Neben Baseball ist Basketball die letzte große Sportart, die noch nicht vom omnipresenten Sportspiele-Publisher EA Sports produziert wird. Kann 2K Sports mit „NBA2k12“ eine echte Alternative zu den vereinheitlichten Sportspielen der Konkurrenz liefern?
Die Frage ist nicht ganz so absurd, wie sie zu Beginn vielleicht klingen mag. Denn wer Sportspiele mag, kommt heute an EA Sports kaum noch vorbei. Egal ob „FIFA“, „NHL“ oder „NFL“, der amerikanische Unterhaltungssoftware-Gigant zeichnet sich für fast alle gängigen Franchises verantwortlich. Durch die gewaltigen Finanzmittel sind Spieler an umfassende Mannschaftslizenzen und einheitliche Menüführung gewöhnt – sie kennen den „EA way of life!“ Viele Fußballfans beispielsweise lehnen deshalb den EA-Konkurrenten „PES“ ab – vorallem aufgrund der fehlenden Lizenzen.
Entschlossen und bis an die Zähne bewaffnet
Für einen möglichst guten Start sollten die Hausaufgaben in diesem Bereich deshalb gemacht gemacht werden – und sie wurden es auch. „NBA 2K12“ hat die kompletten Lizenzen für alle Mannschaften, Spieler, Trainer(!), Arenen und Sponsoren der NBA. Das komplette Paket steht zur Verfügung und scheint auch Schlüsselpunkt im Konzept des Spiels zu sein. Allerdings beschränken sich die Lizenzen dafür auch ausschließlich auf die NBA. Andere Basketballligen werden nicht abgedeckt.
Im Hauptmenü warten auf euch die gängigen Spielmodi, die ihr in dem Genre erwarten könnt. Wollt ihr ein kurzes Vergnügen, spielt ihr ein schnelles Spiel – wollt ihr die volle Breitseite, startet ihr eine komplette Saison mit 82 Spielen. Wenn ihr die dann hinter euch gebracht habt, steht vermutlich bereits „NBA 2K13“ in den Läden. Es warten ebenfalls unter anderem auf euch ein „Eigene Legende“-, „Playoffs“- sowie ein „Association“-Modus. In einem weiteren Legendenmodus könnt ihr bedeutende Spiele von Michael Jordan und Co nachspielen und so Retro-Mannschschaften freischalten. Nettes Gimmick: Die Grafik wird an die entsprechende Ära angepasst. Wer einen „MOVE“-Controller zu Hause hat, darf sich auch freuen. Das Spiel unterstüzt nämlich das Kit und hat zudem einen eigenen Modus dafür.
Zu Anfang die Schulbank drücken
Wer noch nie einen „NBA“-Teil gespielt hat, begibt sich am besten erst einmal in das tutorialartige „Trainingslager“. Hier liegt zugleich der große, große Hase begraben. Denn „NBA 2K12“ hat eine einschüchternd-komplizierte Steuerung. Ähnlich wie in „FIFA“ braucht ihr zwar von den ganzen Tricks und Kombinationen im späteren Spielbetrieb nur einen Bruchteil, dennoch ist das nötige Grundwissen deutlich umfangreicher als bei anderen Spielen. Wollt ihr also später eure Punkte nicht nur durch 3er-Würfe von außerhalb des Getümmels erzielen, lohnt sich eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Steuerung.
Um einen kleinen Überblick über den Umfang des Trainingslagers zu geben: Eure Ausbildung umfasst neun Kategorien von „Passen & Offensive“ bis „Dribble-Moves“ mit insgesamt sagenhaften 88 Einzel-Tutorials. Nicht umsonst ändert das Spiel nach erfolgreicher Absolvierung aller Tests euren Online-Rang automatisch auf „Pro“. Ein bisschen weniger zu gunsten der Einsteigerfreundlichkeit hätte gut getan!
Glanz und Gloria
Wer dann mit dem Trainingslaber aber praktisch seinen „Basketball-Führerschein“ erworben hat und sich in sein erstes Spiel stürzt, den erwartet ein Spektakel, das seinesgleichen sucht. Denn das bereits angesprochene Konzept konzentriert sich ganz klar auf die Präsentation, ohne jedoch später beim Gameplay zu kaschieren. Ihr bekommt eine fernsehreife Aufmachung mit einem Live-Kommentar geboten, der von keinem anderen Spiel übertroffen wird.
