Review: Might & Magic: Clash of Heroes (PC)

Technisch einfach gehalten, entpuppt sich dieses Spiel als eine wunderbar erzählte Geschichte mit fordernder, rundenbasierter Strategie. Ihr seid die einzige Hoffnung eine „dämonische Verschwörung“ aufzudecken und den Tot eurer Eltern zu rächen.

Es war einmal

Die besondere Stärke dieses Spiels ist seine Geschichte. Sie ist im Universum von „Might & Magic“ angesiedelt und spielt 40 Jahre vor der „Heroes V“-Saga. Mit diesem umfangreichen Hintergrund haben die Entwickler von Capybara eine Story geschaffen, die einen in ihren Bann zieht. Ihr begleitet fünf verschiedene Charaktere nacheinander durch ihre Abenteuer und deckt so Schritt für Schritt eine „dämonische Verschwörung“ auf. Der Dämonenlord hat es auf eine besondere, magische Klinge abgesehen. Aber eben diese wird von einem Rat aus Adligen jede Volkes behütet. Dieser Rat besteht aus dem Elfen Lasier, dem Lord Edric des Greifenimperiums und der Frau Delara aus den Silberstädten.

Bei einem Treffen kommt dieses Kollektiv zusammen und stellt ihren jeweiligen Nachwuchs vor – die zukünftigen fünf Spielfiguren. Bei einen Überfall durch Dämonen müssen die fünf Kinder den Tod ihrer Eltern miterleben und werden nach einer Verfolgungsjagd auf alle fünf Regionen der Welt Ashan verstreut. Dort müssen sie sich ihrem Schicksal stellen, bis es zu einem toll inszenierten Finale kommt. Das euch dabei meist die Dämonen aufhalten wollen, ist kaum verwunderlich. Doch ihr werdet Verbündete finden, die das Spielgeschehen oft mit lustigen Sprüchen auflockern. Die Dämonen werden herrlich blöd dargestellt und in Tavernen finden sich allerlei betrunkene Spießgesellen, mit denen ihr reden werdet. Die Geschichte bekommt dadurch eine heitere Seite, die die rasante, fesselnde Erzählweise ergänzt.

Bellum omnium contra omnes

„Krieg von allen gegen alle“, heißt es in diesem Spiel. In jeder Region werden dem dortigen Held Einheiten einer für die Region typischen „Rasse“ zur Seite gestellt. Als Widersacher kommen, dank der Geschehnisse, alle Arten von Gegnern in Frage und so wird jede mögliche Konstellation erlebt. Diese Begegnungen sind rundenbasiert. Auf einem Spielfeld, das wie ein Schachfeld aufgebaut und durch eine Mittellinie getrennt ist, stehen sich zwei Kontrahenten gegenüber. Das Ziel besteht darin, die Lebenspunkte des Gegenübers auf null zu reduzieren, indem man Schaden auf dessen Ende des Spielfeldes verursacht.

Jeder Spieler kann aus einem Pool von Einheiten wählen. Er hat folgende Plätze zur Verfügung:

  • Drei Plätze für einfache Einheitentypen. Diese Einfachen sind fest in drei Farben unterteilt, aber ihr als Spieler könnt aus drei Einheitenvarianten mit unterschiedlichen Stärken wählen.
  • Zwei Plätze für fortgeschrittene Einheiten. Hier könnt ihr aus je zwei mittleren und zwei großen Schergen wählen. Darüber hinaus gibt es pro Rasse noch eine Spezialeinheit.

Aus den oben genannten Möglichkeiten werden vor Kampfbeginn werden zufällig eine bestimmte Anzahl von Kreaturen auf eurer Seite des Schlachtfeldes platziert. Es gilt nun, im Kampf diese Basiseinheiten nach ihren Farben zu ordnen. Drei waagerechte Einheiten bilden schützende Wälle, drei senkrechte bilden eine angriffsfähige Gruppe. Denn untätig ist keine Kreatur wirklich nützlich. Hinter mittelgroßen Helfern müsst ihr zwei Basiseinheiten und hinter großen vier Basiseinheiten platzieren, damit diese ausgelöst werden und ihre wahren Stärken zeigen können. Sollte eine Einheit durch irgendein Geschehnis von Spielfeld getilgt werden, könnt ihr diese neu herbeirufen. Allerdings ist die Auswahl der herbeigerufenen Monster wieder dem Zufall überlassen und darüber hinaus ist auch die Anzahl von Zügen pro Kampfrunde limitiert

Dies klingt anfangs vielleicht einfach, aber aus diesem simplen Prinzip ergibt sich oft ein regelrechtes Puzzeln. Die normalen Kämpfe lassen euch hier noch strategische Freiheiten, um einfach mal rumzuprobieren, aber spätestens bei den Bosskämpfen seid ihr gezwungen, wirklich nachzudenken. Wer nun glaubt, dass jeder Kampf dem anderen gleicht, täuscht sich. Die Entwickler haben es geschafft, die Bosskämpfe und einige andere Konfrontationen im Spielverlauf interessanter zu gestalten.

