Review: Kingdoms of Amalur – Reckoning (PC)

Das Schicksal liegt nicht in der Hand des Zufalls, es liegt in deiner Hand. Warte nicht darauf, sondern bezwinge es! Greife zu den Waffen, erhebe deine Stimme und trete für eine Seite ein! Ob es ein Fluch oder ein Segen ist, vom Schicksal übergangen worden zu sein? Finde es selbst heraus! „Kingdoms of Amalur – Reckoning“ erwartet dich!

Der Status quo

Die Welt Amalur ist vom Krieg zerrissen. Die Thuata – ein Teil der magisch begabten und unsterblichen Feien – wollen alle sterblichen Völker vernichten. Der schicksalshafte Ausgang des Krieges scheint schon in Stein gemeißelt zu sein. Doch was passiert, wenn jemand auf das Schlachtfeld tritt, der nichts mit dem Schicksal zu tun hat? Eine Spielfigur auf dem Schachbrett des Lebens, die ihre Züge selbst bestimmt?

Das Ende

Aller Anfang hat ein Ende – oder? In „Kingdoms of Amalur – Reckoning“ ist das Ende der Anfang. Der schicksalslose Held fällt nämlich gleich im Anfangstrailer durch die Hand der übermächtig erscheinenden Thuata. Wie der Zufall es will, finden wir uns auf einem Karren wieder, der von zwei Gnomen geschoben wird. Wir sind allerdings noch immer tot.

Der Anfangstrailer geht fließend in die Charaktererstellung über, in der der Spieler aus einem großen Portfolio seinen Charakter nach eigenen Wünschen gestalten – oder verunstalten – kann. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und so sieht man sich recht schnell einem glatzköpfigen, Schnurrbart tragenden Menschen gegenüber, der mit riesigen Waffen auf Gegnerhorden eindringt. Aber ich möchte nicht allzu weit vorgreifen. Durch ein Experiment mit dem Seelenschleier gelangen wir wieder zurück ins Leben. Jedoch ohne ein lästiges Schicksal!

Schlächter

In den meisten Rollenspielen muss man sich auf eine Spezialisierung festlegen – ob man als listiger Bogenschütze die Gegner aus der Ferne eliminieren, den Gegnern breitbeinig mit einem gigantischen Schwert oder Kampfhammer gegenübertreten, oder sie leise aus dem Hinterhalt erdolchen will – nicht so in der bunten Welt von Amalur. Es gibt zwar auch hier all diese Klassen – unter denen man wiederum einen weitläufigen Skillbaum zur Verfügung hat – die Grenzen zwischen ihnen verschwimmen jedoch. Es steht jedem frei, einen kriegerischen Bogenschützen mit einem riesigen Hammer auf dem Rücken und einem mächtigen Zaubern in den Händen zu spielen. Auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Das Spiel motiviert einen geradezu von den  üblichen Standards abzuweichen und seine eigene Kreation aufs Schlachtfeld zu schicken.

Verskillt!

Was sich dermaßen toll anhört – und nebenbei mit einer solch gigantischen Fülle aufwartet, muss eigentlich zwangsweise zu Fehlern führen. „Kingdoms of Amalur – Reckoning“ negiert das jedoch gleich zu Anfang der Hauptquest. Habt ihr euch beispielsweise im tutorialartig aufgebauten ersten Level „verskillt“, so bietet euch das Spiel die Möglichkeit, all eure Skillpunkte zurücksetzen zu lassen und sie neu verteilen zu können. Solche Möglichkeiten sein Schicksal aufzulösen bieten sich über die gesamte Spielzeit hindurch in regelmäßigen Abständen immer wieder an. Wie es aber bei allem in Amalur ist, so hat auch das seinen Preis. Je höher euer Level ist, desto mehr Goldmünzen müsst ihr für eine neue, unbelastete Zukunft zahlen. Pro Stufenaufstieg bekommt man drei Skillpunkte, die man beliebig auf jedem Baum verteilen kann.

Krieg!!!

