Zelda-Fans aufgepasst! Am 18. November erscheint der lang ersehnte Titel „The Legend of Zelda: Skyward Sword“. Wir bekamen die Möglichkeit, den 16. Teil der Zelda-Reihe ausführlich antesten und den ganzen Anfang des Spiels genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Welt von Hyrule ist ein sehr komplexes und immer wieder neu interpretiertes Universum. Besonders die zeitlichen Abläufe, in welchen die herausgebrachten Teile spielten, haben die Fans beschäftigt. Selten wurden Zelda-Spiele an einem direkten Punkt in der Geschichte festgesetzt und können nur durch wage, von Anhängern erschaffene Zeitlinien erahnt werden. Mit „Skyward Sword“ brach Nintendo seine Tradition und stellte von Anfang an klar, dass wir es hier mit dem ersten Zelda der Zeitlinie zu tun haben.
Damit werden besonders Veteranen des Heldes in Grün hellhörig, da einige Grundsteine der Welt erklärt und beschrieben werden. Dadurch kann ein ganz neues Gefühl für die Mythologie entstehen und viele, schon seit Ewigkeiten gestellte Fragen beantwortet werden. Nintendo hält sich mit den tatsächlich im Spiel zu findenden Informationen bedeckt. Wir hatten aber die Möglichkeit, den gesamten Anfang des Titels anzutesten und berichten euch darum hier, was ihr grundsätzlich vom neuen Zelda erwarten könnt.
Von einer Stadt über den Wolken
Das Spiel startet im Wolkenhort, der jetzigen Heimat von Link und Zelda. Eine schwebende Landinsel über den Wolken, welche von einfachen Leuten bewohnt wird, die keine Ahnung haben, was unter ihrem schwebenden Eiland alles existiert. Ein großes Hyrule-Schloss werdet ihr hier eben so wenig finden, wie die Zitadelle der Zeit. Doch die unzähligen anzutreffenden Händler, eigenartigen Dorfbewohnern und riesigen bunten Vögel stellen ein lebendiges, atmosphärisches Abbild eines kleinen, interessanten Volkes dar, das man näher kennenlernen möchte. Link ist in diesem Spiel ein heranwachsender Teil der kleinen Gemeinde und bereitet sich auf ein Rennen mit seinem purpurroten Vogelwesen vor. In der Nacht zuvor träumt er von einem gigantischen schwarzen Etwas, welches sein grausames, mit Zähnen gespicktes Maul gen Himmel richtet und einen fürchterlichen Schrei von sich gibt. Link wird von der Vision angezogen und alsbald verschlungen. Ein äußerst düsterer, aber sehr gelungener Einstieg in das neue Zelda. Sofort fühlt man sich gefesselt von dem Schicksal dieser Welt und den Abenteuern, welche in ihr lauern.
Nach dem Aufwachen befindet ihr euch jedoch erst einmal in der erwähnten Wolkenstadt und werdet von den Bewohnern in die grundlegende Steuerung und Spielmechaniken eingewiesen. Zelda-Veteranen werden sich jedoch sehr schnell zurechtfinden. Eine Neuerung, die sich jedoch zügig bemerkbar macht, ist der Ausdauerkreis. Link wird beim Sprinten, was ebenfalls eine Neuerung für die Serie darstellt, zunehmend erschöpft. Besondere Moves, wie der altbekannte Drehschlag, werden eure Kraft außerdem ein gutes Stück senken. Somit müsst ihr aufpassen, wie ihr eure verbleibenden Reserven sinnvoll einsetzt. Grüne Früchte können da Abhilfe verschaffen, doch sind diese nicht in jeder Kampfsituation sofort zu erreichen. Ist eure Ausdaueranzeige erst einmal leer, schnappt der Held nach Luft und ist völlig kampfunfähig. Außerdem bewegt er sich für kurze Zeit nur noch äußerst langsam durch die Welt.
