Review: Serious Sam 3: BFE (PC)

Er ist zurück. Sechs Jahre nach dem zweiten Teil des wohl gegnerreichsten Shooters versucht uns Croteam diesmal die Vorgeschichte „Before The First Encounter“ näher zu bringen. In der Hauptrolle auch dieses Mal wieder Sam „Serious“ Stone und in den Nebenrollen jede Menge fieser Aliens, die ihm ans Leder wollen.

„The First Encounter“ war genial, „The Secound Encounter“ immer noch gut und auch „Serious Sam II“ war nicht von schlechten Eltern. Nachdem nun einige Jahre seit damals ins Land gezogen sind, lasst uns doch einfach einmal schauen, ob der neue Sam nach so langer Zeit wieder einen Paukenschlag landen kann. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall und so viel sei gesagt: Am Grundprinzip hat sich zwar herzlich wenig geändert, aber der Rest ist irgendwie schwach.

Inhalt

„Black Hawk Down“ – wir haben einen Black Hawk verloren. Doch keine Panik, an Bord befand sich Sam „Serious“ Stone, der allerdings beim Angriff von fiesen Aliens aus selbigem geschleudert wurde und sich jetzt flink aufmacht, um die Absturzstelle zu sichern. So beginnt „Serious Sam 3“. Wir befinden uns im heutigen Kairo und sollen einen Wissenschaftler aus einem Museum bergen, der wichtige Informationen darüber hat, wie die Alien-Invasion aufgehalten werden kann. Doch es wäre ja zu einfach, wenn das alles auf Anhieb klappen würde und so muss sich Sam bald in den Häuserschluchten von Kairo durch Horden von Monstern ballern und irgendwie versuchen, heil bis zu den Pyramiden zu gelangen, um dort dann schließlich ein antikes Artefakt zu bergen. Soweit die Handlung, ganz kurz und knapp. Aber Sam braucht ja auch keine große Geschichte, sondern Monster, Monster und noch mehr Monster.


Sam auf dem Weg – die Ruhe vor dem Sturm

Gameplay

Keine Neuerung ohne Innovation und deshalb gibt es jetzt ganz neu „sprinten“ und „ducken“. Aber mal ehrlich: ducken? Ich glaube „Serious Sam“ ist einer der wenigen, wenn nicht sogar der einzige Shooter, wo diese Funktion absolut unnötig ist. Wenn die Monsterwellen angestürmt kommen, hat man nicht die Zeit sich eine Deckung zu suchen, geschweige denn sich zu ducken. Hier heißt es dann Feuer frei aus allen Rohren, während man rückwärts im Kreis läuft und den Lauf über den Bildschirm wandern lässt. Das ist Sam, wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben. Doch viel ist davon nicht mehr übrig. Wo sind die großen, weitläufigen Karten, wo von allen Seiten Monster laut schreiend auf uns eingestürmt sind, wo sind die guten, alten Waffen, wo ist Sams doppelter Colt und wer hat die Kettensäge durch einen Vorschlaghammer ersetzt?


Hammer statt Kettensäge?

Statt weitläufigen Levels dürfen wir uns häufig durch enge und unübersichtliche Häuserschluchten, dunkle Kellergewölbe und mehrstöckige Museen kämpfen. Im Kreis laufen und verlaufen im Allgemeinen ist insbesondere in den Straßen von Kairo vorprogrammiert. Viele der Waffen wurden zeitgemäß aktualisiert, oder, wie im Fall der Kettensäge und des Colts, einfach ganz ersetzt. Das ist schade, weil es eben auch diese Kleinigkeiten sind, die Sam zu dem gemacht haben, was es mal war.


Pass auf, dass du kein Auge verlierst

Neben den Neuerungen mit Ducken und Sprinten wurde auch noch ein neuer Nahkampfmodus eingeführt. Drückt man in der Nähe eines Monsters „E“, mutiert Sam kurzer Hand zu einem wahren Overkiller und erledigt so gut wie jedes Monster mit nur einem Handgriff, indem er ihm ein Auge oder gleich den ganzen Kopf abreißt. Diese Beute kann man dann dem nächsten Gegner, allerdings ohne Effekt, entgegenschleudern. Sieht nett aus, mehr aber auch nicht.