Schon im Tutorial müsst ihr euch durch Gegnerhorden schlagen und diese auf möglichst effektive Art zerlegen. Selten führt ein unüberlegter Kampf zu einem guten Ende. Das gilt auch – oder gerade – in der Welt von Amalur. Versteift sich der Spieler zu sehr auf die ein oder andere Methode, oder klopft nur wie wild auf die linke Maustaste, so wird er früher oder später – erfahrungsgemäß früher – seinem eigenen Ende entgegenblicken.

Die „Hack and Slay“-artige Kampfstruktur lässt dabei wenig Spielraum für Fehler. Jeder Gegner hat seine eigene Schwachstelle, die der Spieler erst finden muss, um sich gegen seinen Gegner behaupten zu können. Hat man den Dreh jedoch erst mal raus, sieht man seinen Helden in großartigen Sprüngen über den Monitor flimmern und einen Gegner nach dem anderen zu zerlegen.

Die Tatsache, dass unser Held über kein Schicksal verfügt, kommt noch mit dem ein oder anderen positiven Nebeneffekt daher. So bekommt ihr beispielsweise für vollendete Angriffskombinationen Schicksalspunkte gutgeschrieben, die ihr im folgenden Spielverlauf für den Schicksalsmodus verwenden könnt. In diesem Modus verlangsamt sich die Zeit um euch herum und eure Angriffe nehmen an Stärke und Geschwindigkeit zu. Habt ihr erst einmal einen Gegner am Boden liegen, könnt ihr ihn mit einem Specialmove hinrichten. Durch diese Moves bekommt ihr zusätzliche Erfahrungspunkte gutgeschrieben – und es sieht verdammt episch aus!

Items

Genreüblich bekommt der Spieler nach Vollendung einer Quest – oder einfach nach dem Niedermetzeln zahlloser Feinde – Gold und Items. Habt ihr mit eurem Hammer zu vielen Golems den Schädel eingeschlagen, werdet ihr feststellen, dass eure Waffe langsam aber sicher das zeitliche segnet. „Kingdoms of Amalur – Reckoning“ wartet nämlich mit einem Verschleißmodus auf. Jegliche Items, die ihr in eurem Spiel verwenden könnt, werden bei Gebrauch abgenutzt und müssen früher oder Später repariert werden.

Ein großes Manko sind jedoch die Items an sich. Es gibt einige epische Items, mit denen zum Beispiel das Kämpfen richtig Spaß macht und die auch ein ansprechendes Äußeres haben. Doch leider sind diese Items recht rar und das Spiel beschenkt den Spieler nur selten mit einer wahrhaft epischen Waffe. Zudem sehen viele der Items äußerlich gleich aus. So ist beispielsweise ein großer Steinhammer vom äußerlichen her in keinster Weise von einem anderen Modell seiner Art zu unterscheiden.

Bewegungsfreiheit

Auch in puncto Bewegungsfreiheit weist die Welt von Amalur einige Schwächen auf. So kann man nur an bestimmten Stellen springen, stößt schon bei der leichtesten „Abkürzung“ auf unsichtbare Barrieren, und ist ständig an den stark linearen Weg gefesselt. Der einzige Trost ist die Welt, die man dabei entdeckt, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde. Und natürlich die Gegnerhorden, durch die man sich laufenden Schrittes hindurcharbeitet und auch gerne mal einen längeren Zeitraum darauf verwendet, sie ins nächste Leben zu befördern, als eigentlich nötig gewesen wäre.

Fazit

„Kingdoms of Amalur – Reckoning“ ist ein klasse Spiel, dass dem Spieler viele vergnügte und actiongeladene Stunden zu bieten hat. An ein „Skyrim“ kommt es zwar nicht heran, geht im Vergleich damit jedoch auch nicht mit wehender Fahne unter. Klar, die Items hätten weiter verfeinert sein können, die Bewegungsfreiheit nicht ganz so stark eingeschränkt, und bei den Specialmoves hätte anstatt bloßer Erfahrung auch mal das ein oder andere besondere Item herausspringen können, aber alles in allem macht es Spaß sich durch die Gegnerhorden zu metzeln und die ansonsten bunte und lebendige Welt von Amalur zu erkunden!

Bilder:
Electronic Arts GmbH / EA.com

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