Das Kochhaus – ein Selbstversuch

Zuhause schmeckt es doch am besten

Wir alle lieben gutes Essen. Doch wer sich hin und wieder selbst daran versucht, weiß, wie sehr allein die Suche nach einem ansprechenden Rezept zur Qual werden kann – ganz zu schweigen von den dazugehörigen Zutaten. Als effiziente Alternative findet ihr im Kochhaus beides direkt beieinander. Doch schmeckt das auch? Ein genussvoller Selbstversuch.

Das begehbare Rezeptbuch

Das Kochhaus spricht eine Marktlücke an, die jeder Hobbykoch schon verflucht hat: Viele leckere Gerichte setzen vergleichsweise exotische Zutaten voraus. Und die haben wir nicht nur in der Regel nicht zuhause, sondern von denen haben wir auch keine Ahnung, wo wir sie finden sollen – oder habt ihr gerade euren lokalen Eukalyptuslieferanten parat? Aber das Kochhaus versorgt euch nicht einfach nur mit Dingen, die ihr sonst stundenlang suchen müsst. Viel mehr nennt das Lebensmittelgeschäft sich selbst “begehbares Rezeptbuch” und sortiert nach Gerichten statt wie üblich nach Zutatengruppen. Spricht euch eins der präsentierten Rezepte an, findet ihr auf dessen Tisch nicht nur eine Foto-reiche Anleitung, die selbst Tiefkühlpizza-Spezialisten wie mich in meisterhafte Köche verwandelt, sondern auch nahezu alle Zutaten – meist perfekt portioniert für zwei Personen. Außen vor sind nur die sowieso allgegenwärtigen Basiszutaten wie Öl, Salz und Pfeffer.

Das Kochhaus

Geboten werden zirka 20 verschiedene Gerichte, die in regelmäßigen Abständen gegen neue getauscht werden. Dazu kommen zahlreiche Weine passend zu den einzelnen Rezepten und individuellen Vorlieben. Außerdem sind ein kleines Frühstückssortiment und eine Auswahl an Küchenutensilien vorhanden. Trotz dieser derzeit noch sehr spezifischen Sortierung, der aufwändigen Aufmachung und auch der hohe Qualität der gelieferten Zutaten halten sich die Preise im Rahmen und sind ausgesprochen fair. Außerdem sind sie aufgrund der genauen Portionierung sehr gut nachvollziehbar. Für ein gut abgestimmtes, kreatives und leckeres Essen zu besonderen Anlässen wäre das Kochhaus aus all diesen Gründen wahrscheinlich jederzeit meine erste Wahl. Doch ein drittes, ebenfalls für das Gros der deutschen Bevölkerung geltendes Problem war bisher ganz außen vor: Ich bin kein Berliner.

Der bundesweite Versand

Im Gegensatz zu mir hat das Kochhaus – oder genauer dessen zwei Filialen – seinen Sitz in Berlin und versorgt die Region seit geraumer Zeit sogar per Lieferservice. Köln gehört zu diesem glücklichen Kreis leider nicht, weshalb ich meinen Eukalyptus bisher noch selbst finden musste. Aber auch wenn neue Geschäfte in anderen Ecken Deutschlands noch auf sich warten lassen, hat das Kochhaus offensichtlich nicht vergessen, dass die Welt nicht an den Berliner Stadtgrenzen endet. Denn pünktlich zum ersten Geburtstag wurde der Lieferservice nun in vorerst kleinem Testrahmen auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet.

Das Kochhaus

Wenige Tage vor dieser Ankündigung hatte ich mich noch geärgert und gewundert, dass der Versand nicht über Berlin hinaus ging. Gerade deshalb gleicht diese Neuerung einer schicksalhaften Fügung, die mich förmlich nötigte, mir so ein Paket näher anzusehen.

Für Genießer, Planer oder Perfektionisten

Während der lokale Versand sechs Tage die Woche liefert und dabei auch das gesamte Sortiment abdeckt, muss man sich als bundesweiter Kunde noch mit eingeschränkten Diensten zufrieden geben. Das ist in einer derart frühen Phase aber nachvollziehbar, schließlich will die Nachfrage sondiert werden, ohne dass es zu unerwarteten Engpässen oder Überschüssen kommt. Ihr habt darum die Wahl zwischen drei Sets: “für kleine Genießer”, “für genießende Planer” und “für das perfekte Dinner”. Wie das gesamte Sortiment wechseln auch hier die Zusammenstellungen jede Woche, aber die Grundkonzepte bleiben gleich. Kleine Genießer erhalten eine Vorspeise und einen Hauptgang, genießende Planer bekommen drei Hauptgänge und das perfekte Dinner besteht aus Vorspeise, Hauptgang, Dessert und dem passenden Wein. Und wenn mal was in der Zusammenstellung ist, das euch so gar nicht gefällt, könnt ihr auch immer individuelle Änderungswünsche äußern.

Das Kochhaus

Die Preise der Standard-Sets beginnen bei 28 und enden derzeit bei 44 Euro. Dazu kommen dann noch Versandkosten für eine reguläre oder Express-Sendung von DHL. Das ist natürlich nachvollziehbar, macht die Kochhausbestellung aber direkt noch einmal etwas mehr zu etwas Besonderem, das man sich selten und gut durchdacht leistet; an wichtigen Tagen wie dem Jahrestag wird dann eben nicht mehr essen gegangen, sondern selbst gekocht.