Ein Kampfsystem, wie man es sich schon immer wünschte
Doch bevor es zum Kämpfen geht, müsst ihr erstmal das Dojo besuchen und mit einem Trainingsschwert verschiedene Übungen absolvieren. In Skyward Sword ist eine Einführung in das Kampfystem auf jeden Fall auch für Zelda-Professoren empfehlenswert, denn dieser Ableger der legendären Serie, lässt euch in einer völlig neuen Weise kämpfen. Durch die „Wiimotion +“-Technik habt ihr endlich die Möglichkeit, eure Schwertkünste eins zu eins in das Spiel zu übertragen. Vertikale, senkrechte oder auch schräge Schläge werden perfekt auf den Bildschirm gezaubert und bringen eine vorher ungeahnte Interaktion ins Spiel. Pfähle können nach belieben zerteilt, Holzschilde aufgeteilt und überhaupt blockende Gegner ausgetrickst werden.
Fast alle Widersacher wurden auf dieses System abgestimmt und müssen durch eine bestimmte Schlagrichtung geschwächt und besiegt werden. Die altbekannten Piranhapflanzen haben beispielsweise eine waagerechte, oder senkrechte Mundöffnung, sind aber ansonsten perfekt vor allen möglichen Schlägen geschützt. So müsst ihr die Mundform ausmachen und im rechten Moment dementsprechend schlagen. Würde die Steuerung nicht so perfekt funktionieren, gäbe es hier definitiv Frustpotential. Im laufe des Spiels freut man sich jedoch über steigende Herausforderungen, um strategische und gleichzeitig spaßige Kämpfe erleben zu können. Leider gibt es einen kleinen optischen Nachteil an diesem System. Link hält nämlich sein Schwert außerhalb des Kampfes die ganze Zeit starr vor sich und lässt sich nur sehr geringfügig durch Wiimote-Bewegungen beeinflussen. So entsteht der leichte Eindruck, dass Link eine Wünschelrute vor sich hält und auf der Suche nach verlorenen Rubinen ist. Es gibt halt eine gewisse Vorstellung, in welcher Weise Link das Schwert zu halten haben soll, doch das Kontrollschema lässt dies leider nicht zu.
Nach dem Kampftraining folgen auch schon sehr bald die Flugübungen auf Links neuem Gefährten. Ihr steuert euren gefiederten Freund durch neigende Bewegungen der Wiimote, ähnlich wie bei „Wii Sports Resort“. Durch schlagen des Controllers lasst ihr das Flugtier aufsteigen und durch drücken des „C“-Knopfes beschleunigt ihr die Geschwindigkeit. Diese Aktionen kosten euch jedoch etwas Energie, welche am unteren Bildschirmrand als Federn angezeigt wird. Ihr könnt euch das ähnlich vorstellen wie die Möhren, wenn ihr auf Epona in „Ocarina of Time“ geritten seid.
Nach der Einleitung folgt auch schon ein lange erwarteter Wettstreit, welcher in dem Wolkenhort tiefe Tradition findet. Ihr müsst einen kleinen, goldenen Vogel als Erster fangen, um als Sieger hervorzugehen. Das ganze erinnert auch an das aus Harry Potter bekannte Quidditch, welches lediglich Besen statt Vögel verwendet. Bei dem Wettbewerb müsst ihr gleich alle Techniken anwenden die ihr bereits gelernt habt, um euren Kontrahenten zuvor zu kommen und den Vogel zu schnappen. Schafft ihr dies, sind eure Gegner nicht nur völlig bloßgestellt, nein, ihr gewinnt auch gleich das Herz der Namensgeberin des Spiels. Doch während sie euch ihre Gefühle bei einem Ausflug offenbart, verliert Zelda durch ein Ereignis, das ich an dieser Stelle nicht verraten möchte, ihr Gleichgewicht und fällt zu boden. Als Held wartet ihr natürlich nicht allzu lange und steuert auf einen grünen Lichtstrahl zu, der euch den Weg zum Boden öffnet und euch in den ersten Dungeon bringt.
