Review: Grotesque Tactics 2 (PC)

Teaser
Genießt durch dieses Rollenspiel eine witzige und gelungene Atmosphäre in einer scheinbar hoffnungslosen Welt und rettet die letzten Überlebenden vor dem sicheren Hungertod, indem ihr euch durch zahlreiche Kämpfe schlagt, ängstlichen Helden hinterher räumt und der Obrigkeit Donuts kredenzt.

Es war einmal
Der Hintergrund von “Grotesque Tactics 2“ ist sein Vorgänger. Doch den müsst ihr nicht einmal ansatzweise kennen, um dieses Spiel genießen zu können. Denn „Silent Dreams“ hat eure Spielfigur, den depressiven Kommandanten Drake, mit einer Heldenamnesie belegt. Er erlebt diese Geschichte also so unvoreingenommen wie ihr. Im Spielverlauf wird es “Freunde“ geben, die ihn an damalige Geschehnisse erinnern, um einzelnen Inhalten Sinn zu geben. Ihr erfahrt in einem kleinen Prolog, dass damals das geliebte Glory auf der Welt Grotesque bezwungen worden ist. Aber die letzten Bürger konnten den Angriff der Dark Church in den Katakomben einer Kirche vereiteln und einen nahezu vollkommen Sieg erreichen. Doch es überlebte ein alles verschlingender Nebel und hindert seit dem alle Verbliebenen daran, aus den Katakomben zu entkommen. Nun wird allerdings so langsam die Nahrung knapp und der damalige Retter, Halbgott und Mentor eures Helden der überschätze Holy Avatar ist verschwunden. Nun liegt es an euch das Zepter der Errettung aufzunehmen und die Geschichte neu zu schreiben.
Leider ist die Story bei weitem nicht so tief wie es scheint, aber dafür ist sie gut erzählt, was vor allem durch eine Vollvertonung der Dialoge erreicht wird. Der Schwerpunkt dieses Spieles liegt im Humor.

Witz komm raus
Der Humor ist einerseits vielfältig und andererseits oberflächlich.
Er zieht über zahllose Spiele, Filme und andere Medien her. Je breitgefächerter euer eigenes Wissen ist, umso mehr Andeutungen erschließen sich euch. Allerdings beruht er nicht nur auf diesen Bezügen. Es kommt jede Art von Witz zum Vorschein. Unter anderem der eher derbe Humor, durch die Jungfrauen des Holy Avatars und Latex tragenden Krankenschwestern. Und sogar ein wenig Slapstick, denn sollte im Kampfverlauf ein Held mit seinem Schlag mal voll daneben langen, schmeißen sie entweder ungewollt ihre Waffen fort oder fallen unsanft auf den Boden. Da passiert jedem Wesen ein eigenes Missgeschick.
Auf der anderen Seite ist der Humor leider wenig geistreich. Vielschichtige Scherze sollte man niemals erwarten. Das mag dem einen gefallen und dem andren fehlen. Da liegt auch das Problem. Dieses Spiel will sich bewusst durch den Witz definieren und zelebriert ihn auch an jeder Ecke, aber durch den breitgefächerten Spaß wird eine Person nie das ganze Spiel als lustig empfinden.

Die Heldengruppe
Ihr werdet diesen Jux natürlich nicht alleine erleben. Euch werden Gefährten an die Seite gestellt. Doch zuerst müsst ihr eine Gilde gründen, um überhaupt Aufträge annehmen zu dürfen. Dies ist der erzählerische Übergang vom Prolog in das aktuelle Geschehen.
DrakeNachdem ihr erfolgreich eine Gilde gegründet habt, um die Reste Glorys zu retten schließen sich euch nach und nach Helden an. Dies kann man glücklicherweise nicht beeinflussen, denn diese Vielzahl an verrückten Individuen sind eine liebenswerte und schlagkräftige Truppe, aber auch die Hölle für jeden Kommandanten. Doch beginnen wir mit eurer Hauptfigur.
Es handelt sich um Drake. Er ist eigentlich ein depressiver Fechtmeister, der aber unter der Heldenamnesie leidet. Sprich er hat alles vergessen was im ersten Teil von „Grotesque Tactics“ geschah. Er war schon dort ein Kommandant und im Laufe der Geschichte stößt er immer wieder auf Nutznießer seiner Krankheit. Sei es ein Goblin der nun bei Drake schuldenfrei ist oder ein Skelett, dass sich auf eine angeblich tiefe Freundschaft beruft.
Als Partner werden ihm ein paar schräge Subjekte an die Seite gestellt.
Als Heiler begleiten euch der Engel Angelina, sie ist leicht in Drake verschossen und Norai, ein Meisterkoch der von dem imaginären Drachen Master Lu` begleitet wird.
Als Kämpfer in vorderster Front stehen euch die untote und immer hungrige Sweet Violence und der Söldner Deacon, der sich wider jeder Vernunft in die Untote verliebt hat, zur Verfügung.
Zu guter Letzt schließt sich euch noch die Bogenschützin Candy an. Selten unfähig und blöd, ist sie doch im Spielverlauf kaum noch wegzudenken, da sie schneller lernt als der Rest der Gruppe es ihr zugetraut hätte.

