Review: The Elder Scrolls V: Skyrim (Xbox 360)

The Elder Scrolls V: Skyrim

Perfektion mit schlechter Stimme

Auf dem Wagen nach Helgen saßen noch andere, doch den Weg zu seiner Hinrichtung geht jeder Mann allein. Sturmmäntel nennen sie sich, die Rebellen, die sich vom Kaiservolk lossagen wollen und der Grund sind, weshalb auch ich gefangen wurde. Sturmmäntel sind es auch, die ich als erste auf meinem großen Abenteuer in „Skyrim“ näher kennenlernen werde. Zahllose andere werden folgen.

Der Wagen hält und ein verwirrter kaiserlicher Soldat starrt mich an. Nicht nur, weil er meinen Namen nicht auf seiner Liste findet, sondern weil wir katzenähnlichen Khajiit kein häufiger Anblick unter den Nord sind. Mein schwarzbraunes Fell, meine alles durchdringenden Augen, mein dickes Kinn, die feine Schnauze und die langen Ohren geschmückt von zahllosen Ringen verraten mich. Sein rassistischer Unterton verrät ihn. Ich erkläre, wer ich bin und woher ich komme, trotzdem soll ich meinen Tod als Rebell unter einer Scharfrichteraxt finden. Der Pferdedieb hat weniger Stolz – und weniger Glück. Er und ich, meinte er noch auf dem Wagen, gehörten hier nicht hin. Wäre er geblieben, läge er jetzt nicht im Staub.

Vielleicht aber auch doch, denn wie das Schicksal manchmal so spielt, rettet mir mein Todfeind das Leben und nimmt dafür zahllose andere. Ein Drache greift Helgen an und ermöglicht eine Flucht, auf der glücklicherweise immer im rechten Moment der rechte Weg frei wird. Ohne zu wissen, wohin ich will, flüchte ich doch immer geradeaus und komme mit Hilfe des Sturmmantels Ralof nicht nur an Waffen und durch meine ersten Kämpfe, sondern auch in eine Höhle, die uns gen Freiheit und Sicherheit führt. Wäre der Pferdedieb nicht zu früh gerannt, wäre er jetzt vielleicht bei uns.

The Elder Scrolls V: Skyrim - Khajiit
Ein Khajiit – Zum Vergrößern anklicken

Endlich aus der Höhle heraus kehrt nach diesem actiongeladenen Start zum ersten Mal Ruhe in mein zweites Leben ein. Ralof spricht über ein Dorf – Flusswald – und die Sturmmäntel, aber für mich ist das in diesem Moment wenig wichtiger als Wind und Sonne auf meiner Haut. Ich sauge meine Umgebung förmlich in mich auf, die Schönheit dieser Welt, mit der ich noch immer eins bin. Ich kann es kaum glauben, wie prächtig sie mir entgegenstrahlt, so beeindruckend, dass sie fast unreal ist. Und auch die Melodien, die sie mir in den Kopf zaubert, ziehen mich in ihren magischen Bann. In dieser stimmigen und atmosphärischen Welt lebt meine Fantasie. Aber Ralof lässt mir keine Ruhe und zieht mich nach Flusswald. Warum nur stört mich seine Stimme so? Weil er meine Meditation unterbricht oder doch nur, weil sie überraschend unpassend ist? Leider wird das wohl nicht das letzte Mal sein, dass ich in einem Gespräch solche Gedanken habe. Aber glücklicherweise kann ich mich danach immer in die Wunder dieser Welt zurückziehen.

Meine Vermutung bestätigt sich in Flusswald. Immer wieder sprechen die Bewohner ausgesprochen komisch. Mit falscher Stimme sozusagen. Doch ich habe keine Zeit, mich daran zu stören. Ich soll weiter nach Weißlauf, um den Jarl dort von dem Drachen zu berichten, damit er seine Stadt und diese kleine Siedlung schützen kann. Das mache ich natürlich gern, vor allem da ein Jarl mit Sicherheit ein mächtiger Verbündeter ist. Aber vorher möchte ich mich umsehen. Diese Welt ist gigantisch und ich wäre vor wenigen Stunden beinahe gestorben, ohne allzu viel von ihr gesehen oder allzu viele Bewohner kennengelernt zu haben. Nun will ich das ändern und der erste, der mir über den Weg läuft, sticht als Waldelf nicht nur aus der Masse heraus, sondern hat natürlich direkt eine Bitte.

The Elder Scrolls V: Skyrim - die Welt
Natur pur – Zum Vergrößern anklicken

Er beauftragt mich, ein Liebesdreieck für ihn aufzulösen, indem ich seinen Konkurrenten bei der gemeinsamen Angebeteten anschwärze. Ich kann ihn verstehen, aber diese plumpe Methode missfällt mir, darum spreche ich auch mit dem Barden, den er ausstechen möchte. Tragischerweise ist der nicht viel besser und will den Spieß nun umdrehen. Wenn ich könnte, würde ich alle beide bei ihrer Geliebten verraten, aber leider habe ich diese Option nicht. Der Barde hat mir den ersten Brief abgenommen und nun kann ich dieses Problem nicht auf die einzig faire Weise lösen. Meinem Frust habe ich in der Wohnung des Dunkelelfs Luft gemacht, indem ich mit meinen Diebesfähigkeiten nicht nur seine Tür geknackt, sondern auch alles gestohlen habe, was nicht niet- und nagelfest war.

