Troy Davis erwartet Hinrichtung trotz Zweifeln

US-Gericht lehnt Gnade für Todeskandidat ab

Trotz weltweiter Proteste soll Troy Davis im US-Staat Georgia mit der Giftspritze hingerichtet werden. Dabei bestehen erhebliche Zweifel an der Schuld das angeblichen Polizistenmörders. Dreimal schon wurde die Vollstreckung des Urteils aufgeschoben.

Der 42-jährige Afroamerikaner soll im Gefängnis der Stadt Jackson im US-Bundesstaat Georgia für den Mord an einem Polizisten hingerichtet werden, obwohl es keine Tatwaffe und auch keine belastenden DNA-Spuren oder Fingerabdrücke gibt. Ein Justizausschuss lehnte am Dienstag ein Gnadengesuch ab, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtete.

Verurteilt aufgrund eines Zeugen

Davis soll 1989 in Savannah einen jungen Polizeibeamten getötet haben, der einem attackierten und am Boden liegenden Obdachlosen helfen wollte. Dafür wurde der heute 42-Jährige 1991 zum Tode verurteilt. Es gibt nur einen Augenzeugen der Davis damals gesehen haben will. Allerdings kam es erst zu dieser Aussage, weil der Mann im Vorfeld selber als möglicher Täter unter Verdacht geriet.

Während der Hauptzeuge bei seiner Aussage geblieben ist, gaben andere Zeugen an, dass die Polizei sie damals unter Druck gesetzt und eingeschüchtert habe. Der Sender CNN brachte einen Beitrag, in dem eine damalige Geschworene mit den Worten zitiert wurde: „Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, säße Troy Davis nicht in der Todeszelle.“ Davis beteuert bis heute seine Unschuld.

Berühmtheiten fordern Gnade

Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjörn Jagland, hat an die US-Behörden appelliert, von der Hinrichtung abzusehen. Der Grund sei nicht nur die Ablehnung der Todesstrafe, sondern zuerst die ernsten Zweifel an der Lauterkeit des Urteils.

Zahlreiche Persönlichkeiten, darunter Ex-Präsident Jimmy Carter und Papst Benedikt XVI., hatten bereits Gnade für Davis gefordert. Weltweit unterzeichneten nach Angaben von Amnesty International rund eine Million Menschen ein Gnadengesuch für ihn. Allein in den letzten 72 Stunden wurden noch knapp 200.000 Unterschriften gesammelt.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sprach sich am Montag für Davis‘ Begnadigung aus. Es habe stets Zweifel an den Beweisen gegeben, aufgrund derer Davis verurteilt wurde, erklärte sie. Im Falle der Todesstrafe bedeute ein Fehler, den kein Rechtssystem ausschließen könne, den unwiederbringlichen Verlust unschuldigen Lebens.

Hinrichtung ist unangebracht

Stephen Marsh, einer von Davis‘ Anwälten, teilte mit, dass in dem Fall erhebliche Zweifel aufgekommen sind, angesichts derer er und andere Anwälte die Meinung teilen, dass eine Hinrichtung absolut nicht angebracht ist.

Im August 2009 hatte der Oberste Gerichtshof ein Bundesgericht beauftragt, den Fall neu aufzurollen. Obwohl sieben der neun Zeugen ihre Aussagen gegen Davis zurückzogen, bestätigte das Gericht in Savannah im August 2010 das Todesurteil. Ende März 2011 scheiterte Davis mit einem letzten Berufungsversuch vor dem Obersten Gerichtshof der USA, der einen Antrag zur Wiederaufnahme des Verfahrens ablehnte.

Die Hinrichtung ist für Mittwochabend, 19 Uhr angesetzt, was ein Uhr (am folgenden Donnerstag) Mitteleuropäische Zeit entspricht.

Quellen: Augsburger Allgemeine | Hamburger Abendblatt

Bild:
© Dinah Hanke / Pixelio.de

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