Das Gedächtnis der Nation

Unsere Geschichte

Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Christian Wulff ist im Oktober 2011 das Projekt „Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation“ gestartet. Es hat sich zum Ziel gesetzt, Erinnerungen von Zeitzeugen an die wechselvolle deutsche Geschichte in Form von Videointerviews aufzuzeichnen und für nachfolgende Generationen dauerhaft zu bewahren.

Die Erinnerungen sind im Internet, redaktionell aufbereitet und systematisch geordnet, kostenlos für jedermann abrufbar. Angesprochen werden sollen Geschichtsinteressierte, insbesondere Schulen und Universitäten. Denn nichts kann Geschichte so anschaulich vermitteln, wie Menschen, die sie erlebt oder erlitten haben. Und immer mehr Ältere möchten ihre Erinnerungen an Jüngere weitergeben.

Das gemeinnützige Projekt folgt dem Modell der Shoah Foundation des amerikanischen Filmregisseurs Steven Spielberg, die Erinnerungen von Überlebenden des Holocausts aufgezeichnet hat. Es konzentriert sich zunächst auf das 20. Jahrhundert, ist aber offen für die Zukunft und folgt dem Lauf der Geschichte. Ein mit Fernsehtechnik ausgestatteter „Jahrhundertbus“ wird durch Deutschland fahren, um ausgewählte Zeitzeugen zu befragen.

„Das Gedächtnis der Nation“ (GdN)

Im Zentrum des Zeitzeugenarchivs steht die Website des „Gedächtnisses der Nation„. Sie enthält schon zum Start etwa 1.600 Zeitzeugeninterviews aus den Beständen des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), die nun fortlaufend ergänzt werden.

Diese Videos sind in drei Segmenten geordnet und abrufbar: Das Erste arbeitet chronologisch. Der Nutzer orientiert sich an einem Zeitstrahl durch das 20. und 21. Jahrhundert. In die jeweilige historische Situation führen insgesamt rund 100 Kurzfilme ein. Darunter sind die dazu passenden Zeitzeugenvideos eingeordnet.

Das zweite Segment ordnet die Erinnerungen nicht chronologisch, sondern nach Themen – beispielsweise: „Deutsch-deutsche Geschichte“, „Frauen“, „Migration“, „Holocaust“ oder „Europa und Globalisierung“.

Im dritten Segment äußern sich „Jahrhundertzeugen“ in etwa einstündigen Interviews. Zum Start des Projekts sind rund 40 Zeugen des Jahrhunderts aus den Beständen des ZDF online gestellt, darunter Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Simon Wiesenthal, Margarete Mitscherlich, Stefan Heym, Marcel Reich-Ranicki und Hans-Dietrich Genscher. Weitere „Jahrhundertzeugen“ werden durch eigene Interviews der GdN-Redaktion folgen.

„Unsere Geschichte“

Eine Schwesterwebsite von „Gedächtnis der Nation“ ist unter dem Titel „Unsere Geschichte“ freigeschaltet.

Auf diesem Mitmachkanal soll jedermann eigene Zeitzeugeninterviews, vor allem aus dem Familien- und Bekanntenkreis, präsentieren können. Die Videos werden von der GdN-Redaktion zunächst geprüft, um Missbrauch zu verhindern, und dann freigeschaltet. Die Plattform bietet sich insbesondere für Videoprojekte im Geschichtsunterricht von Schulen an. „Unsere Geschichte“ steht unabhängig zu dem „Gedächtnis der Nation“.

Der „Jahrhundertbus“ des „Gedächtnisses der Nation“ mit dem Symbol des Projekts, dem eindrucksvollen Gesicht einer alten Dame, fährt ab sofort durch Deutschland. Er widmet sich dem Schwerpunktprojekt – der Befragung von Zeitzeugen aus Ost und West zur Geschichte Deutschlands nach 1945 – also der Parallelgeschichte von DDR und Bundesrepublik Deutschland. Zudem werden Angehörige von Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus interviewt.

Diese Videos werden von zeitgeschichtlich erfahrenen und speziell für diese Aufgabe geschulten GdN-Redakteuren erstellt. In Verbindung mit Regionalzeitungen und lokalen Institutionen werden an den jeweiligen Stationen des fahrenden Studios Zeitzeugen ermittelt, die nach telefonischer Vorauswahl zu Interviewterminen gebeten werden.

Dies sind die Stationen und Termine der ersten Busroute:

20.10.11 – 25.10.11 Eisenach, Am Stadtschloss

26.10.11 – 29.10.11 Jena, Marktplatz

29.10.11 – 02.11.11 Leipzig, Rathaus

02.11.11 – 04.11.11 Halle (Saale), Marktplatz

02.11.11 – 10.11.11 Dresden, Frauenkirche

10.11.11 – 11.11.11 Bayreuth, Marktplatz, Spitalkirche

14.11.11 – 16.11.11 Nürnberg, Rathausplatz

16.11.11 – 18.11.11 München, Stachus

21.11.11 – 23.11.11 Fulda, Domplatz, Pauluspromenade

24.11.11 – 28.11.11 Frankfurt/M., Paulskirche

28.11.11 – 02.12.11 Mainz, Domplatz, Staatstheater

Schulen und Universitäten

Für den Geschichtsunterricht an Schulen werden aus dem Fundus der Zeitzeugenerinnerungen Unterrichtspakete erstellt. Der Vorsitzende des deutschen Geschichtslehrerverbandes, Dr. Peter Lautzas, gehört dem wissenschaftlichen Beirat des Projekts an. Für die speziellen Anforderungen von Historikern und die Arbeit an Universitäten sollen später Niederschriften der neu geführten Interviews angeboten werden. Zu anderen Zeitzeugenarchiven werden Links hergestellt. Im Deutschen Historischen Museum (Berlin) soll für Besucher ein dauerhafter Onlinezugang zum „Gedächtnis der Nation“ angeboten werden, parallel zum Archiv der Shoah Foundation.

Internetplattform

Google stellt für das Projekt kostenlos die technische Plattform sowie eine speziell entwickelte Benutzeroberfläche zur Verfügung. Ebenso wie für den Vatikan und das britische Königshaus wurden dafür zwei speziell gestaltete Kanäle der Google-Tochter YouTube geschaffen. Google und YouTube stellen „Das Gedächtnis der Nation“ und „Unsere Geschichte“ auf ihren Portalen besonders hervor.

Quellen: Gedächtnis der Nation

Schlagworte: , , , , , , , , , ,

Kommentieren