Help me Fox!
Mit „The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D“ hat Nintendo in diesem Jahr bereits ein großartiges Remake auf den 3DS gebracht. Nun folgte ein weiterer N64-Klassiker, diesmal mit Fox McCloud. Heftige Feuergefechte auf fremden Planeten und in den Tiefen der Galaxie verspricht „Star Fox 64 3D“ – doch hat der Klassiker in echtem 3D wirklich sehr viel mehr zu bieten als das Original von 1997?
Doch bevor ich mich in diesem Review mit den Neuerungen auf dem 3DS auseinandersetze, möchte ich für alle Neueinsteiger in die „Star Fox“-Serie zunächst einmal einen Rückblick auf die Story wagen. Denn im Vergleich zum N64-Original hat sich hier, da es ein Remake ist, nichts verändert. Wie schon 1997 bei „Lylat Wars“, geht es auch bei „Star Fox 64 3D“ um den bösen Wissenschaftler Andross, der einst durch General Pepper für seine Missetaten auf den Planet Venom verbannt wurde. Doch eines Tages werden merkwürdige Aktivitäten in diesem Teil des Lylat-Systems wahrgenommen. Das Star-Fox-Team – bestehend aus James McCloud, Pigma Dengar und Peppy Hare – wird entsandt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auf dem Planeten Venom angekommen, wird das Team durch Pigma verraten. Nur Peppy kehrt unbeschadet von der Mission zurück und berichtet von den Ereignissen. Dies ruft Fox McCloud auf den Plan, der Sohn des zurückgelassenen James. Zusammen mit Peppy, dem tollpatschigen Slippy Toad und dem Miesepeter Falco Lombardi macht er sich auf die Suche nach seinem Vater, um diesen aus den Zwängen von Andross zu befreien und den Wissenschaftler ein für alle Mal auszuschalten.
So weit, so gut zur durschnittlichen Story. Denn diese lässt auf den ersten Blick nicht wirklich vermuten, dass hier mehr drin steckt als ein durchschnittlicher Weltraum-Shooter. Im Grunde genommen ist „Star Fox 64 3D“ auch in zwei wesentliche Spielarten aufzuteilen: Zum einen die sich automatisch bewegenden Schlauchabschnitte – in denen ihr eure Vehikel zwar auf dem Screen frei nach links und rechts bewegen könnt, aber nicht nach vorne oder nach hinten – und zum anderen gibt es da noch den Flug in der freien Formation, in dem ihr die Gegnerhorden in einem bestimmten Flugraum frei aufs Korn nehmen könnt. Bis auf wenige Ausnahmen seid ihr in dem Spiel also völlig auf eine festgelegte Route beschränkt.
Do a barrel roll!
Doch was dieses Spiel im Vergleich zu tatsächlichen Durchschnittsshootern so besonders macht, ist die ständige Interaktion mit den Teamkameraden. Anstatt einsam und verlassen durch das Lylat-System zu reisen und dabei die Gegner in Massen abzufertigen, sieht man immer wieder wie die Kollegen in ihren Arwings über den Bildschirm schnellen, meist begleitet von einem Kommentar über die aktuelle Lage. Dabei hat jeder eurer Kameraden einen völlig eigenen Charakter: Während Peppy unter den drei Mitstreitern der Vernünftigste zu sein scheint, nervt Slippy durch seine ständigen Kommentare und bringt sich durch seine tollpatschige Art permanent in Gefahr. Um euren Gefährten nicht zu verlieren, müsst ihr ihn also ständig aus den Fängen der Gegner befreien, die zumeist in Verfolgungsjagd hinter ihm her sind. Falco lässt dagegen keine Situation aus, um dem Team zu zeigen, dass er den „Größeren“ hat. Er möchte permanent unter Beweis stellen, dass er der beste Arwing-Pilot ist und würde am liebsten alles im Alleingang machen. Gerade durch diese recht unterschiedlichen Charakterzüge der Mitstreiter entwickelt sich eine unglaubliche Atmosphäre im Spiel, die dazu führt, dass man sich als Teil der Mannschaft integriert fühlt.
Eure Gefährten sind eure ständigen Begleiter!
