Review: Tiesto @ Switzerland

Es war wohl DIE Sensation für das kleine Land mit den großen Bergen: Tiësto, schon lange einer der grössten DJs weltweit, stattete der Schweiz einen unvergesslichen Besuch ab. Adalira, die Zürcher RauteMusik-Redakteurin war gegenüber demholländischen Superstar eher kritisch eingestellt. Doch Tiëstos Set am Freitag, dem 13. April, sollte alles ändern …

„Was für ein Kaff!“, dachte ich, als ich zusammen mit enjax, Mod und DJ der wöchentlichen Trance-Show „Subway“ durch Olten eilte. Im kleinen Schweizer Ort istlängst nicht so viel los wie in meiner Heimatstadt Zürich. Umso erstaunter war ich, dass sich Tiësto ausgerechnet den Oltener Metroclub ausgesucht hatte, um mich und meine Landsleutemit einem Set zu beglücken.

Denn auch die Location war nicht gerade die bekannteste Adresse der Rave-Szene und glänzte dementsprechend weder mit üppiger Deko, noch mit einer High-End-Soundanlage. Doch dies wurde zurNebensache, denn der Gast an diesem Freitagabend war alles andere als ein Provinz-Act: DJ Tiësto!

Vom Nobody zum Weltstar

Der 37-Jährige hat eine unglaubliche Karriere hinter sich. Tijs Verwest, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, stieg innerhalb weniger Jahre vom kleinen Nobody in seiner Heimatstadt Breda zu einem der gefragtesten Trance-Acts überhaupt auf. Er ließ bereits überall auf der Welt seine Platten drehen, spielte im berühmten Amnesia-Club auf Ibiza gleichwohl wie auf der Sensation White und füllt mit seinen Gigs Stadien mit über 70.000 Fans (siehe Bild unten).

Aber noch bekannter als seine Sets sind seine weltweiten Hits: „Lethal Industry“, „He’s a Pirate“ und „Adagio For Strings“ kennt und schätzt heutzutage beinahe jeder Trance-Fan. Dreimal in Folge wurde Tiësto zum „Besten DJ der Welt“ gewählt – nicht von einer Jury, sondern in einer Umfrage des DJ-Mag, an dem hunderttausende Menschen auf dem ganzen Planet teilnahmen.

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Umstrittener Hype

Doch nach seinem Aufstieg wurde auch Kritik am Starstatus des Künstlers laut. Vielen war der Hype, der vor allem in Holland um ihn herrscht, einfach zu übertrieben. Seine Alben wurden als „zu kommerzig“ angesehen und in YouTube kursierten Clips zu Sets, wo er mit seinen Auflege-Qualitäten nicht überzeugen konnte. So war ich umso mehr gespannt, was der Herr, der Stadien mit 70.000 Fans füllen kann, in einem kleinen Club mit einer handvoll Schweizer bieten würde.

Bezaubernder Start

Um 00:30 Uhr, nachdem der gut gefüllte Club bereits von DJ Atmospherik aufgeheizt wurde, kam Tiësto unter großem Jubel durch die Menge herein. Gut gekleidet, mit babyglattem Gesicht und dem typischen Tiestolächeln. Ein kurzer Handschlag, ein paar Worte mit Atmospherik und schon drehte die erste CD. Seine Ankunft wurde übrigens gefilmt und kann hier angeschaut werden.

„Ten Seconds Bevor Sunrise“ war der erste Track des Sets, der auch gleichzeitig der erste seines neuen Albums „Elements of Life“ ist. Ein wunderschönes Intro, mit dem Tiësto anscheinend im Moment jedes Set anfängt. Gespannt warteten enjax und ich auf den ersten Übergang. Würde er uns überzeugen können?

Wahnsinnstracks im Überfluss

Die Antwort war nein. Der erste Übergang war durchschnittlich, nicht schlecht, aber nicht Weltstar-würdig. Doch das spielte bald keine Rolle mehr, denn alle folgenden Tracks wusste Tiësto hervorragend übereinander zu mixen. Am Schluss war ich sogar so high von der guten Musik, dass ich sogar völlig vergaß, überhaupt auf das Mixing zu achten.

