Review: Battlefield 3 (PC)

Kaum ein Spiel wurde dieses Jahr so heiß erwartet wie „Battlefield 3“ und allein der Hype erklärte es schon fast zum Spiel des Jahres 2011. Aber kann es jetzt auch diesem guten Ruf gerecht werden? Wir sind für euch in den Krieg gezogen, haben ihn auf Herz und Nieren getestet und unsere Odyssee dokumentiert.

Von der gamescom…

Erinnern wir uns zurück an die gamescom dieses Jahr. „Battlefield 3“ war mit Abstand der am meisten besuchte Stand auf der Messe und die Besucher waren bereit, teilweise über neun Stunden anzustehen, nur um einen Blick auf das Spiel werfen zu dürfen. Entsprechend haben auch wir die Gelegenheit genutzt, uns einen ersten Eindruck von „Battlefield 3“ zu machen – es muss ja einen Grund geben, warum so viele Leute für ein Spiel Schlange stehen. Wir waren begeistert und schließlich gewann das Spiel sogar den offiziellen Messe-Award „Best of gamescom“.

… über die Beta …

Wenige Zeit später wurde die Multiplayer-Beta veröffentlicht und die Spielermassen durften sich auf die neuen Systeme, wie den Battlelog im Browser und EAs neue Software Origin stürzen. Von diesem Moment an war klar, dass es keinen Spaß machen würde, mit den beiden Systemen zu arbeiten. Einige Funktionen waren zwar bewusst deaktiviert, aber es gab noch viele Bugs und störende Faktoren. Außerdem musste EA sich massenweise Beschwerden anhören, dass das Spiel ohne die Beta-Treiber der Hersteller kaum bis gar nicht funktionierte oder Grafikfehler auftraten. Trotz alledem hatten am Ende über acht Millionen Spieler die Beta gespielt oder es zumindest versucht.

… zum Release

Bereits Tage vor der eigentlichen Veröffentlichung konnte das Spiel, sofern vorbestellt, schon heruntergeladen und installiert werden, war aber erst ab 1 Uhr des Releasetages spielbar. Für alle die, die sich nicht vorbereitet hatten, folgte Chaos. Die Server von Origin waren vom Andrang überlastet und reagierten langsam bis gar nicht. Erst nach über 24 Stunden hatte EA die gröbsten Serverprobleme im Griff.

Pflicht zur Spyware – oder: Origin

Ein weiteres Thema, das „Battlefield“ in den vergangenen Tagen kritisch zum Thema machte, ist EAs Plattform Origin, die aufgrund diverser Absätze in den Nutzungsbestimmungen häufig als rechtlich unzulässige Datenkrake bezeichnet wird. Gegen diese Vorwürfe hat EA sich mittlerweile in mehreren Statements gewehrt und die Nutzungsbedingungen außerdem umformuliert. Origin soll nur für verbesserten Schutz vor Raubkopien des Spiels sorgen. Allerdings benötigt das Programm für die Installation von Spielen Administratorrechte, da Spiele und Patches ansonsten nicht für alle Nutzer installiert werden können. In Folge dessen werden die Dateien in dem Verzeichnis von Windows untersucht, was von außen wie ein Scan aussehen kann und bei Kritikern für Furore gesorgt hat – doch laut Aussage von EA greift Origin auf die Daten nicht zu und verarbeitet oder versendet sie auch nicht. Nichtsdestotrotz ist die Thematik noch nicht abgehakt und EA gerade damit beschäftigt, Origin zu überarbeiten. Kein Wunder, wurde zwischenzeitlich sogar ein Verkaufsverbot von „Battlefield 3“ gefordert.

Der Kampf mit dem Battlelog

Der sogenannte Battlelog ist Fluch und Segen zugleich: Zum einen ist er die zentrale Verwaltungsstelle von „Battlefield 3“. Hier entscheidet ihr, ob ihr Kampagne, kompetitiven Mehrspieler- oder Koop-Modus spielt. Auch findet hier das Party-Management statt: Es können Gruppen erstellt und Freunde via Drag’n’Drop eingefügt werden – diese bekommen dann eine Einladung und können der Gruppe beitreten. An sich eine gute Funktion, aber leider funktioniert sie nicht immer, wie sie soll. Daneben werden hier auch der aktive „Soldier“ (Charakter), sein Level und die nächsten Belohnungen angezeigt. So habt ihr immer vor Augen, was ihr als nächstes erreichen könnt. Außer spielrelevanten funktionien beinhaltet der Battlelog auch ein soziales Netzwerk, dass euch Neuigkeiten über eure Freunde zeigt – etwa Auszeichnungen und errungene Belohnungen.

Theoretisch ist das alles eine ziemlich nette Idee, hätte das System nicht ein paar Macken: Der Battlelog ist nichts anderes als eine Webseite, die im Browser geöffnet wird, dabei aber noch nicht einmal mit allen populären Programmen richtig funktioniert. Um die Chance zu verringern, dass euer Spiel abstürzt, solltet ihr ihn auch während des Spielens offen lassen. Das bedeutet auch, dass ihr zum Spielen mit dem Internet verbunden sein müsst. Von den technischen Problemen abgesehen, ist der Battlelog auch nicht immer benutzerfreundlich. Die Spracheinstellungen im Fuß der Seite zu verstecken, dürfte manchen Benutzer vor den Kopf stoßen.