Trotz der beschriebenen Atmosphäre bleibt allerdings nicht aus, dass man gegen den einen oder anderen Kollegen Abneidungen entwickelt. Allerdings empfiehlt es sich, keinen der Drei hängen zu lassen – unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten. Denn im Worst Case könnte einer aus dem Trio wirklich mal so weit beschädigt werden, dass er zum Mutterschiff zurückkehren muss und euch somit nicht mehr zur Verfügung stehen kann. Das ist vor allem dann bedauerlich, wenn man vor einem Endgegner steht und man nicht auf Anhieb dessen Schwachstellen ausfindig machen kann. Diese erkennt zum Beispiel Slippy, während euch Peppy wertvolle Missionstipps gibt und euch Falco alternative Routen über andere Planeten aufzeigt. Denn wie auch nach Rom, führen mehrere Wege nach Venom. Insgesamt müsst ihr euch pro Spielzug zwar nur durch sechs Planeten schießen, aber gerade die Alternativrouten verleihen „Star Fox 64 3D“ einen hohen Wiederspielwert. Ingesamt gibt es 15 Planeten im Lylat-System zu erkunden – die Bedingungen, um dort hinzugelangen, sind äußerst verschieden. Manchmal muss ein Teammitglied im Kampf zerstört werden und ein anderes Mal beeindruckt ihr Falco durch besonders waghalsige Flugmanöver. Die Voraussetzungen werden allerdings nie im Spiel beschrieben oder gar angekündigt, deshalb spielt zur Auffindung von Alternativrouten vor allem das Wort „ausprobieren“ eine besondere Rolle.
Im Vergleich zum N64-Original kommt das Remake auf dem 3DS mit einigen Neuerungen daher. Manche sind dabei aber vor allem als Kniefall vor den Casual Gamern zu verstehen, wie zum Beispiel der sogenannte 3DS-Modus im Story-Menü. Dadurch wird das Spiel extrem einfach und eure Gegner explodieren meistens schon nach einem Schuss und solltet ihr dagegen mal getroffen werden, verringert sich der Energiebalken kaum spürbar. Außerdem ist – im Vergleich zum N64-Modus – nach einem „Game Over“ nicht gleich Schluss, ihr könnt dann nämlich direkt dort weiterspielen, wo ihr zuletzt aufgehört habt. Da dieser Spielmodus allerdings optional ist, sollten sich ambitionierte „Star Fox“-Veteranen nicht zu sehr davon abschrecken lassen.
Motion Control und 3D-Modus – geht das?
Eine Frage, die ich mir bei jedem 3DS-Spiel immer wieder stelle ist: Wie stellt sich Nintendo eigentlich Motion Control bei 3D-Spielen auf einem Gerät vor, bei dem man in einem definierten Blickwinkel bleiben muss, um nicht mehrere Bilder auf einmal zu sehen? Diese Frage stellte ich mir schon bei „The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D“ – und nachdem man im 3DS-Modus höflich danach gefragt wird, ob man seinen Arwing mittels Bewegung steuern möchte, kam diese Frage bei „Star Fox 64 3D“ erneut auf. Es ist schier unmöglich, einerseits die Motion-Control-Steuerung zu nutzen und gleichzeitig die 3D-Bilder auf dem 3D-Screen zu bestaunen, weil das zwangsläufig zur Folge hat, dass man ständig aus dem Blickwinkel gerät. Schade eigentlich, denn die Motion-Control-Steuerung funktioniert ansonsten nämlich wirklich prima – wenn man dafür auf den 3D-Modus im Spiel verzichtet.
Alternativ gibt es allerdings auch die Möglichkeit, „Star Fox 64 3D“ ganz klassisch mit Buttons und Slidepad zu steuern. Letzterer stellt sich als perfekte Alternative zum N64-Analogstick heraus. Geschmeidig gleitet mit dem Slidepad euer Arwing durch die Galaxie. Sollte dies allerdings eure erste Begegnung mit einem „Star Fox“-Spiel sein, so solltet ihr euch auf eine etwas längere Eingewöhnungszeit einstellen. Bis man die Kniffe mit den Loopings, Ausweichmanövern und das gezielte Setzen von Smart Bombs innehat, vergeht ein bisschen Zeit. Der Übungsmodus hilft da leider nur bedingt, da die Anweisungen fast zeitgleich mit den auszuführenden Interaktionen einhergehen und daher wenig Zeit zum Reagieren bleibt.
Wow! 3D!