Kein Wunder, sieht man sich die Tracks an, welche der Meister in den drei Setstunden auf dem Plattenteller hatte. Nic Chagalls „What You Need“ mit den wunderschönen Vocals, Carlos‘ – „The Silmarillia 2007“ mit dem Panflöten-Break oder der absolute Klassiker „Felix – Don’t You Want Me“ gehörten ebenso dazu wie Tracks von seinem neuen Album „Elements of Life“.

Tiëstos Hits sorgen für Stimmung

Davon fiel besonders der Track „Elements Of Life“ auf. Ganz ohne Vocals, eher rau und hart gemacht, garantiert der Track trotzdem das ultimative Höhenflug-Gefühl. Tiësto spielte auch seine neue Single „In the Dark“, die mich zuvor nicht so überzeugt hat, live am Set war sie jedoch ganz ok.

Aber als er schließlich zuerst „He’s a Pirate“ spielte und dann noch „Adagio For Strings“ nachlegte, explodierte der kleine Club. Das Publikum flippte völlig aus. Man fiel sich in die Arme, sprang im Takt in die Luft und dankte dem DJ mit strahlenden Gesicht und Jubelrufen. Es war der helle Wahnsinn.

Auch die Schweizer können feiern…

Überhaupt war das Publikum extrem gut drauf. Obwohl zahlreiche Besucher anwesend waren, hatte jeder genug Platz zum Tanzen. Es gab weder ein großes Gerangel noch irgendwelche besoffenen Leute, die sich rücksichtslos kreuz und quer in die Menge werfen. Der kleine Club schaffte eine intime Atmosphäre, wo sich jeder von der Euphorie des anderen anstecken ließ.

Und im Gegensatz zu Riesenevents in gigantischen Stadien war Tiësto nicht zehn Meter vom Publikum entfernt, sondern direkt vor der Nase der begeisterten Zuschauer. Diese nutzten das „Angebot“ und schon bald wanderten diverse iPods, ein Schuh, T-Shirts, CDs und andere Papierstücke aufs DJ-Pult. Natürlich waren das keine geschenkten Gaben an King Tiësto, sondern sollten alle mit seiner Unterschrift verziert werden.

Publikumsnaher geht es nicht!

Und Tijs machte – zu meinem grossen Erstaunen – da fleißig mit, erfüllte sämtliche Autogrammwünsche. Man kann sich die Freude der Leute natürlich vorstellen. „Jetzt will ich mir auch meinen Handschlag holen gehen“, meinte enjax zu mir und so arbeiteten wir uns nach vorne zum DJ-Pult.

Schliesslich fand ich mich direkt vor dem DJ des Abends wieder. Ich war meinem Ziel – einem Handshake mit Tiësto – im wahrsten Sinne des Wortes nur noch milimeterweit entfernt. Ich weiß noch genau, wie Tiësto mich und meine ausgestreckte Hand mit seinen blauen Augen anguckte und mit einem charmanten Lächeln erst so tat, als ob er gar nicht wisse, was ich eigentlich von ihm wollte. Woah, hatte ich Herzklopfen!

Aber dann, nachdem ich sämtliche meiner weiblichen Flirt-Trümpfe ausgespielt hatte, schlug er doch noch bei mir ein. Ich konnte es kaum glauben.

Alles Gute hat (leider) auch ein Ende…

Nach einigen weiteren, überglücklichen Minuten war das Set dann leider schon vorbei. Tiësto verabschiedete sich von einer überglücklichen Menge, die ihn bestimmt noch lange in Erinnerung behalten wird.

Wir hoffen, dass du bald wieder kommst, Tijs!

Hier noch ein YouTube-Clip, der etwas von der Stimmung des Abends rüberbringen sollte.

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