Wie Charme über Technik siegen kann
Sieht man „Skyward Sword“ zum ersten Mal in Bewegung, so entsteht der Eindruck einer Cellshading Grafik, die sich nicht ganz als jene outen wollte und somit charakterlos wirkt. Texturen aus der Nähe sind größtenteils Detaillos und Objekte in der Ferne werden durch einen Tuschfilter in verwischte Punkte verwandelt. Außerdem fällt die niedrige Auflösung der Wii immer mehr ins Gewicht, besonders wenn man mittlerweile überall auf HD-Inhalte stößt und das Auge nicht mehr an eine solche Auflösung gewohnt ist. Glücklicherweise verfliegen die meisten optischen Mankos bereits nach einer kurzen Spielzeit und der Grafikstil wächst einem so ans Herz, das man mit Freuden an seine Erlebnisse in der Wolkenstadt zurückdenkt. Der bitteren Nachgeschmack, dass das Spiel in einer HD-Auflösung jedoch wesentlich schöner wäre, ist dennoch nicht ganz abzuschütteln.
Was jedoch tatsächlich negativ auffällt, sind Links Kletteranimationen. Möglicherweise ist man durch die flüssigen Bewegungen von Ezio aus „Assassins Creed“ oder Drake aus „Uncharted“ verwöhnt, aber Link bewegt sich so stilvoll und flüssig wie eine Robbe im Fitnesscenter. In wie weit das mit der technischen Limitation zu tun hat, ist nicht ersichtlich. Klar ist, dass man schon auf der PS2, bei Beispielsweise „Prince of Persia: Sands of Time“, flüssigere Bewegungsabläufe gesehen hat.
Dennoch kann auch dieser negative Aspekt nicht den positiven, grafischen Gesamteindruck mindern, den das Spiel nach einer Weile auf einen ausübt. Vom leicht getuscht wirkenden Renderstil, bis hin zu den unglaublich schrägen Charakteren, versprüht das Spiel einen gewaltigen Charme, der zugleich kindischer aber auch erwachsener wirkt, als man es von den bisherigen Titeln der Serie gewohnt ist. Spätestens, wenn ihr im ersten Dungeon angekommen seid, werdet ihr von der packenden Atmosphäre ergriffen und kümmert euch nicht mehr um weitere technische Details. Ein Phänomen, das Nintendo-Jünger als die „spezielle Nintendo Magie“ bezeichnen würden. Soundtechnisch könnt ihr einen stimmigen, orchestralen Soundtrack erwarten, der perfekt an die Spielsituationen angepasst wurde und euer erblicktes Bild in die passende Farbe taucht. Die übrigen Soundschnipsel sind nintendotypisch eher minimalistisch ausgefallen. Die Sprachausgabe fehlt auch in diesem Teil völlig, wenn man von den kurzen Lauten einzelner Charaktere absieht. Wer Nintendo kennt, hat das jedoch auch gar nicht anders erwartet.
Fazit
Schon die relativ kurze Zeit mit dem Titel macht deutlich, dass wir es hier mit einem möglichen Meisterwerk zu tun haben. Zu viel Charme und Liebe strömt aus jedem dargestellten Pixel des Spiels, als das der Eindruck einer verzweifelten Entwicklerschmiede entstehen könnte. Selten hat ein Spiel nach zwei Stunden Spielzeit das Verlangen nach mehr so sehr geschürt, wie „Skyward Sword“ es geschafft hat. Alleine der Gedanke, endlich erfahren zu können, wie das Fundament der hylianischen Mythologie geschaffen wurde, ist ein Motivationsfaktor sondergleichen. Ich gebe zu, dass ich, bevor ich das Spiel ausführlich testen konnte, nicht sehr von der Präsentation und der Spielweise des Titels angetan war. Doch diese zwei Stunden haben mich von einem Skeptiker zu einem Anhänger verwandelt. Der 18. November kann kommen, denn dann wird „The Legend of Zelda: Skyward Sword“ erscheinen und ein mit Sicherheit großartiges Abschiedsständchen für die Wii singen.
Bilder:
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