Aber bitte mit Biss – Frostbite 2

Frostbite 2 – neue Engine von „Battlefield 3“ – wird vor allem damit beworben, dass alles komplett zerstörbar und realitätsnah ist wie nichts zuvor. Und tatsächlich ist es ein Wahnsinnserlebnis, die verschiedenen Karten zu erkunden und den Detailgrad einzusaugen – auch wenn da in Zukunft sicher noch mehr geht. Allein die Gesichtszüge der Charaktere wirken schon fast real und ihre Bewegungsabläufe genauso – wenige deutlich künstlichen Ausnahmen außen vor.

Verbunden mit der Detailverliebtheit der Entwickler ergibt sich eine unheimlich stimmige Atmosphäre. Überall gibt es schicke Kleinigkeiten zu entdecken. Dadurch wirken die Maps in sich authentisch und überzeugen zusätzlich durch die erstaunliche Physikengine. In jeder Ecke explodiert etwas realitätsnah – oder es rollen einfach mal Triebwerke über eine Wiese, nachdem ein Jet abgestürzt ist.

Allerdings ist die Grafik trotz alledem nicht so überragend, dass die extrem hohen Grafikanforderungen gerechtfertigt sind. Vieles wirkt geskriptet und die Reste einer Zerstörungsorgie wirken äußerst undynamisch.

Es läuft wie am Schnürchen – die lineare Kampagne

Als eine Art Tutorial befinden wir uns in einem Zug und sollen uns bis nach vorne durchzukämpfen. Obwohl das noch die Einführung ist, haben wir häufig ein Messer an der Kehle und müssen schnell begreifen, dass in Nahkämpfen gute Reflexe gefragt sind. An mehreren Punkten werden Tasten eingeblendet, die möglichst schnell gedrückt werden sollen – verpassen wir die, sind wir quasi schon tot und müssen zurück zum letzten Speicherpunkt.

Im Laufe der Kampagne spielen wir aus der Sicht von verschiedenen Charakteren und erfahren in Zwischensequenzen mehr über die Geschichte und den Krieg der PLR (People’s Liberation and Resistance) gegen die US Marine. Der führt uns an diverse Schauplätze, darunter Paris, Teheran und New York. Abwechslungsreich ist die Kampagne allemal, denn „Battlefield“-typisch sind wir nicht nur zu Fuß unterwegs. In Jets zerstören wir andere Flieger, schützen Kollegen oder zerstören Bodenstellungen. Aber auch auf der Erde lässt die Action nie nach: Wir müssen beispielsweise vor Panzern fliehen, Nahkämpfe überstehen oder uns in besetzte Banken einschleichen. Damit haben wir ständig wechselnde Aufgaben und abwechslungsreiche Umgebungen, sodass die Kampagne nie wirklich langweilig wird – zumindestens von der Story und dem Inhalt her.

Aber leider beinhaltet der gesamte Singleplayer-Teil einige gravierende Probleme. So muss man ständig aufpassen, wohin man geht – es könnte der letzte Schritt sein. Befindet man sich an einer Stelle beispielsweise nur wenige Schritte vor seinem Team, wird man einfach überfahren. Oder bewegt man sich einige Schritte zu weit von dem eigentlichen Ziel weg – zum Beispiel, als man einem roten Draht folgen sollte – ist man direkt außerhalb des Spielfelds und hat nur zehn Sekunden, zurück zu gehen.

Damit ist die Spielerfreiheit extrem eingeschränkt. Man kann sich nur linear vorwärts bewegen und hat kaum eine Möglichkeit, die Umgebung zu erforschen. Das ist definitiv etwas, was ich im Vergleich zu „Battlefield: Bad Company 2“ ziemlich vermisse: Es gibt nichts zu entdecken oder zusammeln – keine zusätzlichen Gegenstände, besonderen Items oder ähnliches.

Denn wir halten zusammen – Koop

Der Koop-Modus feiert seine Premiere erst in diesem Titel der „Battlefield“-Reihe, umso gespannter war man auf diesen neuen Modus. Es gibt insgesamt sechs verschiedene Missionen in jeweils drei Schwierigkeitsgraden, die freigeschaltet werden können. Zu Beginn hat man nur zwei Missionen zur Auswahl, die man entweder mit einem Teammitglied oder einem zufällig zugewiesenen Partner spielen kann.

Eines lernt man hier sehr schnell: Ohne gutes Durchhaltevermögen und hohe Frustrationstoleranz kommt man nicht weit. Denn gelegentlich wird man schon durch den kleinsten Fehler direkt von Gegnern überrannt. Sind beide Teammitglieder nicht mehr am Leben, ist die Mission gescheitert und muss von Anfang an erneut gespielt werden.

