Kleines Kino mit großem Nachwuchstalent
Die 16-jährige Hanna Heller ist der lebende Beweis dafür, dass in jedem noch so unscheinbaren Menschen ein Killer stecken könnte. Ab 8. Dezember gibt es ihr Abenteuer auch fürs Heimkino. Doch wird „Wer ist Hanna?“ den Vorschusslorbeeren der Presse auch gerecht?
Hanna (Saoirse Ronan) ist ein junges Mädchen, das aber niemals ein normales Leben kennengelernt hat. Zusammen mit ihrem Vater Erik (Eric Bana), einem ehemaligen CIA-Agenten, lebt sie in völliger Abgeschiedenheit in der eisigen Wildnis Finnlands, wo sie von diesem unterrichtet wurde. So beherrscht sie nicht nur mindestens sechs Sprachen fließend, sondern ist trotz ihres jungen Alters bereits Expertin im Umgang mit Schusswaffen. Außerdem unterwies er sie in diversen Kampfsportarten sowie dem schnellen und lautlosen Töten. Der Grund für dieses harte Training: Hannas Mutter wurde von der CIA-Agentin Marissa Wiegler (Cate Blanchett) aus ihr unbekannten Gründen ermordet, ihr Vater und sie sollten die Nächsten sein. Doch dieser reagierte entsprechend und verbarg seine Tochter, um sie auf den Zeitpunkt vorzubereiten, an dem sie in die Welt hinaustreten und Rache an Wiegler nehmen würde.
„Wer ist Hanna?“ ist ein Mix aus Thriller und Actionfilm, den man am ehesten mit der „Bourne“-Trilogie vergleichen kann. Im Zuge der Geschichte lernt Hanna eine für sie bis dahin unbekannte Welt kennen – eine Welt von elektrischem Licht, Kaffeemaschinen und Kabelfernsehen. Außerdem kommt sie erstmals mit Gleichaltrigen in Berührung, inklusive Vertretern des anderen Geschlechts. Kurz darauf wird sie allerdings bereits von Wiegler gejagt, die den sadistischen Nachtclubbesitzer Isaacs (Tom Hollander) und seine Bande von Skinhead-Schlägern auf sie angesetzt hat. An diesem Punkt macht der Plot bedauerlicherweise eine 180-Grad-Kurve in Richtung Absurdistan – Sci-Fi-Elemente inklusive.
Glanzstück des Films ist eindeutig die junge Hauptdarstellerin. Saoirse Ronan, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten tatsächlich 16 Jahre alt war, spielt die Rolle des weltfremden, in Islolation aufgewachsenen Mädchens nicht nur glaubwürdig, sondern passt durch ihr schlankes, fragil wirkendes Äußeres perfekt zu dem Bild, das Regisseur Joe Wright vermitteln wollte. Dieses Mädchen soll eine kaltblütige Attentäterin sein? – Eine Frage, die sich nicht nur Hannas Widersacher im Film stellen. Mich hat jedenfalls seit Hannah Taylor-Gordon („Anne Frank“, 2001 – sie war damals 14) kein weibliches Nachwuchstalent ähnlich beeindruckt. Ein weiteres Highlight stellt der zurecht viel gelobte Soundtrack dar, für den sich das Techno-Duo The Chemical Brothers verantwortlich zeichnet. Die überwiegend ruhigen, düsteren Rhythmen schaffen es wie nichts anderes, die Atmosphäre des Films zu transportieren – reinhören lohnt sich!
Die größte Schwäche von „Wer ist Hanna?“ ist sein Ende. Es kommt viel zu abrupt und emotionslos daher. Außerdem wird der Zuschauer mit vielen offenen Fragen und einem Cliffhanger-Ende zurückgelassen. Da ich nicht mit einer Fortsetzung rechne, frage ich mich, wozu sich der Script Writer (Seth Lochhead) eigentlich so viel Mühe gegeben hat, der Geschichte ihren verworrenen „Supersoldat“-Hintergrund zu geben. Ein Mädchen, das den Tod seiner Mutter rächen möchte, die von der CIA umgebracht wurde – das wäre nicht nur kürzer und simpler gewesen, sondern hätte auch wesentlich mehr Sinn gemacht, zudem hätten zahlreiche Plotlöcher, die durch den unnützen Sci-Fi-Einschlag entstanden sind, auf diese Art vermieden werden können.
Fazit, Sebastian Meinke
Was will „Wer ist Hanna?“ eigentlich sein? Es hätte ein exzellenter Thriller werden können, verliert aber durch das letzte Drittel der Story enorm an Glaubwürdigkeit. Es hätte ein emotionales Porträt einer weltfremden jungen Frau sein können, die mit den Tücken der modernen Gesellschaft in Berührung kommt – dieses Element wurde jedoch viel zu wenig ausgereizt. Stattdessen ist „Wer ist Hanna?“ leichte Thriller-Kost für zwischendurch – tadellos umgesetzt und präsentiert, mit starkem Anfang und einer glaubwürdigen Hauptdarstellerin, aber eklatanten inhaltlichen Schwächen und mehr Löchern im Plot als in einem Schweizer Käse. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht.
Weitere Informationen zu „Wer ist Hanna“ und Sony Pictures Home Entertainment erhaltet ihr auf der offiziellen Facebook-Seite.
Darsteller: Saoirse Ronan, Eric Bana, Cate Blanchett
Regisseur: Joe Wright
Format: Dolby, PAL, Widescreen
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Bildseitenformat: 16:9 – 2.40:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Sony Pictures Home Entertainment
Erscheinungstermin: 8. Dezember 2011
Produktionsjahr: 2011
Spieldauer: 107 Minuten
Schlagworte: Action, Cate Blanchett, Eric Bana, Film, Review, Saoirse Ronan, Thriller, Wer ist Hamma.Hanna