel-Megaseller aus 2009 gespielt hat, dürfte sich daher sofort heimisch fühlen.
Während sich die Street Fighter auf Distanzangriffe und Aerial Moves spezialisieren, bieten die Recken aus „Tekken“ die härteren Kombos. Da die „Tekken“-Kämpfer keine Feuerbälle oder Flammen einsetzen können, hat ihnen Capcom einen Dash-Move spendiert, mit dem sie ihre Gegner blitzschnell in den Nahkampf verwickeln und an die sie nahtlos Kombos anhängen können, um ihren Nachteil auf Distanz auszugleichen. Leider wurde die Move-Palette des „Tekken“-Personals relativ stark simplifiziert – wohl, um das Kampfsystem nicht übermäßig komplex zu gestalten. Ein bedauerlicher, aber aus meiner Sicht verständlicher Kompromiss – schließlich war „Street Fighter“ nie so komplex wie „Tekken“. Die Abstriche bei den Namco-Helden war daher für das „Street Fighter“-Gameplay einfach notwendig, um die Balance nicht zu gefährden.
Ein klein wenig Neues…
Neu sind, neben den Team-Duellen, die freispielbaren Gems. Mit diesen Edelsteinen könnt ihr die Fähigkeiten eurer Kämpfer aufwerten und ihnen beispielsweise größere Schnelligkeit oder eine einfachere Ausführung komplexer Spezialattacken für einen begrenzten Zeitraum ermöglichen. Die Gem-Power wird direkt im Spiel aktiviert, wenn ihr Kriterien wie das Ausführen bestimmtes Moves erfüllt.
Ebenfalls neu ist der Pandora-Modus, bei dem ein Mitglied des Teams geopfert wird, um dem verbliebenen Kämpfer für ein paar Sekunden größere Kraft und Schnelligkeit zu geben. Der Pandora-Modus lässt sich jedoch nur aktivieren, wenn die eigene Energieleiste auf unter ein Viertel sinkt und ist daher eine Art „Joker“, der das Ruder in einer verloren geglaubten Runde im letzten Moment herumreißen kann. Schafft ihr es nicht, euren Gegner vor Abklingen des Pandora-Modus zu besiegen, verliert ihr automatisch.
Der Rest des Kampfsystems ist „same old, same old“. Wie gewohnt könnt ihr durch ausgeteilte Hiebe und eingesteckte Hiebe eure Super-Leiste füllen, um damit mächtige EX-Moves zu entfesseln. Wer sich mit dem Spiel auseinandersetzt, wird auch Feinheiten wie das „Canceln“ von Angriffen oder Blocks schnell zu schätzen lernen. Profis greifen gerade online auf einen hochwertigen Arcade-Stick zurück, da sich „Street Fighter X Tekken“ mit einem Gamepad zwar solide, aber nicht komfortabel steuern lässt. Unterschiede zu „Street Fighter IV“ sucht man mit der Lupe.
Und alles schön verpackt
Die Parallelen fangen aber nicht erst beim Kampfsystem, sondern bereits beim Grafikstil an, denn „Street Fighter X Tekken“ hat die Cel Shading-Optik von „Street Fighter IV“ übernommen. Mir persönlich hat der Grafikstil seinerzeit schon gefallen, weshalb ich auch jetzt nichts daran auszusetzen habe, trotzdem bleibt die Optik insbesondere für Tekken“-Fans, die eine realistischere Optik gewohnt sind, Geschmackssache. Ein weiteres Hightlight ist der Soundtrack – Capcom versteht es einfach, ihre Beat’em Ups mit stimmigen, einprägsamen, aber niemals aufdringlichen Melodien zu unterlegen.
Der Online-Modus ist dank der zahlreichen Gems und Team-Kombinationen vielseitig und läuft problemlos. Zwar ist es mir immer noch lieber, meine Kumpels Auge in Auge virtuell zu vermöbeln, allerdings hat „Street Fighter X Tekken“ auch online seinen Reiz – vor allem, wenn man irgendwann ein Match gewinnt, nachdem man zuvor ohne Ende aufs Maul bekam.
Zur vorliegenden PS3-Version sei gesagt, dass ihr nicht nur ganze fünf Bonus-Charaktere gegenüber der Xbox 360 – Cole (seines Zeichens Protagonist von Sonys „inFamous“-Franchise), Pac-Man, Mega Man und die beiden Kätzchen Toro und Kuro (die Maskottchen von Sony Japan) – bekommt, sondern das Spiel nur optional installiert werden muss. Entscheidet ihr euch für die Installation, profitiert ihr von deutlich kürzeren Ladezeiten, allerdings bleibt „Street Fighter X Tekken“ auch von der Blu-ray tadellos spielbar – sowas würde ich gerne bei mehr PS3-Titeln sehen.
Fazit, Sebastian Meinke
Zugegeben, „Street Fighter X Tekken“ ist im Prinzip nichts als „Street Fighter IV“ mit „Tekken“-Charakteren und kleinen Erweiterungen im Kampfsystem – na und? Es spielt sich butterweich, ist relativ gut ausbalanciert und die Erfüllung für all jene, die schon immer einmal mit Ryu und Ken gegen Jin und Hwoarang antreten wollten. Von mir gibt’s jedenfalls eine klare Kaufempfehlung.
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