Gaming-Umfrage III: Die Auswertung


Wir haben vor einiger Zeit gefragt, was für euch die wichtigsten Aspekte an einem Spiel sind und haben zahlreiche Antworten erhalten. Doch, was ist es denn nun? Ist es eine extrem fesselnde Story oder eine extrem abgefahrene Grafik – gibt es ein „Rezept“ für das „perfekte Spiel“?

Man nehme als Basis eine Handvoll Grafik, dazu zweimal Story, eine Prise Atmosphäre und gebe alles zusammen in einen Cocktailshaker – und fertig ist das perfekte Spiel? Schön und einfach wäre es, wenn das so klappen würde. Dann wäre wahrscheinlich jedes der demnächst erscheinenden Spiele genau nach diesem Rezept aufgebaut. Doch in Wirklichkeit ist das nicht so simpel – jeder definiert ein gutes Spiel anders, daher haben wir uns einige Punkte von euch zur Betrachtung ausgesucht.

Die Verpackung – Grafik

Was kann man sich als „Verpackung“ eines Spiels vorstellen? Genau, die Grafik. Doch was versteckt sich hinter dem Wort Grafik? Im Prinzip zum einen die grafische Oberfläche (Graphical User Interface – GUI) und die Darstellung der Welt, inklusive Charaktere/Einheiten.

Die letzten Jahre hat sich die Grafikqualität erheblich verbessert und das ist nicht zuletzt daran erkennbar, dass viele Spiele immer realistischer aussehen. Vor einiger Zeit durften die Charaktere ruhig noch eckige Gesichter oder Proportionen haben, heute ist das bei vielen Spielen absolut undenkbar.

Crysis 2 (zum Vergrößern anklicken)

Doch die meisten sehen die Grafik mit gemischten Gefühlen. Für die einen ist nur wichtig, dass kein „Pixelkrieg“ herrscht und das man „erkennt, was was ist“. Für die anderen ist sie, außer bei Klassikern, absolut wichtig und trägt massiv zum Spielvergnügen bei, da sie sich durch die „realistischere Umgebung“ besser in die Welt hineinversetzen können – als wäre man selber Teil des Spiels.

Bei einem sind sich allerdings die meisten einig: Bei Klassikern ist die Grafik egal. So macht zum Beispiel Final Fantasy VII auch mit der damaligen Grafik noch immer unheimlich viel Spaß.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Grafik nicht unbedingt immer das Wichtigste am Spiel ist, sondern eher ein „nice to have“ – High end muss nicht sein, aber zu schlecht am besten auch nicht.

Die Handhabung – Gameplay

Was nützt das schönste Spiel, wenn es vom Handling und Gameplay her nicht in Ordnung ist? Betrachten wir also einmal, was sich hinter dem Begriff eigentlich versteckt.

In diesem Fall zitieren wir Wikipedia: „Als Gegensatz dazu und im eigentlichen Wortsinne wird Gameplay dann definiert als die Interaktion zwischen Spiel und Spieler. Durch die Spielmechanik ergeben sich Ereignisse, die dann dem Spieler präsentiert werden, wodurch er einen Eindruck vom Ablauf des Spiels erhält. Ebenso ist die Bedienung ein wichtiger Teil des Gameplays.“

Doch was heißt das für uns? Im Wesentlichen setzt sich das Gameplay aus der gesamten Mechanik und dem Spielerlebnis zusammen: Der Atmosphäre, dem Interface, dem Controlling, dem Balancing und der Spielmechanik.

Battlefield: Bad Company 2 (zum Vergrößern anklicken)

All diese Aspekte müssen in sich stimmig sein, um ein gutes Gameplay abzuliefern. Doch wie wird zum Beispiel Atmosphäre erzeugt? Ein sehr wichtiger Punkt ist dabei zum Beispiel die Audioausgabe. Schreitet man durch eine Welt, komplett ohne oder mit eintöniger Musikuntermalung, wirkt sie sehr schnell langweilig. Oder, was ist, wenn man durch einen Wald geht, ohne dass Vögel zwitschern, kein Unterholz knackt und absolute Stille herrscht? Ich glaube, da würde nicht nur mir ein wichtiger Teil fehlen. Andersherum kann man mit ihr gewünschte Stimmungen erzeugen und Akzente im Spiel setzen: Zum Beispiel indem man vor oder während eines (Boss-)Kampfes schnellere Musik einspielt.