Spielablauf
Ihr bewegt euch durch die Welt von Glory in der Regel in Echtzeit. In “Grotesque Tactics 2“ muss man mit vielen Figuren reden. Dabei bereist ihr die Bereiche der letzten Überlebenden alleine und außerhalb der sicheren Zuflucht in eurer Gildengruppe. Sicher ist sicher. Denn sobald sich die Truppe aufmacht und das Heim verlässt, wird es zwangsläufig zum Kampf kommen. Und in einen Kampf wird die Zeit in Runden gepresst. In diesen habt ihr nun die Möglichkeit Fähigkeiten, Bewegungen und Tränke zu nutzen, um dem Gegner letztendlich den Gar auszumachen. Hierbei werden alle am Kampf beteildigten zu Beginn nach ihrer Initiative geordnet und in der Auflistung nach einander mit den eigenen Zügen bespielt.
Ihr könnt die Schwierigkeit zwar in drei verschiedenen Stufen wählen, aber eine wirkliche Herausforderung bleibt aus. Das liegt vor allem daran, dass “Grotesque Tactics 2“ kaum taktische Tiefe bietet. Die Gegneraktionen sind stark vorhersehbar und strategische Möglichkeiten gibt es kaum.

Technik
Die Optik dieses Werkes ist kein Meisterstück. Die Böden und Wände sind relativ monoton, auch gibt es so etwas wie einen Horizont nicht, denn die nahe Vogelperspektive reicht nicht über das Spielfeld hinaus und hätte ein wenig mehr Übersicht gewähren können. So ist euer Bild relativ übersichtlich, aber einfach. Und es ist eure Aufgabe die Kamera immer mal zu drehen, um für Quests Gegenstände zu entdecken. Transparente Wände gibt es nicht. Allerdings ist das auch schon das einzig negative. Denn die Entwickler haben die Spielwelt mit Details gespickt, die manchmal schwer zu entdecken, aber immer ein Blick wert sind. Die Portraits und Darstellung aller Beteiligten, Gegenstände und Kleinigkeiten sind nicht immer gestochen scharf geschaffen. Was im Falle der leicht freizügigen Jungfrauen des heroischen Holy Avatars schade oder umso besser ist. Das liegt im Auge des Betrachters.
Die Musik reicht leider nicht einmal an die Qualität der Grafik heran. Es gibt zwar pro Gebiet, in denen ihr euch bewegt, unterschiedliche Hintergrundmusik, aber es sind kurze Stücke in einer Schleife. Dies ist schade, da doch das Hören bei diesem Spiel so wichtig ist, denn im Gegensatz zur Musik stehen die voll vertonten Texte.

Die Gespräche sind allesamt vertont und geben diesem Spiel erst den richtigen Kick. Sie sind absolut gelungen und erzeugen eine gute Atmosphäre. Zwar zerreißt die dünne Geschichte und der Humor gelegentlich die aufgebaute Stimmung, aber darüber sieht man schnell hinweg. Denn es gelingt allen Stimmen die Charaktere darzustellen. Man erkennt die Charakterzüge und auch die Stimmung in der sich die Figur befindet. Als Beispiel euer treuer Weggefährte Deacon. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht eure Mitstreiterin Sweet Violence zu beeindrucken und bei jeder Gelegenheit anzumachen. Man hört sofort an wen seine Kommentare gerichtet sind noch bevor man den Sinn erkennt. Im Gegensatz dazu ist er aber auch furchtbar ängstlich und das wimmern in der Stimme macht es nur zu deutlich. Der Engel Angelina hingegen ist sich ihrer Stärken bewusst und eigentlich sehr gelassen, doch neigt sie sehr zu Wutausbrüchen, die dann durch die Boxen hallen. Die Sprachausgabe ist noch vor dem Humor die Stärke des Spieles.