Grafik

Stichwort Grafik. Okay, sind wir realistisch, wenn „Serious Sam 3“ auf die „Battlefield 3“ Engine setzen würde, dann würden wohl die meisten Rechner bereits nach kurzer Zeit die Flagge streichen. „Serious Sam“ kommt daher auch mit recht moderaten Anforderungen an die Spieler-Hardware aus und das ist auch an der Grafik zu sehen. Diese sieht zwar nicht schlecht aus, ist aber auch nicht gerade der letzte Schrei, was eigentlich schade ist, denn da wäre wohl durchaus noch mehr drin gewesen. Die Zwischensequenzen sind ansehnlich und die zahlreichen Explosionen wirken durchaus stimmig. Das Spiel ist wieder auf Kartengröße ausgerichtet worden und entsprechend gut fällt auch die Weitsicht aus.


Wer fühlt sich noch leicht an BF3 oder MW3 erinnert?

Mag sein, dass ich mich jetzt täusche, wenn ich sage, dass ich die vorherigen Sams in Sachen Gegner irgendwie einfallsreicher und vielschichtiger fand. Bei der aktuellen Version habe ich das Gefühl, als ob ich einen Einheitsbrei an Gegnern vorgesetzt bekomme. Gut, vermutlich war das auch bei den alten Spielen der Fall und der Anspruch damals einfach noch nicht so hoch. Aber für die heutige Zeit wäre auch hier etwas mehr Einfallsreichtum wünschenswert gewesen.

Multigemetzel

Zum Glück gibt es auch noch die guten, alten Traditionen, mit denen zu brechen selbst heutigen Spieleentwicklern zum Teil noch schwerfällt. Das ist zwar nicht immer positiv, aber bei „Serious Sam“ ist es definitiv gut. Hirnloses Geballer ist zwar auch alleine ab und an ganz nett, aber online in einer Gruppe von bis zu 16 Mitspielern einfach nur noch episch. Taktisches Vorgehen, Absprachen, oder dergleichen sind dabei allerdings total nebensächlich, denn bei 16 Spielern und Horden von Monstern regiert das reinste Chaos.

Neben dem großen Online-Modus gibt es auch noch den normalen Multiplayer-Modus mit neun verschiedenen Spielvarianten. Leider ist hier der Spaßfaktor trotz der chaotischen Zustände recht schnell wieder im Keller, da die Karten, die zur Verfügung stehen, einfach viel zu klein sind.

Fazit

Was ist nur aus Sam geworden? Zugegeben, das Grundgerüst ist immer noch das Alte: Hohle Ballerei in Verbindung mit trockenem Humor. Aber wenn das Drumherum nicht stimmt, dann reicht leider auch das nicht mehr aus.

Game Over

Die Grafik ist zwar nicht schlecht, haut einen aber auch nicht gerade um. Die Innovationen haben eigentlich eher einen negativen Effekt, denn wozu sollte sich Sam jemals ducken? Die Karten sind zwar auch wieder recht groß, aber dafür zum Teil eng und unübersichtlich, verbunden mit dunklen Kellergewölben. Und, wo ist Sams doppelter Colt und die gute, alte Kettensäge?

Hinzu kommt das unausgeglichene Balancing. Das Spiel ist stellenweise viel zu schwer und an anderer Stelle dafür dann einfach nur ein Witz. Die Gegnermassen kommen von allen Seiten und man kann sich gar nicht so schnell drehen und wenden. Das man dabei zwangsläufig in den Stadtvierteln von Kairo die Orientierung verliert, ist schon eher nebensächlich, wenn man mit nur noch 25 Lebenspunkten dem Endboss der aktuellen Runde gegenüber steht und nirgends mehr Panzerung zu finden ist. Da macht das Spiel dann irgendwann einfach keinen Spaß mehr. Auch der Multiplayer-Modus mit seinem kurzweiligen Massengemetzel kann daran nicht mehr ändern.

Bilder:
(c) Croteam
(c) Philipp Groß / RauteMusik

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