Review: Herr der Ringe: Der Krieg im Norden (PC)

Mit Schwert, Bogen und Zauberstab ziehen wir in den Norden Mittelerdes, um das Auenland und seine Bewohner von den Schergen Saurons zu befreien. Dabei treffen wir auf alte Bekannte und neue Freunde, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen, während wir uns durch Horden von Orks und Uruk-hai schlagen.

„Mit seinem weitreichenden Einfluss hätte Sauron im Norden großes Übel anrichten können. Doch all dies wurde verhindert, da sich eine Handvoll Helden ihm entgegengestellt haben.“ So steht es geschrieben, in den Chroniken von Mittelerde. Drei Helden, unterstützt von schnellen Elbenkriegern, standhaften Zwergen und den Herren der Lüfte, machten sich auf, das Übel Saurons im Norden zu vernichten und so ihren Beitrag zur Zerstörung des einen Ringes zu leisten. Es waren der Dunedain-Waldläufer Eradan, die Elbin Andriel und der Zwergenkrieger Farin, die den Kampf gegen Agandur, den verlängerten Arm des dunklen Herrschers, aufnahmen. Mutig erkämpften sie sich ihren Weg durch Horden von Orks, Trollen, Uruk-hai und anderen dunklen Wesen.

Hintergrund

Wer Tolkiens Bücher gelesen hat weiß, das in der originalen Trilogie auch das Auenland nicht vor den Schergen Saurons sicher war. Vor diesem Hintergrund erscheint die Geschichte des Spiels gar nicht so abwegig. Zusätzlich ist diese auch noch abwechslungsreich und recht spannend umgesetzt worden. Je weiter man im Spiel voranschreitet, desto schneller wird auch die Geschichte. Unsere Helden werden von einem Kampf in den nächsten geworfen und kämpfen an verschiedensten Schauplätzen in Mittelerde, von den Ausläufern des Auenlandes über die Gipfel des Nebelgebirges bis hin zu den Wäldern von Düsterwald. Auch markante Orte wie Bruchtal liegen auf der Route.

Natürlich dürfen da die bekannten Charaktere der „Herr der Ringe“-Trilogie nicht fehlen. So werden wir unter anderem von Streicher, Gandalf und Elrond auf unsere Abenteuer geschickt. Zudem haben wir auch noch die Chance uns mit Legolas, Gimli, Frodo, Arwen und anderen zu unterhalten. Dadurch wirkt die Geschichte zusätzlich authentisch.


Aragorn und Elrond im Gespräch – Klick vergrößert

Als Spieler sind wir nun ein Teil dieser Ereignisse um den Kampf im Norden und schlüpfen dabei wahlweise in die Rolle eines der drei Helden. Wir können den Protagonisten im Laufe des Spieles zu Beginn jedes neuen Kapitels auch beliebig tauschen. Die beiden anderen Helden werden im Singleplayer vom Computer gesteuert, es gibt aber auch die Möglichkeit, die Kampagne mit zwei anderen Spielern im Koop-Modus zu bestreiten.

Starke Gegner, schwache Steuerung

Über einen eklatanten Mangel an Gegnern kann man sich im Norden von Mittelerde auf keinen Fall beschweren. Überdies sollte man nach Möglichkeit keine allzu ausgeprägte Spinnenphobie haben, denn von diesen gibt es zumindest im Düsterwald mehr als genug. Immerhin gehören sie trotz ihrer großen Zahl doch eher zu den leichteren Gegnern. Überwiegend setzen sich diese nämlich aus Orks und den deutlich stärkeren Uruk-hai zusammen, die zu allem Übel oftmals auch noch in Begleitung eines Trolls unterwegs sind. Magier und menschliche Krieger füllen die Reihen Saurons weiter auf. Insgesamt ist das Gegneraufgebot gut durchmischt, wobei die Stärke der Widersacher mit zunehmendem Spielverlauf angenehm zunimmt.


Auch einen Steinriesen gilt es zu besiegen – Klick vergrößert

Nervig beim Kampf gegen die Gegnermassen ist die etwas gewöhnungsbedürftige Steuerung, die mir so vorkommt, als sei sie vornehmlich für den Konsolenbetrieb ausgelegt und dann lediglich für den Computer adaptiert worden. So kommt es des Öfteren vor, dass der Charakter nicht so ganz der von der Maus befohlenen Angriffsrichtung folgen will und wild in der Gegend herumschlägt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass man zudem auch immer wieder an der Landschaft hängen bleibt. Einen kleinen Abhang hinunter oder über einen ungeschickt liegenden Felsbrocken springen ist einfach nicht möglich. Auch bleibt man gerne einmal an Gegnern hängen, beziehungsweise kann sich nicht in ihre Richtung drehen. Das ganze Spiel ist zudem sehr linear aufgebaut, was an sich kein großes Minus wäre, würde man nicht ab und an an besagten Kanten hängen bleiben. Aber ein Gutes hat es: Man muss sich keine Sorgen machen, irgendwo herunter zu fallen – so weit reicht nämlich der begehbarer Raum nicht.