Das Interface ist der Weg, über den der Spieler direkt mit dem Spiel kommuniziert, beispielsweise dem Interface oder der Steuerung. Das Interface sollte möglichst simpel und einfach zu bedienen sein, denn wer will sich schon durch massig Menüs durcharbeiten, nur um zum Beispiel bei einem Aufbauspiel ein kleines Gebäude zu bauen? Oder dass man sich bei der Bewegung mithilfe der Tasten einen gefühlten Knoten in den Fingern zuzieht, weil die Steuerung absolut kompliziert ist?

Die Spielmechanik hängt ebenfalls eng mit dem Balancing zusammen. Mit der Mechanik sind sämtliche Punkte gemeint, die interne Prozesse steuern. Zu nennen wären da die Schadensberechnung, die Antworten der Charaktere oder die Handlungen der künstlichen Intelligenz. Doch was ist beispielsweise, wenn eine Einheit dermaßen stark ist, dass man keine Chance hat? Dann stimmt das Balancing und etwas in der internen Spielmechanik nicht und das Spiel macht auch absolut keinen Spaß.

Das Gesamtkonzept des „Gameplays“ ist also auch sehr wichtig, da das Spiel bei Nichtexistenz sogar nahezu unspielbar werden kann.

Handlung und Storyline

Ein viel gefragter und wichtiger Punkt bei der Spielentwicklung ist die Hintergrundgeschichte. Es gibt Spiele, die setzen gekonnt auf Abwesenheit eben jener – doch das sind in der Regel kleine Unterhaltungsspiele, wie zum Beispiel Solitär oder Minesweeper. Sämtliche anderen Games besitzen zumindest eine grobe Story, und wenn es nur „Entkomme vor den Zombies“ oder „Rette dich, indem du alle Gegner vernichtest“ ist.

Eure Meinung in dem Zusammenhang ist hier sehr zwiegespalten. Die einen sagen, dass „man eh nicht mehr herausholen kann“ oder eine Story „nicht zwangsweise notwendig“ ist. Andere wiederum meinen, dass reine Singleplayer-Spiele dann mit der Story „vom Hocker hauen müssen“, da es sonst kaum einen Anreiz gibt, eben jene zu Spielen. Denn wenn man überlegt – macht ein Ego-Shooter oder ein „Kill’em’all“-Game im Singleplayer genau so viel Spaß, wie im Multiplayer?

Gothic 2: Die Nacht des Raben (Zum Vergrößern anklicken)

Interessant ist, dass für einige eine gute Story auch schlechte andere Aspekte ausgleichen kann. Eins der besten Beispiele dafür ist wohl die Gothic-Reihe. Die Grafik ist eher schlecht, aber Story-technisch und spielerisch gesehen, kaum zu toppen – es gibt unglaublich viele Quests und eine fesselnde Handlung.

Wenn es sich nicht gerade um Shooter oder große Titel mit hohem Multiplayeranteil handelt, ist eine Story für euch äußerst wichtig: Denn wer spielt denn gerne eintönige Spiele, wenn er eine Handlung haben kann, die einen fesselt und man neugierig ist, was als Nächstes passiert?

„Wie lange noch?“ – oder: Die Langzeitmotivation

Doch eine Frage bleibt: Was bringt uns die beste Grafik oder die beste Story, wenn das Gesamtkonzept nicht stimmt? Jeder von uns stellt andere Anforderungen an Spiele und doch lässt sich ein gemeinsamer Punkt finden, den eigentlich jeder als notwendig erachtet – das ist die Langzeitmotivation. Wer kauft sich ein Spiel für 60 Euro, welches er vielleicht für zehn Stunden spielt?