Rollenspiel
Den Begriff Rollenspiel sollte man bei “Grotesque Tactics 2“ definitiv gliedern. Einerseits in die Charakterentwicklung und dann noch in die Darstellung aller Figuren und deren Charaktere.
Ich fasse die beiden Tatsachen bewusst unter den Überbegriff des Rollenspieles. Denn durch die angenehme Vollvertonung des Spieles lernt man schnell jede Figur kennen und meist lieben.
Und anhand der Story kommt man auch mit so gut wie allen in Kontakt und merkt schnell was für ein komischer Haufen sich da zusammen gefunden hat. Komisch kann da ruhig zweideutig verstanden werden. Lustig, voll verrückt und seltsam. Die Anzahl an Figuren ist dabei überschaubar und vielschichtig ist kein Charakter. Somit hat man immer einen Überblick. Jeder hat eine Eigenschaft, diese ist aber vollkommen überzogen. Diese “Tiefe“ haben sicherlich auch andere Spiele, aber die Art der Verflechtung von Charakteren und Story ist für mich die Bezeichnung Rollenspiel wert.
Dadurch das die eigene Aufmerksamkeit durch die Vertonung auf das Spiel gelenkt wird, entgeht einem dieser Aspekt nicht und ich für meinen Teil habe das Spiel dadurch bewusster wahrgenommen und konnte besser in die Geschichte eintauchen.
Und nun das trockene, die Charakterentwicklung. Sie ist das, was man von einem Rollenspiel erwarten würde. Durch Abschließen von Aufgaben oder Aktionen im Kampf bekommen die Haudegen Erfahrungspunkte und steigen im Level auf. Sie wird darüber hinaus auch durch, für einen jeden Helden, einzigartigen Talentbaum erreicht. Jeder tapfere Recke hat seinen eigenen Talentbaum, mit auf ihm zugeschnitten Fähigkeiten und ihr könnt entscheiden in welche Richtung er sich entwickeln soll. Zum Beispiel bei eurem Engel, der aufbrausenden Angelina. Ihr habt die Wahl zwischen verbesserten Kampffähigkeiten oder Heilfähigkeiten. Ein jeder Baum ist in zwei Zweige gegliedert und schalten nach einer gewissen Menge an investierten Talentpunkten weitere Fähigkeiten frei. Dies klingt nach vielen Kombinationsmöglichkeiten, ist aber sehr übersichtlich gehalten.
Talentbaum
Als weiter Komponente der Charakterentwicklung steigern sich die Attribute, zum Beispiel Gesundheit und Mana, eines Charakters. Darauf habt ihr aber leider keinerlei Einfluss.
Die Ausrüstung ist mit 4 möglichen Plätzen mehr als überschaubar. Es gibt einen Waffen-, Rüstungs-, Schmuck-, und Ring- Slot. Allerdings gibt es auch auch nicht viel Abwechslung in diesem Bereich. Im Spielverlauf werden euch aktuelle Gegenstände vor die Füße geworfen. Ihr müsst also keine Angst haben, etwas zu verpassen.

Gegenstände und Kochen
Leider sind die Gegenstände in diesem Spiel kaum eine Erwähnung wert. Die Ausrüstungsgegenstände wurden schon in der Charakterentwicklung angedeutet. Es gibt für jeden Helden eine Art von Rüstung und Waffe, die nur diese tragen können. Und im Spielverlauf werdet ihr immer bessere Versionen finden. Aber zu keiner Zeit entwickelt sich ein Fieber, dass einem nächtelang nach solchen Sachen suchen lässt. Was aber auch gar nicht gewollt ist. Doch haben die Entwickler auch hier nicht mit ihrem Humor gegeizt. So findet man zu gegebener Zeit ein Hawaiihemd für Drake, da es ihm am Strand in seinen Lederklamotten zu heiß werden würde.
Über die Ausrüstung hinaus gibt es sonst nur noch verschiedene Arten von Tränken, die in diesem Spiel wirklich wichtig sein können. Und als Raritäten betrachtet werden können. Und Kochutensilien. Rezepte wie Mamas Leibgericht aus Spinnensalami und Insektenhack lädt zwar nicht zum probieren, aber zum schmunzeln ein.
Das Kochen, das vom Spiel immer erwähnt wird, findet im Verlauf immer Verwendung. Es dient meist als Schlüssel zu einer Aufgabe. Und die Rezepte basieren wohl auf dem mangelnden Nahrungsangebot. Ein Glück, das euer Gefährte Norai selbst aus Dreck ein Festessen zaubern kann.

Fazit
“Grotesque Tactics 2: Dungeons & Donuts“ war für mich ein sehr zweischneidiges Schwert. Mich haben leider die ausgedehnten und häufigen Kämpfe sehr genervt. Sie haben den Erzählfluss und das Erlebnis ins stocken gebracht und vereinzelnd gestört. Auch das ständige Neuausrichten der Gruppe um den Helden, bei Bewegungen, hat zu häufig Probleme bereitet. Oft ist ein Gruppenmitglied in andere, noch unerforschte, Räume gerannt. Nur weil dort vom Abstand her, sein Platz gewesen wäre. Dadurch löste er Kämpfe aus und aufgrund der Distanz zum Rest der tapferen Recken war er ein gefundenes Fressen für die Bösewichte. Auch ist die Kameraführung im Kampf für mich nervenaufreibend gewesen, da sie sich immer wieder zwingend auf den aktiven Hau-drauf ausrichten musste. Und als letzten Kritikpunkt habe ich noch einen Fehler im Spiel aufzuzählen. Durch diesen Fehler konnte ich das Spiel leider nicht beenden, obwohl er laut Patch bereinigt sein sollte. Doch nun genug des meckerns. Wie ihr gemerkt habt bezieht sich meine erlebte negative Kritik nur auf Sachen im Kampfgeschehen. Denn ansonsten ist das Spiel recht angenehm. Durch die Vollvertonung, die Charaktere, den Humor, die verrückten Ideen und all die Seitenhiebe auf diverse Filme und Spiele kommt man immer mal zum Schmunzeln, wenn nicht gar zum lachen. Und sowas finde ich selten.

Bilder:
Headup Games / headupgames.com

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