Pro Konsole ein „Mario Kart“ – so lautet die Erfolgsformel im Hause Nintendo und diese hat sich seit den 1990ern, als der erste Mario-Racer auf dem Super Nintendo erschien, nicht geändert. Der Verdacht lag also nahe, dass auch für den 3DS ein Ableger folgen musste: Mit einigen Neuerungen, vielen neuen sowie klassischen Strecken und selbstverständlich in echtem 3D.
Beim nunmehr siebten Streich der „Mario Kart“-Serie geht Nintendo lieber auf Nummer sicher. Wer größere Veränderungen sucht, wird bei „Mario Kart 7“ lange suchen müssen. 32 Strecken warten auf die Funracer-Fans unter euch, davon 16 neue und 16 klassische Strecken. Am Anfang stehen euch auch gleich acht Fahrer zur Verfügung, zwischen denen ihr auswählen könnt. Wer die üblichen Grand-Prix-Wettbewerbe mit bravour meistert und ordentlich Münzen einsammelt, bekommt weitere Charaktere zur Auswahl – nicht zuletzt auch das eigene Mii. Die neuen und klassischen Strecken können dabei sowohl im lokalen Netzwerk mit bis zu acht 3DS-Geräten als auch online mit bis zu sieben weiteren Mitstreitern gespielt werden. Soweit so üblich – bis hier her hört sich das alles noch nach ziemlich alter Schule an. Ist es auch!
Pimp my Kart, baby!
Eine wesentliche Neuerung bei „Mario Kart 7“ ist das sogenannte Kart-Tuning. Mit den Münzen, die ihr während den Online- und Offline-Rennen sammelt, werden weitere Tuning-Bauteile und Fahrzeuge freigeschaltet, mit deren Hilfe ihr eure Vehikel ein wenig individualisieren und natürlich auch fahrtechnisch verbessern könnt. Leider kommen die durchgeführten Änderungen – mit Ausnahme besonders schwerer und großer Reifen, die euch bei der Beschleunigung deutlich verlangsamen – auf der Strecke nicht besonders gut zum Tragen. Hier wäre vom Feeling her noch deutlich Luft nach oben gewesen, denn vor allem marginale oder auch größere Veränderungen beim Tuning hinsichtlich der Maximalgeschwindigkeit merkt man am Bildschirm und auch am Fahrergebnis so gut wie gar nicht.
Zu Luft, zu Wasser
Eine besonders coole und sinnvolle Neuerung sind die Tauchfahrten, die man auf der einen oder anderen Rennstrecke unternehmen darf. Wer bei „Mario Kart 7“ versehentlich ins Wasser fällt, muss nicht mehr darüber fluchen, Zeit und vor allem Münzen durch die Bergung aus dem Wasser verloren zu haben, sondern kann schlicht und einfach das Rennen in den meisten Fällen unter Wasser fortsetzen. Ist man einmal ins Wasser gefallen, wird der Antrieb durch eine Schiffsschraube ersetzt. Einziges Manko: Die Steuerung unter Wasser ist äußerst schwerfällig und auch die Geschwindigkeit lässt deutlich nach. Nicht jede Abkürzung, die man so unter Wasser nehmen könnte, bringt dadurch zwangsläufig auch eine Zeitersparnis – das muss man aber im Einzelfall selbst herausfinden.
Ein weiteres Feature sind die Flugpassagen, die zwischendurch eingelegt werden müssen. Hierbei gilt es, die Kontrolle über sein Fahrzeug ebenso zu behalten wie den idealen Landepunkt ausfindig zu machen. In der Luft ist man zwar in aller Regel schneller unterwegs als auf der Straße oder zu Wasser, aber auch hier gilt: Nicht jede Absprungschanze bedeutet auch gleichzeitig einen klaren Vorsprung vor dem Gegner.
Generell sind die Strecken von “Mario Kart 7″ sehr offen gestaltet. Nicht jeder Absturz – außer er ist wirklich sehr offensichtlich – wird mit einer Bergung bestraft, die viel Zeit und vor allem Münzen kostet. Es empfiehlt sich ebenso, gelegentlich einen Blick auf den unteren Bildschirm des 3DS zu werfen: Hier werden nämlich gerne auch mal Abkürzungen verraten, die besonders bei Zeitfahrten gegen Online-Geistdaten sehr wertvoll sein können.
