Nachdem unser Fußball-Muffel Jan vergangene Woche „PES 2012“ auf den Zahn gefühlt hat, ist nun die Konkurrenz in Form von EAs „FIFA 12“ am Ball. Diesmal ließen wir jedoch nicht Jan, sondern einen wahren Fußball-Fan ans Gamepad, der euch verrät, ob „FIFA 12“ ein Volltreffer oder ein Schuss ins Abseits ist.
Nein, ich sprach in der Einleitung mit Sicherheit nicht von mir. Das folgende Review ist ein Gast-Beitrag unseres ehemaligen Redaktionsleiters SirTobi, der es sich nicht nehmen ließ, für euch den virtuellen Rasen zu betreten.
Tobias Koch:
„FIFA 12“ bietet gegenüber seinem Vorgänger einige deftige Änderungen, die sich unter anderem sehr stark auf den Spielfluss und die Taktik auswirken. Nach dem Einlegen des Spiels und der Startsequenz findet ihr euch auch schon direkt auf dem Platz wieder, um ein kleines Tutorial zu spielen.
Passives Stellen als neue Herausforderung in der Defensive
Bei „FIFA 12“ hat sich, wie hinlänglich bekannt ist, das Defensivverhalten der Mannschaft und der einzelnen Spieler verändert, auch die Tastenbelegung auf dem Controller ist anders. Wer glaubt, man könne bei „FIFA 12“ immer noch ganz leicht mit A den Ball am Fuß des Gegners für sich gewinnen, liegt falsch. Nun gilt es, den Gegner mit der Taste A zu stellen. So bleibt ihr als Abwehrspieler zwischen dem Ball und eurem eigenen Tor und versperrt dem Angreifer die zum Erfolg benötigten Passwege. Allerdings gelingen auf diese Weise nur selten Ballgewinne. Es ist zwar möglich, den Gegner zu stellen, jedoch müsst ihr im geeigneten Zeitpunkt die Taste B drücken, um ein Tackling gegen den Angreifer auszuführen. Dabei ist das Timing von entscheidender Bedeutung. Drückt ihr zu spät oder zu früh, verstolpert sich euer Abwehrspieler ziemlich detailgetreu und ihr müsst den Angreifer passieren lassen, oder diesen eben erneut mit einem anderen Abwehrspieler stellen.
Solltet ihr einen Angreifer im Laufduell verfolgen, ist es euch nun möglich diesen wesentlich früher beim Ausführen einer Flanke oder eines Passes zu stören. Während ihr dem Angreifer hinterher sprintet, könnt ihr über die Taste B leicht an seinem Trikot zupfen, ihn so verlangsamen und letztendlich zu Fehlpässen oder sogar einem Ballverlust drängen.
Ein neues und interessantes Feature ist das schon beschriebene Stellen. Jedoch ist es euch bei „FIFA 12“ möglich, zwei Abwehrspieler gleichzeitig zu steuern und diese Feature noch effektiver zu nutzen. Während ihr mit eurem aktiven Abwehrspieler, welcher durch das obligatorische, farbige Dreieck über seinem Kopf gekennzeichnet ist, beispielsweise einen Passweg zustellt, könnt ihr währenddessen durch das Drücken der Taste RB einen Angreifer mit einem anderen Abwehrspieler passiv stellen. Nur habt ihr so die Möglichkeit, mit eurem aktiven Spieler einen weiteren Gegner zu decken.
Zugegeben ist das neue Abwehrverhalten etwas gewöhnungsbedürftig. Wer sich aber nicht unterkriegen lässt und ein wenig übt, kann dem Gegner hierdurch viele Torchancen nehmen.
Offensive mit leichten Abstrichen
Anders als die Defensive hat sich bei der Offensivarbeit im Spiel gegenüber seinem Vorgänger nur wenig bis gar nichts getan. Die Tastenbelegung ist zumindest an dieser Stelle eins zu eins übernommen worden. Das macht es dem Spieler zwar einfacher, da er sich nicht umgewöhnen muss, dennoch gibt es beim Angriff gerade in Sachen Schusstechniken und Laufverhalten Abzüge. Auch die Abseitsregel wurde nicht verbessert. So wird das Spiel weiterhin abgepfiffen, wenn beim Pass in die Tiefe der Abwehrspieler den Ball abfängt und direkt nach vorne spielt. In diesen Spielsituationen könnte man den Vorteil durchaus mal laufenlassen. Gerade hierdurch könnten sich mehr Konter im Spiel ergeben.
Unterm Strich laufen sich die eigenen Spieler zu selten frei. Sie sprinten zu spät oder gar nicht die Tiefe um einen sogenannten tödlichen Pass spielen zu können. Dieser wird dann meist durch den schnellen Abwehrspieler oder eben durch den herauslaufenden Torwart abgefangen.
Auch die Flankentechniken wurden nicht überarbeitet. Die teilweise deplatzierten Flanken segeln ungeachtet in den Strafraum und werden nur selten gefährlich. Dafür werden in den Matches die brasilianischen Fähigkeiten der Spieler mehr in den Vordergrund gerückt. Lupfer und Volleyabnahmen gelingen wesentlich besser als beim Vorgänger.
Weitere kleine Details
Beim Testen ist mir negativ aufgefallen, dass die Zuschauerränge immer noch stark verpixelt dargestellt werden. Da sind andere Spiele aus dem Hause EA definitiv schon besser besetzt. Ebenfalls hätte man ähnlich wie bei „Pro Evolution Soccer“ ein paar kleine Details, wie einen Trainer am Spielfeldrand, forcieren und in die Entwicklung einfließen lassen können.
Positiv zu vermerken ist, dass jetzt auch Verletzungen auftreten können, die nicht direkt durch ein Foul verursacht worden sind. Ist ein Spieler beispielsweise erschöpft, oder liegt zu lange am Boden pfeift der Schiedsrichter dies nun ab und es gibt nach einer kurzen Behandlungspause einen Schiedsrichterball, den man der Fairness halber natürlich in die gegnerische Hälfte kickt.
Ebenfalls gut gelungen finden wir den schnellen Einwurf. Wird der Ball nicht vom Gegner auf die Zuschauerränge geschossen und liegt in der Nähe der Linie, so kann ein schneller Einwurf ausgeführt werden ohne dass sich die Abwehr des Gegners neu formieren kann. Hieraus wird das Spiel letztendlich schneller und es können wiederum schöne Konter entstehen.
Fazit
„FIFA 12“ ist rundum gelungen, auch wenn in künftigen Ablegern noch einige kleine Schönheitsfehler auszumerzen sind. Das neue Defensivverhalten verlangsamt das Spielgeschehen insgesamt ein wenig, lässt aber im Angriff neue Kombinationen zu. Durch das leichte Überarbeiten der Offensivarbeit sind Kunstschüsse etwas eher möglich und lassen teilweise wunderbare Traumtore entstehen. Leider wurden die beiden Kommentatoren inklusive ihrer Sprüche nicht ersetzt. Als passionierter „FIFA 11“-Spieler kennt man den ein oder anderen Kommentar leider schon auswendig. Insgesamt ist das Spiel aber auf jeden Fall super geworden.
Bilder:
© EA / EA.com
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