Denn die Endgegner einer jeden Passage der Geschichte haben gar keine Gefolgsleute, sondern werden auf dem Schlachtfeld als eine riesige Einheit dargestellt. Manchmal bewegt sich diese oder ihre Angriffe wechseln die Zielzonen. Hier ist man als Spieler gezwungen, seine Einheiten zu kennen und entsprechend weit voraus zu planen. Auch in einigen normalen Kämpfen ist es an euch, den Gegner dann zu erwischen, wenn er zu Beispiel hinter schützenden Säulen hervor lugt. Als weitere und letzte Komponente im Kampfgeschehen müssen die Spezialfähigkeiten der Helden genannt werden. Jeder Held besitzt einen eigenen individuellen Zauber, der durch Aktionen des Spielers aufgeladen wird und dann zum Einsatz gebracht werden kann. Manchmal beschleunigt er den Kampfverlauf oder ist gar der Weg zum Ziel.

Zwei Paar Schuhe

So gut die Geschichte und so fordernd die Kämpfe auch sind, so einfach ist die Präsentation des Spiels. Wobei einfach nicht schlecht heißt. „Might & Magic: Clash of Heroes“ ist eine Portierung von Nintendos DS-Plattform. Dies merkt man an Eigenschaften wie der Grafik und dem Sound. Die Grafik ist einfach gehalten. Dem Spieler wir ein Kartenausschnitt gezeigt, der gut gezeichnet ist. Darauf verteilt gibt es Wegpunkte, auf denen ihr euch frei bewegen könnt. Bei einem Kartenwechsel müsst ihr leider immer geringe Ladezeiten in kauf nehmen. Manchmal geratet ihr in Hinterhalte und andere Zufallsereignisse, doch meist reist ihr von einem Kampf zum anderen durch die Welt. Gescriptete Ereignisse lockern hier die Berechenbarkeit auf.

Die Darstellung der Kämpfe ist im gleichen Zeichenstil gehalten und die Animationen sind genau richtig gelungen. Sie sind so dezent, dass sie den Betrachter auch bei häufiger Betrachtung nicht stören, aber dennoch wahrgenommen werden. Der Sound und die Hintergrundmusik sind leider nicht sehr abwechslungsreich. Im Kampf noch genau richtig, ist die musikalische Untermalung auf den Kartenausschnitten zu lau. Sprachausgabe findet man nur zwischen den fünf Regionen von Ashan. Die Geschichte wird ansonsten in Textform erzählt und ist meist in Dialogen verpackt, die durch tolle Zeichnungen der Gesprächspartner garniert sind.

Man lernt nie aus

Denn schließlich handelt es sich bei diesem Spiel um ein Rollenspiel. Nicht nur der Charakter durchlebt ein Reifen von Fähigkeiten, sondern auch ihr als Spieler. Die Charaktere werden dem üblichen Erfahrungssystem unterworfen. Nach einem gewonnen Kampf werden Erfahrungspunkte verteilt. Diese werden nicht nur der Spielfigur zuteil, sondern auch den Einheiten, die ihr in den Kampf geführt habt. So ist für den tapferen Recken ein maximal Level von 10 möglich, zudem gewinnt ihr Lebenspunkte und vergrößert die Stärke der Wälle und die Anzahl von eigenen Kreaturen auf dem Feld. Die Einheiten des Spielers gewinnen maximal fünf Stufen und bekommen Angriffskraft- und Verteidigungsboni.

Ihr als Spieler werdet durch das Kampfsystem langsam mit allen Eigenheiten vertraut gemacht und werdet in kleinen Rätseln geprüft. Diese sind in fast allen Abschnitten des Spiels vertreten und sind aber immer optional, belohnen euch aber mit Artefakten. Die Artefakte sind zwar niemals zwingend für den Erfolg notwendig, können dafür genutzt werden, eure Spielart zu unterstützen, indem eine Fähigkeit von eurer favorisierten Kreatur verstärkt wird. Dies alles ist später im Mehrspieler-Modus von Bedeutung. Denn die Spezialkreaturen und Artefakte, die ihr in der Geschichte freispielt, stehen euch erst dann auch im Multiplayer zur Verfügung. Ihr könnt dort gegen einen Freund spielen und dank der Portierung auf den PC auch im Hotseat-Modus und Online in der Variante 2 vs 2 antreten.

Fazit

Dieses Spiel ist zwar eine Portierung und somit leider den technischen Einschränkungen unterworfen, aber es bietet eine Geschichte, die durch Wendungen überrascht und unvorhersehbar bleibt. Dies macht das erste Erleben zu einem Genuss. Die Kämpfe sind meist fordernd und der Zufallsanteil bei der Startaufstellung lässt einen zwischen Frust und Freude pendeln. Man sollte insgesamt mit gut und gerne 25 bis 30 Spielstunden rechnen. Auch ein gewisser Suchtfaktor ist vorhanden, da die Erzählweise einem kaum Luft zum Verschnaufen lässt und man gespannt das nächste Puzzleteil erwartet. Wem diese Art von Strategie zusagt, sollte das Spiel antesten. Eine Demo ist für den PC über Steam verfügbar.

Bilder:
Capybara Games / Capybara.com

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