Items
Auch hinsichtlich der Items hat sich im Vergleich zu den Vorgängern einiges getan. Da wäre zum Beispiel der Tanuki-Schweif, ein Waschbärenschwanz, mit dessen Hilfe ihr eure Gegner von der Strecke fegen oder einfach den einen oder anderen roten oder grünen Panzer abwehren könnt. Auch neu hinzugekommen ist endlich die Feuerblume. Mit ihr könnt ihr den Gegnern vor und hinter euch ordentlich einheizen. Auch die „Lucky 7“, wo sieben verschiebene Items um euch herum kreisen, ist nicht wirklich übermächtig. Allerdings ist sie meistens Spielern vorbehalten, die auf den hinteren Rängen gastieren. Aber Vorsicht: Wer die „Lucky 7“ hat, sollte aufpassen, nicht ungewollt mit anderen Gegnern zu kollidieren. Sollte eines der Items ein gegnerisches Fahrzeug treffen, bevor ihr es abwerfen konntet, könnt ihr dabei auch gerne mal selbst mit drauf gehen – und dann verteilen sich die übrigen Items auf der Strecke und können wiederum von anderen Mitspielern verwendet werden. Übermächtig erscheint dagegen wieder der legendäre blaue Panzer. Auch er ist meistens Spielern vorbehalten, die eher weiter hinten mitfahren, kommt allerdings – im Vergleich zu „Mario Kart Wii“ – deutlich seltener vor. Üppige Materialschlachten, wie man sie noch von der Wii kennt, bleiben also größtenteils aus – fahrerisches Können und Streckenkenntnisse ist bei „Mario Kart 7“ wieder deutlich mehr gefragt als reines Glück bei der Item-Auswahl!
Cockpitansicht
Besonders interessant bei „Mario Kart 7“ ist die Cockpitansicht, mit deren Hilfe der 3D-Effekt erst so richtig zur Geltung kommt. Zusätzlich hat man hier noch die Möglichkeit, mittels Bewegung das eigene Kart zu steuern. Aber Vorsicht: Auch hier empfiehlt es sich – wie bei einer Vielzahl anderer 3DS-Spiele -, entweder die Bewegungssteuerung ganz abzuschalten oder den 3D-Modus zu deaktivieren. Mich würde tatsächlich mal interessieren, wie sich Nintendo den vollen 3D-Genuss mit bewegungssensitiver Steuerung vorstellt, denn auch bei „Mario Kart 7“ ist das unmöglich, da man zwangsläufig irgendwann den Blickwinkel für den 3D-Bildschirm verlässt und alles doppelt sieht. Aber wenn man mal von dem kleinen Manko absieht, das sich beseitigen lässt, dann ist diese Cockpitansicht sinnvoll integriert. Besonders anspruchsvoll wird sie bei Flugpassagen: Hier ist dann richtiges Fingerspitzengefühl gefragt, um tatsächlich dort zu landen, wo man hin will.
Multiplayer
Auch „Mario Kart 7“ kommt wieder mit einem Online-Multiplayer daher. Kenner der DS- und Wii-Vorgänger kennen sicherlich noch den Ärger mit den Freundescodes, die man untereinander tauschen musste, um sich in die spielspezifischen Freundeslisten eintragen zu können. Dies fällt beim 3DS zumindest zum Teil flach. Zwar greift das Spiel auf die lokale Freundesliste des 3DS-Systems zurück, was schon mal ein Fortschritt ist, rückständig wird es aber spätestens bei der Community-Funktion. Diese ist nett anzusehen, aber – wie es sich für Nintendos Online-Versuche gehört – äußerst unpraktisch zu bedienen. Jede Community hat zwar einen Namen, aber kann nur mit Hilfe eines mehrstelligen Codes gefunden werden. Sinn? Erschließt sich mir hier nicht. Das Feature wäre mit einer reinen Volltext-Suche und einer sinnvoll gestalteten Übersicht so viel schöner gewesen. So erscheint einem der „organisierte Rennspaß“ allerdings unausgereift und einfach nur aufgesetzt.
Nichtsdestotrotz sind die Online-Partien unglaublich fordernd und machen jede Menge Spaß. Da man nicht zwangsläufig über das Community-Feature auf Gegnersuche gehen muss, sondern einfach auch Random gegen alle Welt zocken kann, ist hier auch der Einstieg sehr einfach gehalten. Auf dem Startbildschirm hat man die Wahl zwischen „Global“, „Freundesliste“ und „Communitys“ – das war ’s. Wer auf ein schnelles Match aus ist – ganz gleich ob in Form eines Rennens oder in der klassischen Ballonschlacht – wird hier sofort zurecht kommen.
Fazit
„Mario Kart 7“ kommt insgesamt sehr konservativ daher, was allerdings nicht zwangsläufig schlecht sein muss. Es ist dennoch sehr gut spielbar und im Gegensatz zum Wii-Vorgänger wieder deutlich besser ausbalanciert. Mich persönlich freut es, dass nicht mehr ausschließlich Itemluck über Sieg oder Niederlage entscheidet, sondern auch fahrerisches Können und Streckenkenntnis. Die neuen Strecken sind sehr gut gestaltet und auch die alten Klassiker wurden liebevoll aufbereitet. Einzig die Neuerungen hätten etwas ausgereifter und tiefgreifender sein können – darunter unter anderem das Kart-Tuning und die Community-Funktion. Insgesamt ist es aber einmal mehr der Spielspaß, der zählt – und der kommt auch beim siebten Teil der „Mario Kart“-Reihe nicht zu kurz. Auch hier hat das alt bewährte Rezept, das hinter „Mario Kart“ steckt, wieder sehr gut funktioniert und regt zu monatelangem Spielspaß an. Also: Gebt Gas!
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