Review: Nuclear Dawn (PC)

Ihr wollt Adrenalin, dazu Spaß und seid es leid, in monotonen Spielabläufen wie Vögel auf der Stange abgeschossen zu werden? „Nuclear Dawn“ zeigt euch, dass ein First Person Shooter taktische Tiefe und umfangreiche Jagdgründe bieten kann, ohne auf Action verzichten zu müssen. Genießt in vollen Zügen den anspruchsvollen Kampf um das Überleben in einer postapokalyptischen Welt.

Etwas Besonderes?

„Nuclear Dawn“ ist ein Online First Person Shooter. Dies würde das Spiel nicht sehr von den vielen anderen abheben, aber die Entwickler von Interwave Studios haben sich etwas Feines ausgedacht. Sie haben das Prinzip des Kommandeurs weiter ausgebaut. Diese Position kann Befehle erteilen und hat einen einzigartigen Überblick über das Schlachtfeld. Die wirkliche Neuerung, die das Geballere speziell macht, ist die Möglichkeit des Kommandeurs Gebäude auf dem Kriegsschauplatz zu platzieren und so extrem in das Spielgeschehen einzugreifen.

Also ist „Nuclear Dawn“ nicht nur als Ego-Shooter sondern auch als ein Echtzeitstrategie-Titel zu sehen. Darüber hinaus gibt es einige interessante Aspekte im exekutiven Bereich. Neben verschiedenen Klassen von wählbaren Kämpfern gibt es auch ein Rangsystem, bei dem mit entsprechender Geduld und Fähigkeiten, Waffenverbesserungen freigeschaltet werden können. Als Streiter stehen euch der Allrounder Assault, der Attentäter Stealth, die wandelnde Festung der Exo und der hilfreiche Supporter zur Wahl.

Die Geschichte

Interwave Studios stellt euch vor das Schicksal der Erde nach einem nuklearen Morgen, von dem sich auch der Name „Nuclear Dawn“ ableitet. Natürlich wurde ein Großteil der Menschheit bei diesem Schauspiel dahin gerafft und die alte Ordnung zerfiel. Die restlichen Überlebenden taten das, was man in solchen Situationen immer tut. Man rottet sich zusammen und findet einen Grund zum kämpfen. So sind die zwei Lager entstanden, die sich das Konsortium der freien Staaten und das Imperium nennen. Ihr schließt euch einer Partei an, schnappt euch die nächste Waffe und schaut kurzerhand ins Auge des Todes. Als Grund wird euch das blanke Überleben genannt. Ein Zitat aus dem Handbuch der deutschen Plutonium Edition: „… und kümmern Sie sich nicht um deren Motivation und Propaganda: Solche Überlegungen gehören der Vergangenheit an.“

Das Spielerische

Ihr bestreitet den Spielmodus Warfare und strebt natürlich den Sieg an und dieser wird durch das Zerstören des gegnerischen Kommandobunkers erreicht. Aber der Weg ist das Ziel und das Erwähnenswerte. Ihr müsst es erreichen und dabei auch Acht geben, dass ihr Ressourcen sichert. Als Kämpfer könnt ihr euch alleine oder in einem Rudel aufmachen, um Ressourcenpunkte einzunehmen. Diese geben in Intervallen Credits und sind fair auf der Karte verteilt. Es gibt auch einen großen, zentralen Ressourcenpunkt, der eine Besonderheit darstellt, denn er ist besonders ergiebig und kann nur mit drei Kämpfer eingenommen werden. Ihr dürft aber das Ziel – den Bunker – nicht aus den Augen verlieren, da euch ein großzügiges Zeitlimit im Nacken sitzt. Die Ressourcen dienen als Währung, mit dem euer Kommandeur Gebäude auf dem Schlachtfeld baut. Somit liegt es nun in euren Händen als kleiner Wüstenfuchs oder Rambo 2.0 den Gegner in die Knie zu zwingen.

Die Rollenwahl

Als Engel des Todes beginnt ihr jedes Spiel damit, den Server auf dem ihr Tod und Verderben bringen wollt zu bestimmen. Danach habt ihr die Qual der Wahl. Vier mögliche Klassen an Kämpfern stehen bereit, um unter den Flaggen des konkurrierenden Konsortium und den Imperium Partei zu ergreifen. Mit all euren Marionetten des Todes könnt ihr euch noch für eine der Bewaffnungen entscheiden. Dies gibt der Vielfalt eine weitere Tiefe, denn keine Kombination ist unnötig oder zu stark, sondern situationsabhängig. Die Macher haben das „Schere, Stein, Papier-Prinzip“ gut ausgefeilt. Die Wahl, die ihr trefft, kann sich somit immer verändern und wird durch die Entwicklung der Partie unterschiedlich schwer ins Gewicht fallen. Weitere Abstufungen werden durch die Trefferpunkte erzeugt. So werden die unterschiedlichen Panzerungen definiert, die auch Einfluss auf die Bewegungsgeschwindigkeit haben.