Oh, die Jets wieder im Tiefflug – Multiplayer

Die Singleplayerkampagne alleine wäre wahrscheinlich nie ein Grund gewesen, sich dieses Spiel zuzulegen. Kein Wunder: Hauptaugenmerk des Spieles liegt definitiv auf dem Multiplayermodus. So gibt es insgesamt mehr als 50 freischaltbare Waffen, unglaublich viele Modifikationen und vieles mehr. Bis auf die Anfangswaffen und Basisausrüstung muss jedes einzelne Teil freigespielt werden. Dadurch bietet „Battlefield 3“ langanhaltende Motivation.

Für jede Aktion gibt es Punkte und man kann die sogenannten und altbekannten „Ribbons“ erlangen, die nochmal Bonuspunkte geben. Alle Punkte zusammen zählen als Erfahrung und lassen euch im Level aufsteigen. Für jedes Level gibt es einen neuen Militärrang im Spiel, eine neue Dogtag sowie neue Modifikationen und Waffen. Besonderes Gimmick: Schaffst du es, einen Gegner mit dem Messer zu töten, bekommst du eine seiner Erkennungsmarken quasi als Trophäe.

In typischer „Battlefield“-Manier kämpfen zwei Teams gegeneinander: Russland und die USA. Jedes der beiden Teams besteht aus mehreren Squads, die Alpha bis Hotel benannt sind. Pro Squad können maximal vier Leute Mitglied sein und der Squadleader kann entscheiden, ob dieser öffentlich, also für jeden betretbar oder privat, demnach eingeschränkt, sein soll.

Gekämpft wird auf insgesamt neun verschiedenen Maps mit den unterschiedlichsten Szenarien. Beispielsweise die Stadt Teheran, ein Hafen mit Kanälen, oder ein weitläufiges Gebiet mit einigen Gebäuden und vielen freien Feldern. Derzeit gibt es sechs verschiedene Möglichkeiten die Karten zu spielen – die Bekanntesten sind „Rush“ und Eroberung.

Im sogenannten Rushmodus werden immer jeweils zwei Ziele vorgegeben, die die Angreifern zerstört müssen, während die Verteidiger dies verhindern und Bomben nach Möglichkeit entschärfen müssen. Sind die zwei Ziele vernichtet, geht es an die nächsten beiden Punkte, bis alle erledigt sind. Dafür haben die Angreifer nur begrenzt Zeit.Sinken ihre „Tickets“ auf Null herab, haben sie verloren.

Im Eroberungsmodus starten beide Teams dagegen mit jeweils 200 Tickets. Auf jeder Karte befinden sich dann eine gewisse Anzahl Eroberungspunkte, die eingenommen werden können. Besitzt ein Team mehr als die Hälfte aller möglichen Eroberungspunkte, werden der anderen Gruppe entsprechend Tickets abgezogen. Außerdem ticken sie durch den Spielertode herunter. Wer zuerst bei Null ist, hat verloren.

Neben diesen beiden Spielmodi gibt es noch vier weitere, die man entdecken kann – Squad Rush, also quasi dem Rush-Modus, mit Squads statt ganzen Teams, Squad Deathmatch (Squad DM), Team Deathmatch und einem großen Eroberungsmodus. Auf der einen Seite Standard, auf der anderen aber abwechslungsreich und langfristig motivierend.

Bugs und Probleme

Trotz all des Spaßes, den „Battlefield 3“ mit sich bringt, hat es auch diverse technische Probleme. So kann es beispielsweise vorkommen, dass einfach mal die Waffe inklusive Fadenkreuz nicht mehr angezeigt wird, was das Spiel natürlich unverhältnismäßig erschwert. Mit viel Glück lässt sich das durch Nachladen oder einen Waffenwechsel wieder korrigieren, ansonsten muss man einfach abwarten. Oder das Bild flackert für einen Moment in einer einzelnen Farbe. Im Großen und Ganzen sind solche Fehler zwar nervig, aber Patches sind in Aussicht und auch jetz ruinieren sie das Spiel nicht.

Fazit

Die Kampagne mag manchmal etwas schwer und frustrierend sein, lohnt sich aufgrund der Inszenierung aber trotzdem definitiv. Davon abgesehen kann der Singleplayermodus dem Mehrspielermodus aber nicht annähernd das Wasser reichen. Der ist jedes Mal ein neues Abenteuer. Jede Karte hat ihren komplett eigenen Charme und ohne Teamplay kommt man sowieso nicht voran. Da kommen noch zahllose Shooterstunden auf mich zu. Dass das Spiel durch diverse Aspekte Startprobleme hatte, war unglücklich, aber die ersten Patches – wenn auch vorerst nur für den Battlelog – sind bereits gelandet. Weitere werden mit Sicherheit folgen und aktuelle Schwächen ausgleichen.

„Battlefield 3“ hat zwar nicht die hohen Erwartungen erfüllt, die man nach der gamescom, Trailern und etlichen Berichten hatte, aber trotzdem ist es ein verdammt gutes Spiel. Was dem Singleplayer fehlt, gleicht der Multiplayer grandios aus. Und jetzt bin ich wieder unterwegs – es ist immerhin Krieg!

Quellen: EA | NTV

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