Anstatt nur das aktuelle Geschehen zu kommentieren und mit Hintergrundwissen aufzufüllen, wurde das exakte Gegenteil getan: Ein Kommentatorentrio arbeitet Hintergrundgeschichten zu Spielern und Mannschaften in einem flüssigen Gespräch auf. Aktuelle Ereignisse, wie Körbe, Fouls, etc. werden kurz eingeworfen, nur um dann in unglaublich authentischer Weise zurück zum ursprünglichen Thema zu kommen. Dazu kommen Schalten zur Seitenlinien-Reporterin Doris Burke. Der Kommentar wird euch definitiv ins Staunen bringen. EA Sports und „FIFA 12“ sind davon meilenweit entfernt.
Auch visuell wurde clever gearbeitet. In Saisonspielen erhaltet ihr neben den üblichen Highlights zwischen den Vierteln immer wieder Einblendungen zu kommenden Begegnungen. Werbeblockähnlich wird euch auf kommende Partien hingewiesen und in der Halbzeit bekommt ihr individuelle gesprochene(!) Berichte zu Zwischenständen in anderen Matches. Dazu kommen echte Videoaufnahmen von beispielsweise den Arenen. Eine unglaubliche Erfahrung!
Grafik, Sound & Gameplay
Die Grafik ist die einzige Schwachstelle im audio-visuellen Meisterwerk. Zwar wirken die Animationen flüssig und auch die Umgebung in der Arena ist liebevoll gestaltet, allerdings lässt der Detailgrad der Spieler teilweise stark zu wünschen übrig. Dirk Nowitzki beispielsweise wurde nicht gerade von seiner Schokoladenseite getroffen und auch die Zuschauer schaffen es nur in das gehobene PlayStation-2-Segment.
Der Sound hingegen ist tadellos. In der Arena herrscht stets euphorische Stimmung und über den Kommentar wurde bereits hinlänglich gesprochen. Mit 28 Songs ist auch der Soundtrack umfassend genug. Größtenteils Hip-Hop, erfüllt er damit das, was man bei einem Basketballspiel erwartet und lockert das Ganze dann aber noch mit Tracks aus anderen Genres auf – gelungen!
Auf den Brettern spielt sich NBA in gewisser Weise träge, allerdings liegt das viel mehr an der Sportart selber. Die Wurfkontrolle erfolgt durch den rechten Stick und wirft gelegentlich neben Körben vor allen Dingen Zweifel auf. Nämlich dann, wenn der Wurf wieder mal nicht reinging und man doch eigentlich alles genauso getimed hat, wie beim Mal davor. Ein Problem, was sich vermutlich mit mehr Spielzeit eliminiert. Dann steht eurem Spielspaß nichts mehr im Weg.
Fazit
Für Menschen, für die die Basketball-Bretter die Welt bedeuten, liefert „NBA 2K12“ alles was man sich wünschen kann – und eigentlich auch für alle anderen. In keinem anderen Spiel wird das Spektakel und die Präsentation des Sports besser vollzogen. Egal ob die schillernden Werbeblöcke oder die preisverdächtigen Kommentatoren (wirklich – sie sind unverschämt gut), jedes Spiel wirkt wie eine Fernsehübertragung. Hat man sich mit dem knackigen Schwierigkeitsgrad und der komplexen Steuerung angefreundet, seid ihr Teil von diesem Spektakel. Wirkliche Mängel gibt es nicht, es überwiegt der Spaß am Spiel.
„NBA 2K12“ ist das beste Beispiel dafür, dass Spiele von EA Sports noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss sein müssen. Zwar konzentriert sich der Ableger von 2K Sports einzig und allein auf die NBA, aber manchmal ist weniger dann eben doch mehr. Die Videospielewelt wäre vermutlich ein besserer Ort, würde 2K Sports die restlichen Franchises auch noch bedienen können.
Bilder:
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Schlagworte: 2k Sports, Dallas Mavericks, Games, Kobe Bryant, Michael Jordan, NBA, NBA2k12, Review