Der Alleskönner wird Assault genannt. Ihm stehen die Waffengattungen des Maschinengewehrs, Granatwerfers und des Scharfschützengewehrs zur Verfügung. Er hat darüber hinaus eine wichtige Fähigkeit: Allein dieser Recke ist in der Lage, die Tarnung des Stealth zu durchdringen und ihn zu sehen. Als Allroundtalent ist er die ausgewogenste Klasse. Er hat eine mittlere Anzahl an Lebenspunkten und ist durchschnittlich schnell. Aber man sollte nicht durchschnittlich mit normal oder gar langweilig gleichsetzen. Er hat es spielerisch in sich und ist unverzichtbar in einer erfolgreichen Partie.

Der Stealth ist der Einzelgänger und wie sein Name andeutet, ist es seine Fähigkeit für eine gewisse Zeit ungesehen über das Schlachtfeld zu huschen. Sollte er aber durch zufälligen Beschuss getroffen werden oder selbst eine Attacke ausführen, löst sich der Effekt auf. Mit dieser Klasse stehen euch das Scharfschützengewehr und ein leichtes Maschinengewehr gepaart mit einem Satz Klingen zur Verfügung. Und es ist diesem Meuchler zugedacht, die Exos auszuheben. Mit den geringsten Trefferpunkten scheint er zwar ein leichtes Ziel, aber er ist der Schnellste und will erstmal getroffen werden.

Der Exo ist das Schwergewicht in der Truppe. Mit ihm könnt ihr euch waffentechnisch gut austoben. Er kann ein schweres Maschinengewehr tragen, das nach einer kurzen Anlaufzeit alles niedermäht. In dieser Einheit gibt es darüber hinaus den einzigen gravierenden Unterschied in der Bewaffnung zwischen den Parteien. Auf der Seite des Konsortiums könnt ihr mit einem Raketenwerfer den Gegner zur Hölle schicken. Der Exo des Imperiums hingegen greift zu einem Energiegewehr. Der Schaden an den Opfern der Gegenseite ist überschaubar. Aber die Waffe ist in der Lage die Gebäude der Opposition kurzzeitig außer Kraft zu setzten. Mit extrem vielen Lebenspunkten ist es auch nicht besonders schlimm, wenn ihr mal ein wenig im Kugelhagel steht. Die besondere Eigenschaft des Exo ist darüber hinaus, dass er sich in einen kleinen eigenständigen Turm verwandeln kann. Man wird zwar unbeweglich, aber eure Schussgenauigkeit wird extrem erhöht. Besonders mit dem schweren Gewehr ist es ein herrlicher Spaß, wenn es Gegner gibt, die so ungeschickt sind und euch ins Feuerwerk stolpern.

Das letzte Glied der Kette ist der Support. Durch die verschiedenen Waffenkits ist er die vielfältigste Variante im Spiel. Er erfüllt die Aufgaben des Heilers, Technikers und des Störenfrieds. Der Heiler ist überraschenderweise für die Gesundheit der Teammitglieder verantwortlich und kann sich mit einem kleinen Maschinengewehr verteidigen. Der Techniker ist das Gegenstück und kümmert sich liebevoll um Gebäude, wobei er mit seinem Schweißbrenner an Bauwerken ebenfalls viel Schaden anrichten kann. Und die Schrotflinte ist in der Hand von Könnern im Nahkampf eine wirkliche Gefahr. Der Störenfried wird vom Entwickler nicht so beschrieben, aber durch seinen Flammenwerfer und Granaten mit Säure und Explosivstoffen ist er bestens dazu gemacht Opfer auszuheben und zu zerstreuen, die sich an einer strategisch guten Position eingegraben haben.

Der Kommandeur

Mit dieser Funktion steht und fällt fast immer das Match. Jeder Glücksritter kann sich für diese Position zur Wahl stellen. Solltet ihr als fähig erachtet werden, wird euch der ganze Umfang „Nuclear Dawns“ zur Verfügung gestellt. Ihr verschanzt euch in einem Kommandobunker und schaut auf eine Karte. Hier sei angemerkt, dass ihr in diesem Bunker getötet werden könntet. Besonders die Stealth haben daran ihren heiden Spaß, sollten sie bis zu euch kommen. Dann wird unter Umständen ein anderer Kommandeur gewählt. Dies ist besonders dann ärgerlich, wenn man einen längerfristigen Plan verfolgte und der Nachfolger einen anderen Weg wählt.

Zurück aber zu der Karte und eurer heroischen Stunde. Euch stehen nun Fähigkeiten, Gebäude und ein Forschungsbaum zur Verfügung. Die Fähigkeiten sind Folgende: Heilen von eigenen Truppen in einem Bereich, Töten eines Gegners und Schaden auf ein kleines Gebiet, um mehrere Gegner zu erwischen. Sie sind angemessen teuer und somit ausreichend behandelt, da ihr für solche Arten der Einflussnahme eure treuen Mitspieler habt. Denn nun kommt das interessante: Die Echtzeitstrategie-Komponente. Eure Aufgabe ist es, eurem Team entscheidend unter die Arme zu greifen. Das macht ihr mit Verteidigungstürmen, Versorgungsgebäuden und der entsprechenden Energieversorgung.

