Anonymous – Ein Robin Hood außer Kontrolle

Anonymous

Ein Kommentar

2011 stand im Zeichen von Anonymous. Nach Angriffen auf unzählige Websites durch das ganze Jahr verteilt, fiel als krönender Abschluss nun die Sicherheitsfirma Stratfor zum Opfer. Die Gruppierung von Netzaktivisten ist mittlerweile selbst weniger Internetversierten ein Begriff. Ihre Methoden sind und bleiben dabei zweifelhaft.

Stratfor reiht sich ein in eine Liste von unzähligen Firmen und Organisationen, die 2011 in das Fadenkreuz der Netzaktivisten gerieten. Zu Beginn des Jahres fiel der Elektronikriese Sony der Gruppierung zum Opfer. Dies war zugleich die Tat, welche mit Abstand das meiste Medienecho auslöste. Es folgten Angriffe auf die Internetpräsenz Irans, die der GEMA sowie auf die Website von RTL im Zuge der Gamescom-Berichterstattung, um nur einige Beispiele zu nennen.

Mit dem Angriff auf Stratfor fiel nun zudem eine weitere moralische Grenze. So wurden nicht nur Datensätze entwendet und inzwischen im Internet veröffentlicht. Es wurde außerdem auf die Bank- und Kreditkartenkonten mehrerer Kunden Stratfors zugegriffen, um unautorisierte Überweisungen an verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen zu tätigen. Das Geld, das „den Reichen weggenommen und den Armen gegeben wurde“, brachte Anonymous in diesem Zusammenhang mehrere Vergleiche mit Robin Hood ein.

Dass die Gruppierung ohne Führungsperson und selbst organisiert ist, ist jedoch Fluch und Segen zugleich. Es gibt keinen Anführer, der sich zum Weltverbesserer aufschwingt oder den verbitterten Kampf gegen eine Ideologie ausruft. Der Mikrokosmos regiert und kontrolliert sich selbst. Auf der anderen Seite fehlt diesem modernen Robin Hood die Linie, die Kontrollinstanz, die Transparenz.

Abgesehen davon haftet Anonymous noch ein grundphilosophisches Problem an: Wer gibt ihnen das Recht, digitale Angriffe auf Organisationen auszuüben, oder über fremdes Eigentum zu bestimmen? Wer richtet darüber, welches Verhalten einer Firma fragwürdig ist und welches nicht? In letzter Instanz handeln sie nach einer eigenen Rechtsprechung, die nur sie allein aufgestellt haben. Selbstjustiz ist jedoch aus gutem Grund in wohl keinem Staat der Erde mehr legal.

Ohne Zweifel ist jedoch die Tatsache, dass Anonymous Macht hat. Digitale Sicherheit ist eine Illusion, der die größten Institutionen nun regelmäßig zum Opfer fallen. Die Konsequenzen lesen wir nun tagtäglich in der Zeitung. Es bleibt nur das blinde Vertrauen, dass der außer Kontrolle geratene Robin Hood diese Macht nicht eines Tages ausnutzt.

Bild:
(cc-by) gaelx / Flickr.com

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