Als ich im Handelskontor mein neues Eigentum zu Geld machen will, überhöre ich eine Diskussion der beiden Ladenbesitzer. Ein Relikt wurde gestohlen und sie sind sich uneinig, wie sie nun vorgehen sollen. Banditen, magische Relikte. Ein Abenteuer, das mit Sicherheit auch den einen oder anderen Schatz für mich abwirft und mich weiter durch diese Lande bringt – perfekt! Natürlich nehme ich mich dieser Aufgabe an; Weißlauf muss warten. Jetzt noch eben in der Schmiede aushelfen und die Dolche schleifen und dann auf in die Ber… was ist das? Ein Huhn? Meine Jagdnatur lässt sich kaum kontrollieren, ich muss es haben. Mit einem schnellen Schlag opfere ich das wehrlose Tier meinem Blutdurst, nicht ahnend, dass diese grausame Tat mein Leben gravierend beeinflussen wird.

The Elder Scrolls V: Skyrim - Draugr
Eine Draugr-Horde – Zum Vergrößern anklicken

Raus aus Flusswald und hinauf in die Berge geht es nun, um ein Hügelgrab zu erforschen. Hier darf ich meine herausragenden Schleichfähigkeiten endlich unter Beweis stellen und nichtsahnende Wachen gnadenlos ausschalten. Ich krieche durch endlose dunkle Gänge und rechne an jeder Ecke mit neuen Feinden, nur um dann einen armen Tor zu beobachten, wie er von einer Falle niedergestreckt wird. Für meinen überlegenen Intellekt ist sie natürlich kein Problem, das eklige Gift, das ich mir kurz darauf einfange, wird mein Fingergeschick dagegen noch lange behindern. In einer ausgeglichenen Menge aus atmospährischem Dungeonerforschen und kleinen Kampfeinlagen streife ich nun durch diese Hallen, trainiere meine Abenteuerkompetenzen und stoße schließlich auf die Klaue. Doch meine Neugierde treibt mich weiter. Tiefer in die Dunkelheit.

Hier macht sich die magische Säule bezahlt, die ich wenige Stunden zuvor gefunden und aktiviert habe. Sie lässt mich meine Diebesfähigkeiten noch schneller erlernen, wodurch ich im schleichenden Kampf gegen die hier ansässigen Draugr meine Spezialisierung angenehm schnell ausbauen kann. Mittlerweile bin ich sogar so tödlich, wenn ich aus den Schatten schlage, dass meine Gegner in Nullzeit zu Boden gehen. Ein wunderbares Gefühl mit noch viel Luft nach oben. Lernen ist großartig, besonders wenn man einfach dadurch besser wird, dass man etwas tut und dabei zusätzliche Talente entwickelt.

The Elder Scrolls V: Skyrim - Drachenkampf
Eure mächtigsten Feinde sind die Drachen – Zum Vergrößern anklicken

Allerdings muss ich auch immer wieder feststellen, dass die Gegner, die ich nicht mit einem Überraschungsangriff direkt ausschalte, mir umgekehrt extrem tiefe Wunden zufügen können. Darum ist es ein harter Kampf, bis ich schlussendlich eine rätselhaft verschlossene Tür und dahinter einen großen Raum voller mystischer Energie erreiche. Glühende, in eine Steinwand gemeißelte Buchstaben, ziehen mich mit ihrem Sing-Sang magisch an. Und als ich sie schließlich berühre, erfüllt mich ihre Macht und lehrt mich bis dato ungeahnte Kräfte. Einen Schrei, die spezielle Fähigkeit der Dovahkiin, das heißt Drachenblut, wie ich später lernen soll.

Dieses Blut ist mein Schicksal, mein Ruf, meine Waffe im Kampf gegen die Drachen – und sie werden kommen, groß und bedrohlich, aber endlich sterblich. Und was auch immer sich hier außer mir in dieser Höhle befindet und blutrünstig auf mich zukommt, ist nur ein temporäres Hindernis auf meinem Weg zur Macht. Es wird ein langer Weg voller vielseitiger und spannender Abenteuer und Geschichten, die die alten Nord in kalten Winternächten an ihren Lagerfeuern erzählen werden. Es warten gnadenlose Kämpfe und großartige Schätze auf mich und wie auch immer ich mein Leben gestalte und meine Taten wirke, es wird ein heldenhafter Weg. Dieser Feind wird fallen. Zahllose andere werden folgen. Denn ich bin ein Dovahkiin und „The Elder Scrolls V: Skyrim“ ist die Perfektion des westlichen Rollenspiels. Nur die deutschen Stimmen sind immer wieder enttäuschend; eine Schande, dass es die englische Tonspur nur per Import gibt.

Bilder:
Pressearchiv © Bethesda Softworks

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