Zum einen ist der Kosten-Nutzen-Faktor von großer Bedeutung. Was wird wohl lieber gekauft – ein reines Singleplayer-Game oder ein Single- und Multiplayer-Game für 60 Euro?

Diablo 2 – zum Vergrößern anklicken.

Ich denke die Antwort ist relativ klar, denn in vielen Fällen bieten Multiplayer-Modi mehr Motivation und einen Grund, länger beim Spiel zu bleiben. Zumindest sehen einige den Multiplayer-Bereich als Extramotivation an, andere dagegen wünschen sich eine fesselnde Story und versuchen jede einzelne Quest, jeden kleinen Schnipsel der Story zu finden. Tatsache ist jedoch, dass man eher demotiviert ist, wenn man sich ein extrem teures Spiel zulegt, nur um festzustellen, dass es nicht den Wünschen entspricht und man fast schon sagen kann, dass das Geld zum Fenster rausgeworfen wurde.

In den meisten Spielen gibt es mittlerweile verschiedene Ansätze, die Leute dauerhaft zu motivieren.

Die besten Beispiele dafür sind die sogenannten Achievements, beziehungsweise Errungenschaften. Erreicht man einen bestimmten Skill, oder handelt außergewöhnlich, wird man häufig mit diesen Boni belohnt und erhält oftmals zusätzlich Punkte.

Dieser Reiz, die Achievements zu erhalten und neue Inhalte freizuschalten, fesselt die Menschen, da man teilweise nicht weiß, was man als Nächstes bekommt oder der „Sammeltrieb“ geweckt wird. Man muss allerdings dazu sagen, dass einige auch der Meinung sind, dass „Achievements dem Multiplayer schaden“, da viele Leute auf diese aus sind und sich eher kontraproduktiv verhalten.

Tatsache ist: Jeden reizt etwas anderes an einem Spiel, daher ist es schwer, sich auf einen Teil zu konkretisieren. Aber – fehlt die Langzeitmotivation, wird das Spiel eher weniger gekauft.

Fazit:

Was haben wir also gelernt? Jeder hat seine persönliche Meinung. Beispielsweise Achievements: Die einen finden es motivierend, einen weiteren Anreiz zu haben, um zu spielen, andere wiederum finden es nervig oder sogar kontraproduktiv. So gibt es einige Aspekte, auf die man sich nicht eindeutig festlegen kann.

Dennoch gibt es einige Punkte, die man beachten sollte. Zum Beispiel sollte es eine akzeptable Grafik geben (Klassiker ausgenommen), gleichzeitig muss es aber auch nicht immer „absolut High End“ sein.

Zusätzlich sind sich fast alle einig, dass eine gute Story wichtig ist. Denn zum einen ist sie ein wichtiger Teil der Langzeitmotivation, zum anderen ist es ein besonderer Reiz, wenn man wissen möchte, wie eine Geschichte weitergeht. Ein Spiel, wo hinter jeder Ecke ein neues Geheimnis wartet, reizt mehr, als eines, in dem man nur einige „Storyfetzen“ bekommt. Ausnahmen davon sind natürlich Gelegenheits-, Sport- und Rennspiele.

Es lässt sich damit nicht eindeutig sagen, was das perfekte Rezept für ein gutes Spiel ist. Jeder hat seinen persönlichen Fokus. Wichtig ist trotzdem, aus all den oben genannten Punkten ein Gleichgewicht herzustellen. Es bringt ja nichts, wenn man ein Spiel hat, das „nur gut aussieht“, aber keine Story und keine Langzeitmotivation liefert.

Also halten wir fest: Eine Handvoll Langzeitmotivation muss auf jeden Fall rein, dazu mindestens so viel Gameplay, damit ein Spiel spielbar ist – dazu dann je nach persönlichen Vorlieben noch Grafik und Story.

Bilder:
(c) Kristin Wassermann / RauteMusik.FM
(c) Philipp Groß / RauteMusik.FM

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