Israelischer Staatspräsident zu Besuch in Berlin

Zum 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen beider Länder ist IsraelsPräsident Mosche Katzav seit gestern Mittag zu Besuch in Berlin.

Am Abend wurden gemeinsame Gespräche mit CDU-Chefin Angela Merkel, Bundeskanzler Schröder und Außenminister Fischer geführt. Bereits vorher hatten sich sowohl Katzav als auchBundespräsident Horst Köhler für die Einrichtung eines gemeinsamen Zukunftsfonds ausgesprochen.

Hochachtung und Warnung

„Wir können froh sein über das Ausmaß der heutigen Beziehungen. 60 Jahre nach Kriegsende bleiben sie etwas Besonderes“, sagte Katzav im Interview mit derTageszeitung „Die Welt“.
Der israelische Präsident sprach bereits vor seiner Ankunft seine Hochachtung aus und lobte das Verhältnis zwischen beiden Staaten. Die deutsche Demokratie sei fest und reif, dieEntschlossenheit deutscher Politiker, gegen Antisemitismus vorzugehen, sei beeindruckend, zugleich warnte er aber auch: „Leider sehen wir Anzeichen, die uns große Sorgebereiten, aber ich bin davon überzeugt, dass die deutsche Demokratie die Werkzeuge in der Hand hat, um mit diesen Anzeichen fertig zu werden.“

In dem Interview lies er auch deutlich werden, dass Forderungen nach einer Vergebung des Holocausts nicht vertretbar seien: „Menschlich gesehen ist Vergebung im Namen der Gemordetennicht erlaubt, praktisch ist sie unmöglich.“ Vielmehr sei es wichtiger, wie „wir aus der Vergangenheit kommend in die Zukunft gehen noch bis weit in kommendeGenerationen hinein“.

In einem Gespräch zwischen Katsav und Bundespräsident Horst Köhler sagte Katzav, dass die Schoah für Deutschlandimmer eine besondere Verantwortung schaffe und Grund sei für die „besondere Beziehung“ der zwei Staaten.
Er betonte, die Vergangenheit als Aufhänger nutzen zu wollen, um die Beziehung in der Zukunft zu festigen: „Das Trauma der Vergangenheit soll die Grundlage darstellen fürden Aufbau einer besseren Zukunft“.

Gemeinsamer Zukunftsfond

Im Gespräch mit Kanzler Schröder, Außenminister Fischer und CDU-Chefin Merkel beschloss man die Zusammenarbeit weiter auszubauen.
Bundespräsident Horst Köhler und Staatspräsident Mosche Katzav kündigten bereits am Mittag die Einrichtung eines deutsch-israelischen Zukunftsfonds an.
Damit soll der Jugend-, Wissenschafts- und Kulturaustausch gestärkt und die gemeinsame Zukunft „noch intensiver gestaltet“ werden.

Rede im Bundestag

Der Höhepunkt des dreitägigen Besuches wird eine Rede am heutigen Dienstag sein.
Katzav wird nach Eser Weitzman 1996 als zweites israelisches Staatsoberhaupt im Bundestag sprechen.
Zuvor hatte Bundespräsident Köhler als zweites deutsches Staatsoberhaupt nach Johannes Rau, vor der Knesset, dem israelischen Parlament eine Rede gehalten.

Er hatte dem Antisemitismus erneut den Kampf angesagt und bekräftigte heute in Berlin noch einmal, dass Deutschland in diesem Kampf nicht nachlassen werde:
„Die Aufmerksamkeit der politischen führung in Deutschlanf gegenüber Antisemitismus und Rechtsradikalismus ist da und wird da bleiben.“
Der Kampf werde auf breiter Front geführt und er selbst werde sich dafür einsetzen, dass das Thema nicht der Routine überlassen werde. Dazu sei es vor allem notwendig, sich imSchulunterricht damit zu befassen, damit junge Menschen sich ein Urteil bilden könnten.

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