Koop ist nicht gleich Koop

Vom Spieltyp her handelt es sich hier um eine Art Mischung aus Hack’n’Slay und RPG. Es gibt ein einfaches Fähigkeitensystem, in dem man seinen Charakter aufleveln kann. Pro Stufe gibt es drei Punkte für die Grundfähigkeiten Stärke, Geschicklichkeit, Ausdauer und Wille sowie einen Skillpunkt, den man in eine Fertigkeit seiner Wahl investieren kann. Aufgeteilt sind diese in drei Bereiche, wobei sich die Fähigkeiten auch über dieses Grenzen hinweg gegenseitig beeinflussen können.


Die Fähigkeiten der Elbin – Klick vergrößert

Eradan ist der geborene Bogenschütze, der aber auch im Nahkampf noch gut austeilen kann. Als Magierin ist Andriel gut im Fernkampf und äußerst leichtfüßig im Nahkampf. Zudem verfügt sie über die Möglichkeit, ihre beiden Gefährten mit einem magischen Schild zu schützen und gleichzeitig zu heilen. Farin ist der stahlharte Nahkämpfer, der Fels in der Brandung, den nichts so leicht aus den Latschen hauen kann. Auch mit der Armbrust ist er aus die Ferne nicht zu unterschätzen. Das Spiel bietet somit drei Figuren, die sich im Kampf perfekt gegenseitig ergänzen könn(t)en.

Spielt man alleine, werden die beiden anderen Kämpfer vom Computer gesteuert, was einem schnell graue Haare bescheren kann, da die vorprogrammierten Kampfstrategien manchmal schlimmer sind als die einer Horde Orks, die ja nicht unbedingt kooperativ sind. Spielt man aber mit zwei realen Mitspielern hat man diese Probleme in den meisten Fällen nicht. Hier kann man sich gut abstimmen sowie logisch und gezielt gegen die Feindarmeen vorgehen, was deutlich mehr Laune macht als der Einzelspielermodus – was aber nicht heißen soll, dass dieser schlecht ist.

Viel Gerede ohne Feilschen

Sehr viel Gerede und viele Dialoge machen das Spiel stellenweise etwas langatmig –-verdammt, ich will doch nur kämpfen! Aber okay, immerhin tragen die Dialoge und Zwischensequenzen sehr viel zur Geschichte bei und klären Zusammenhänge mit dem Krieg in Mittelerde auf. Was hingegen nicht wirklich gut gelungen ist, sind die Ausrufe der Figuren im Spiel selbst. Diese wirken unkoordiniert und sind auch nicht wirklich abwechslungsreich. Zudem passen sie stellenweise auch einfach nicht zu der aktuellen Situation. Insbesondere dann, wenn zum Beispiel Farin zu Boden geht und Eradan ausruft: „Die Elblin ist gestürzt und braucht deine Hilfe“.

Das Ausrüstungsinventar – Klick vergrößert

Kein Feilschen gibt es mit den Händlern und Schmieden in den Städten, bei denen wir uns Ausrüstung kaufen, reparieren oder gefundenen Ramsch verhökern können. Zusätzlich kann auch an bestimmten Stellen im Spiel das Handelsmenü aufgerufen werden, ohne dafür zu einem Händler zu laufen. Klingt zwar von der Idee her etwas abwegig, ist aber eine gute Möglichkeit, seinen Vorrat an Tränken und Pfeilen wieder aufzufüllen und unnötigen Ballast loszuwerden. Was die Sache vereinfacht, ist, dass es nur wirklich wenige zusätzliche Items und Tränke gibt, die benutzt werden können. Der Rest dient lediglich dazu, die Kassen aufzufüllen und gegen Rüstungen und Waffen eingetauscht zu werden. Diese bieten ein breites Spektrum mit unterschiedlichen Eigenschaften und Haltbarkeit. Mit viel Geduld kann man sich sogar Rüstungs-Sets zusammensuchen, die aber keinen wirklichen Mehrnutzen zu haben scheinen.

Fazit

„Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden“ ist ein lineares Action-Rollenspiel, dass aber auch keinerlei Anspruch stellt nicht linear zu sein. Der Fokus liegt hier ganz klar auf dem Kämpfen und dem Teamplay der drei Charaktere, das mir vom Konzept her sehr gut gefallen hat. Die vielen Dialoge im Spiel stellen einen guten Kontrast zum Kampfgeschehen dar und erlauben dem Spieler nach langen und actionreichen Kämpfen ein paar Minuten auszuruhen. Darüber hinaus bringen die unterschiedlichen Rassen und Krieger eine schöne Abwechslung in das Spielgeschehen und auch die Anwesenheit der Tolkien-Helden rund um den Ringträger ist eine gute und stimmige Ergänzung.

Allerdings hat das Spiel in Sachen Steuerung und Barrierefreiheit noch einiges aufzuholen. Die Aussetzer während des Kampfes und das Hängenbleiben an der Umgebung trüben leider stellenweise den Spielspaß. Dafür sind wiederum die Level schön gestaltet und jedes Gebiet, durch das unsere Jagd führt, ist anders. Wenn man einmal von den Steuerungsproblemen absieht, kann man mit dem Spiel als Fan von Hack’n’Slay beziehungsweise Action-Rollenspielen nicht viel falsch machen. Es ist im Großen und Ganzen vielleicht kein unbedingtes „Must-Have“, aber mindestens ein „Nice-to-Have“, das aber eher auf der Konsole als auf dem PC zu Hause ist.

Bilder:
(c) Warner Bros. Entertainment
(c) Philipp Groß / RauteMusik.FM

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