Dass man bei Anwendung der Motion-Control-Steuerung auf den 3D-Modus im Spiel verzichten muss, ist gerade bei „Star Fox 64 3D“ besonders fatal. Denn das neueste N64-Remake glänzt mit der – meiner Meinung nach – besten Umsetzung des 3D-Effekts auf der tragbaren Konsole von Nintendo. Wenn die Lava-Säulen auf dem Planeten Solar emporschießen oder einem im Asteroidenfeld riesige Gesteinsbrocken entgegenfliegen, vergisst man manchmal vor lauter Staunen, dass man gerade eigentlich mitten im Spiel ist. Ganz grundsätzlich ist die Optik sehr schön geworden. Im Vergleich zum N64-Ableger hat man dem Spiel scharfe Texturen, tolle Lichteffekte und satte, knallige Farben gegeben, was „Star Fox 64 3D“ einen völlig neuen Glanz verleiht. Allerdings gibt es trotz Lob hinsichtlich der Optik auch etwas Kritik zu verteilen: Der Planet Aqua, auf dem ihr in einem Unterseeboot unterwegs seid, ist beinahe unspielbar, weil die Framerate ziemlich in den Keller geht. Hier hätte man noch optimieren können.
Die Schwachstellen der Endgegner zu finden ist nicht immer ganz einfach…
Sound
Auch bei der Akustik hat Nintendo noch einmal nachgelegt, insbesondere bei der Sprachausgabe. Erstmalig sprechen die Protagonisten in „Star Fox 64 3D“ auch deutsch – was allerdings nicht zu bedeuten hat, dass das gleichzeitig auch gut ist. Zwar sind die Stimmen größtenteils sehr passend auf die jeweiligen Charaktere zugeschnitten, aber sie können den kultigen Originalsprüchen wie „Do a barrel roll!“ (was zu deutsch haargenau in „Mach eine Fassrolle!“ übersetzt wurde) nicht das Wasser reichen. Leider gibt es in den Ingame-Spieloptionen keinerlei Möglichkeit, die Sprachausgabe umzustellen. Wer dennoch nicht auf die Original-Synchro verzichten möchte, stellt seinen 3DS mittels Systemeinstellungen einfach auf „englisch“ um und schon klingen die klassischen Sprecher aus dem 3DS-Lautsprecher. Nur auf die unverständliche Sprache „lylatanisch“ müsst ihr gänzlich verzichten – was beim Nintendo 64 noch Kult war, hat man hier nicht mit auf den 3DS übernommen.
Multiplayer: Leider nur offline!
Was wäre ein „Star Fox“ ohne zünftige Duelle gegeneinander? Richtig, es wäre irgendwie nur die Hälfte. Mit einem Modul können bis zu vier 3DS-Besitzer gegeneinander antreten und sich heißen Gefechten hingeben. Die simplen Dogfights spielen sich dabei ziemlich ähnlich wie die Abschnitte im Singleplayer, in denen ihr in freier Formation unterwegs seid. Ziel ist es, eure Gegner vom Himmel zu holen und dabei die Extras wie Bomben, Energie oder einen besseren Laser einzusammeln. Durch die Implementierung der 3DS-Kamera in das Multiplayer-Gefecht könnt ihr während dem Spiel sogar das Gesicht eures Kontrahenten über dessen Arwing sehen. Habt ihr euren Feind erst mal zerstört, wird das Gesicht am Ende sogar noch mal in Großaufnahme gezeigt.
Fazit
„Star Fox 64 3D“ hat nichts von seinem großartigen Charme verloren. Die abwechslungsreichen Levels sind immer noch fordernd, die verschiedenen Routen zum Planet Venom regen zum mehrmaligen Durchspielen an. Außerdem bekommt man mit „Star Fox 64 3D“ den derzeit wohl besten 3D-Effekt geboten, den es auf dem 3DS bisher gab. Abseits der ganzen Euphorie muss allerdings auch etwas Kritik erlaubt sein: Die spielerischen Änderungen im Vergleich zum N64-Original sind sehr marginal und manchmal auch störend, wie zum Beispiel die Motion-Control-Steuerung bei eingeschaltetem 3D-Modus. Der Multiplayer ist eine nette Zugabe, aber leider eben nur offline. Hier lässt Nintendo weiterhin ein schlüssiges Online-Konzept vermissen, was gerade bei „Star Fox 64 3D“ für einen wirklichen Mehrwert hätte sorgen können. Aller Kritik zum Trotz können Fans der „Star Fox“-Serie hier beherzt zugreifen, denn auch 14 Jahre später macht es immer noch Spaß auf Corneria zu starten, um sich über eine der vielen Routen dem bösen Andross entgegenzusetzen.
Bilder:
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