Review: Kirby’s Adventure Wii (Wii)

Kirby in Reinkultur. Hat Nintendos pinkstes Maskottchen noch das Zeug der Jump’n’Run Welt den Atem zu verschlagen oder ging den Entwicklern bei der Programmierung die Puste aus?

 

Old-School Kirby ist zurück

Rund, pink und unglaublich knuddelig. So kennt und liebt man den rosa Wonneproppen aus dem Traumland. Konsolenspieler bekamen den unscheinbaren Helden in seinem ursprünglichen Element zuletzt auf dem Nintendo 64 zu Gesicht. Dazwischen gab es ein Rennspiel, Auftritte in Super Smash Brothers und eben Kirbys magisches Garn. Das war zwar ein traditionelles 2D Jump’n’Run mit Kirby, brachte aber viele serienuntypische Spielmechaniken mit sich. Kirby’s Adventure Wii hingegen ist wieder ein reinrassiger Kirbytitel, mitsamt den bekannten Fähigkeiten wie dem Einsaugen und Kopieren von Gegnerfähigkeiten.

Die Story ist Kirby-typisch sehr simpel. Ein Raumschiff kracht aus dem Orbit in Kirbys Dreamland. Der Raumfahrer erweist sich als freundlicher Geselle, kann jedoch nicht mehr nach Hause zurückfliegen, da das Schiff schwer beschädigt ist. Die Reparatur kann auch nicht unverzüglich starten, da sich die Teile des Raumschiffs beim Absturz über den gesamten Kontinent verteilt haben. Kirby, König Nickerchen, Waddle Dee und Meta Knight versprechen, dem gestrandeten Astronauten zu helfen und brechen sofort auf.

Kenner der Videospielreihe werden jetzt laut „Stopp!“ rufen. Warum spaziert Kirby mit seinen Erzrivalen los? Die Antwort ist: Weil man nun gleichzeitig zu viert spielen kann, ohne dass jeder Kirby nehmen muss. Storytechnisch macht das ganze keinen Sinn. Muss es auch nicht. Es ist Kirby.

Vier Feinde, die nun die vier besten Freunde sein müssen

Im Spiel macht die Einbindung auf jeden Fall Sinn und auch Laune. Meta Knight kann eine Weile fliegen und weiß geschickt sein Schwert zu führen, Waddle Dee ist durch seinen Speer im Fernkampf bewandert und König Nickerchen lässt es mit seinem Hammer richtig krachen.  Ein Spieler muss jedoch Kirby nehmen. Nur er besitzt die Saugfähigkeit und kann damit Hindernisse aus dem Weg räumen, bei denen die Anderen verzweifeln.
Um den Vier Spieler Modus zu nutzen, müsst ihr jedoch eure Freunde zu Hause auf der Couch haben. Eine Online Co-Op Funktion gibt es nicht.
Außer dem Chaos, welche vier Spieler mit sich bringen, gibt es jedoch keine spielerischen Veränderungen. Die Welten sind nicht angepasst und auf eine erhöhte Gegnerzahl darf man auch nicht pochen. Da das Spiel schon im Singleplayer nicht sonderlich schwer ist, machen vier Spieler dadurch den Titel zu einem reinen Spaziergang. Solange Spieler Eins nicht sein Leben verliert, ist die Truppe quasi unverwundbar. Eine Herausforderung werdet ihr bei Kirby also nicht finden, was dem Titel jedoch nicht seinen Spaß nimmt. Besonders mit neuen Spielern oder bei einem von anderen, schwierigeren Spielen dominierten Spieleabend, ist der geringere Schwierigkeitsgrad sehr willkommen.
Wenn ihr dennoch ein wenig Herausforderung aus dem Spiel kitzeln wollt, könnt ihr versuchen, alle versteckten Zahnräder des Levels zu finden. Diese sind teilweise sehr gut versteckt und nur mit einem wachsamen Auge und viel Experimentierfreudigkeit zu entdecken.