Die Energieversorgung ist das A und O. Sie ist aufgeteilt in Kraftwerke und Energieleiter. Die Energieleiter sind das Interessante für die Spieler. Sie erfüllen zwei Funktionen: Einerseits versorgen sie alle Gebäude im Umkreis mit Energie, sind somit extrem wichtig und leider ein gern anvisiertes Ziel. Anderseits erweitern die Energieleiter den Radius, in dem der Kommandeur bauen kann. Es ist also nicht möglich, Verteidigungstürme ganz zu Beginn des Spieles in der Basis des Gegners aufzustellen, dies braucht seine Zeit. Hier ist auch der Unterschied in den Bauwerken zwischen den Rivalen. Das Konsortium schraubt kleine Türme zusammen, die eine bestimmte Fläche mit Energie bewirten können. Dies hat den Vorteil, dass die Energierelais hinter Häuserecken versteckt werden können. Das Imperium hingegen hat große, schlanke Versorger. Sie benötigen zur Arbeit Sichtkontakt, können dafür aber einen wesentlich größeren Bereich abdecken.

Unter Verteidigungstürme fallen zwar die meisten Gebäude, aber ihre Funktion ist immer gleich. Nur die Art und Distanz des Tötens sorgt für Belustigung und Frust. Als Feldherr könnt ihr zwischen einem doppelten Maschinengewehr, Raketen und weiteren wählen. Je tödlicher die Bewaffnung, umso teuer wird es.

Versorgungstürme sind die zweite Marschroute zum Sieg. Hier sind besonders Supply-Türme die Wahl. An vorderster Front gebaut, versorgen sie euer treues Gefolge mit Lebenspunkten und Munition. Darüber hinaus gibt es auch Transport-Gates. Die erzeugen neue Spawnpunkte und können den Weg der Lämmer zur Schlachtbank extrem verkürzen. Dies ist besonders vorteilhaft, um den großen, zentral gelegenen Ressourcenpunkt zu halten oder im Bedarfsfall glorreich zu erobern.

Das Rangsystem, Antrieb und Gimmick

Das Rangsystem ist recht simpel gehalten. Durch eure spielerische Leistung werdet ihr mit Erfahrungspunkten belohnt. Es ist zwar nicht ganz egal wie geschickt ihr euch anstellt, aber Punkte gibt es immer. Je besser ihr es handhabt, umso mehr Erfahrung wird euch zugedacht. Es ist dabei gleichgültig, ob ihr als Rasenmäher durch die feindlichen Reihen wandert oder euch als zweiter Napoleon entpuppt.

Natürlich gibt es auch Belohnungen. Alles fängt mit simplen Waffenerweiterungen an und endet im Idealfall mit speziellen Verbesserungen für eure Klasse. Hier gibt es viele Möglichkeiten, die mal mehr oder weniger schwer ins Gewicht fallen. Die Entwickler von Interwave Studios haben eine wunderbare Übersicht geschaffen und das Ergebnis ist ein eigenes Wiki. Ihr findet es hier.

Die Technik

„Nuclear Dawn“ ist technisch überzeugend. Der Sound ist wunderbar gelungen, das betrifft die dezenten Hintergrundgeräusche und vor allem die Geräusche eurer Waffen und die zerstörerischen Folgen. Deren klang ist herrlich anzuhören. Ebenfalls ist im Spiel ein toller Sprachchat integriert, den ihr per Tastendruck aktivieren könnt, um mit Teammitgliedern zu schnacken. Dort wird hauptsächlich englisch gesprochen, da jeder Server aller Welt offen steht. Die Grafik ist gelungen, aber nicht sehr erwähnenswert. Sie ist ebenso wie die frei wählbare Steuerung sehr gutes Mittelmaß. Darüber hinaus ist die Grafik klar und erlaubt hohe Sichtweiten. Die Spielkarten sind ebenfalls absolut gelungen und groß. Die Grafik erlaubt dort hohe Übersicht und Gegenstände oder Deckungen, wie umgefallene Busse, sind schön anzusehen.

Fazit

„Nuclear Dawn“ kann wirklich angenehm und fordernd sein. Die Betonung liegt halt sehr auf dem „kann“. Vom Prinzip her ist es taktisch sehr anspruchsvoll und ausgewogen und jede Partie ist permanent auf Messers Schneide und durch einen geschickten Kommandanten angeleitet, wird es sehr abwechslungsreich. Dies wird durch den integrierten Sprachchat und Einteilungen in Kampfgruppen gefördert. Und obwohl ich viele solcher Spiele erleben durfte, gab es natürlich auch unfähige Anführer und äußerst unausgewogene Teamaufteilungen. Leider gibt es noch nicht die große Masse an Spielern und Servern, um in einem solchen Fall einfach auszuweichen. Negativ würde ich auch das Energiegewehr des Imperiums betrachten, es ist durch das Lahmlegen von gegnerischen Gebäuden zu stark. Im Gegensatz dazu sind die Karten so schön umfangreich, dass ein Spiel nie wie das andere wird. Somit ist „Nuclear Dawn“ eine echte Alternative zu den vergleichsweise simplen und Grafik orientierten Spielen. Schaut es euch an.

Bilder:
(c) InterWave Studios

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