Kirby wie er saugt und spuckt
Experimentierfreudigkeit, das war schon immer ein Markenzeichen der Kirbyreihe. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Kirbys Verwandlungsfähigkeit zum Ausprobieren einlädt. Die Frage, in was und ob sich Kirby überhaupt verwandelt, wenn dieser oder jener Gegner aufgesaugt wird, faszinierte seit NES-Zeiten. Die Serie probierte sich in den letzten Jahren aber auch am essentiellen Gameplay aus. So wurden Versuche unternommen, Kirby nur anhand von Linienzeichnung zu steuern, ihn zu verzehnfachen oder ihn in ein aus Garn geschneidertes Land zu entführen. Kirby’s Adventure Wii konzentriert sich jedoch erneut wieder auf den kleinen runden Hauptcharakter und lässt alle zuvor gewagten Experimente links liegen. Sehr viel klassischer als Kirby hier ist, war er nie gewesen. Es gibt nur zwei Elemente, die das Kirby-Prinzip ein wenig auflockern. Da sind zum einen die Superfähigkeiten, die Kirby Kräfte verleihen, welche den ganzen Bildschirm abdecken können, beispielsweise ein riesiges Schwert, das Kirby zum Zerstören von Levelbarrieren einsetzt. Überhaupt sind die Superkräfte gewählt plaziert und werden für die Beendigung des Levelabschnittes unbedingt gebraucht. Die andere Neuerung ist eine stärkere Saugkraft, die durch Schütteln der Wii-Remote ausgelöst wird. Damit kann Kirby mehrere Gegner, Gegenstände und sogar auch die anderen Mitspieler einsaugen und als riesigen Stern durch das Level schießen.
Da hört es dann aber mit den Neuerungen auch schon auf. So ziemlich dieselben Gegner, Umgebungen und auch Endgegner, die man von den klassischen Kirby-Teilen kennt. Das mag Fans der alten Teile freuen, besonders da dieses klassische Spielprinzip auf Konsole zuletzt vor ca. zehn Jahren aufgesetzt wurde. Aller Nostalgie zum Trotz wird man jedoch nicht das Gefühl los, dass da mehr gegangen wäre. Besonders, wenn man Kirby’s Adventure Wii mit anderen, aktuellen Jump’n’Runs vergleicht, fällt die Stagnation der Serie stark auf.

So harmlos, wie Kirby immer schon gewesen ist

Optisch besinnt sich Kirby’s Adventure Wii ebenso auf alte Tugenden zurück. Bunt, schlicht und unheimlich knuddelig. Alles in der Welt ist irgendwie abgerundet und versprüht einen naiven Kinderzimmercharme. Scharfe Texturen werdet ihr hier ebenso wenig finden, wie aufregende Inszenierungen. Dafür wirkt alles stimmig und lädt zur gemütlichen Runde ein. Merkwürdig sind jedoch die Ruckler, welche dann und wann das Geschehen zum Stottern bringen. Bei einem solch technisch zurückhaltenden Spiel verwundern solche Umstände stark. Glücklicherweise sind die Framerateeinbrüche nie so ausschlaggebend, dass sie das Spielgeschehen beeinträchtigen.
Der Sound ist ebenfalls klassich. Neu aufgesetzte Stücke alter Kirbyteile, gepaart mit einigen fröhlich stimmenden neuen Kompositionen. Auch wenn euch diese Lieder, bis auf die Hauptmelodie, nicht im Kopf bleiben werden, so passen sie doch perfekt ins Spielgeschehen.

Fazit
Kirby’s Adventure Wii lässt sich mit einem Wort ganz gut beschreiben: Seicht. Von dem Gameplay über die Grafik bis zum Sound lädt der Titel zum lässigen Spielen mit Freunden ein, bei dem man sich keinen Kopf um verärgerte Mitspieler machen muss. Die Spieler werden nicht mit Eingabeanforderungen oder umwerfend toll aussehenden, grafischen Effekten bombardiert. Hier sind das harmonische Zusammenspiel der Spieler und der Charme der Kirbywelt alles, was der Titel an die Oberfläche fördern möchte.
Das Spiel ist für die meisten älteren Singleplayerzocker jedoch ein Stück zu einfach. Zwar ändert der Vier-Spieler Multiplayermodus nichts an diesem zu geringen Schwierigkeitsgrad und macht dieses einfache Spiel eben noch einfacher, doch lässt der Spaß mit Freunden den Mangel schnell in den Hintergrund geraten. So ist Kirby am besten für Leute zu empfehlen, die häufiger Besuch zu Hause haben und diese zu einer lockeren Zockpartie begeistern wollen. Auch für junge Spieler ist Kirby’s Adventure Wii ein guter Einstiegstitel. Alle anderen seien auf jeden Fall auf die totale Harmlosigkeit des Spiels aufmerksam gemacht. Herausforderungen findet ihr hier nicht und im Kopf behalten werdet ihr den Titel auch nicht. Dafür ist er eben einfach zu seicht.

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