Extramüll durch Frischekiste

Die erste Hürde einer jeden Bestellung ist natürlich der Versand und den haben Kochhaus und DHL mit Bravour gemeistert. Verschickt wird immer mittwochs und bestellt hatte ich als Express, was für mich aber nicht bedeutet, dass der Paketbote nicht doch genau die zwei Minuten abpasst, in denen ich gerade im Garten bin. Entgegen dieser Erwartung kam das Paket sogar schon am Donnerstagmorgen um 11 Uhr an und harrte dann in all seiner Größe weiterer Verarbeitungsschritte.

Das perfekte Dinner

Hier kommt dann der zweite kleine Kritikpunkt am Kochhaus-Versand auf, der ebenfalls logisch, aber leidig ist: Die Verpackung. Das bestellte Schweinefilet sollte auf der Fahrt kein Eigenleben entwickeln, daher musste es gekühlt und isoliert werden. Die Folge ist eine gigantische Styroporkiste voll Füllmaterial und Tüten. Die sind natürlich nicht nur überflüssiger Müll, sondern sortieren eure Zutaten nach Gerichten. Gerade beim perfekten Dinner mit seinen drei Gängen erleichtert eine derartige Vorsortierung den Start enorm. Trotzdem gilt generell: Wer sich für das Kochhaus entscheidet, weil die Firma für ihre geringe Müllproduktion ausgezeichnet wurde, sollte Nahrungsmittelsendungen überdenken – ganz gleich, wo sie herkommen. Stört euch das nicht, erhaltet ihr eure Bestellung zügig, frisch und bereit, direkt weiter verarbeitet zu werden.

Das fast perfekte Dinner

Auf meinem Menü stand als Vorspeise Auberginenmus mit getrockneten Tomaten und Pinienkernen auf Rucola gefolgt von pochiertem Schweinefilet im Poveraden-Fond mit getrockneten Tomaten und Rosmarin und als süßes Finish mit Schokolade gefüllte Topfenknödel auf karamellisierten Zwetschgen. Abgerundet wurde das mit dem französischen Weißwein Champ des Lys.

Auberginenmus mit getrockneten Tomaten und Pinienkernen auf Rucola

Schon einzeln schmecken all diese Gerichte äußerst gut, aber als Kombination funktionieren sie nochmals ein wenig besser. Gerade von Vorspeise zu Hauptgang wird durch den doppelten Einsatz von getrockneten Tomaten und Knoblauch schön übergeleitet und ineinander gegriffen, ohne fahl und monoton zu wirken. Der fruchtig-süße Wein hat meinen Geschmack sehr getroffen und die frische Zitrus-Note des Fleisches schön ergänzt. Nur die Minze im Salat hat ihn etwas untergraben. Dosiert war die wie vorgegeben, aber das scheint mir im Nachhinein ein wenig übertrieben gewesen zu sein. Alles in allem funktioniert die vorgeschlagene Kombination aber sehr gut und ist mit ausreichend Zeit auch von Laien professionell umsetzbar.

Pochiertes Schweinefilet im Poveraden-Fond mit getrockneten Tomaten und Rosmarin

Was so ein Drei-Gänge-Menü aber denkbar ungeeignet für eine Verabredung macht, ist die schiere Menge. Denn nach so einer Mahlzeit rollt man sich am liebsten nur noch zufrieden zusammen und verdaut. Die erwähnte Auszeichnung für Müllvermeidung hat das Kochhaus erhalten, weil Portionen genau auf den durchschnittlichen Bedarf abgestimmt sind und satt machen, ohne zu überfüllen. Und da so auch nicht zu viel gekocht wird, wird nichts weggeworfen. Wenn man dann aber drei Speisen direkt nacheinander bekommt, die alle drei in diesem Rahmen agieren, steht ohne Nachkorrektur bei den Mengen natürlich automatisch zu viel auf dem Tisch. Für ein wirklich perfektes Dinner müsste sich das Kochhausteam also noch mal hinsetzen und den Bedarf neu kalkulieren, um einen ähnlich optimalen Effekt wie bei einzelnen Hauptgängen zu erreichen.

Mit Schokolade gefüllte Topfenknödel auf karamellisierten Zwetschgen

Aus dem Kochhaus schmeckt es doch am besten

Im Vergleich zu den beiden großartigen Läden in Berlin hat der bundesweite Versand also drei kleine Nachteile: Er produziert mehr Müll durch die zusätzlichen Verpackungen, er ist durch eben diese Verpackungen, das Porto und die Zusammenstellung etwas teurer als im Geschäft und da sich bisher nur Menüs bestellen lassen, ist es auch immer etwas zu viel im Vergleich zu normalen Hauptgängen. Aber all das sind nur Details, die von der bundesweiten Verfügbarkeit dieses genialen Konzepts ausgeglichen werden. Auch aus der Versandkiste heraus schmecken die Kochhausrezepte noch immer großartig, sind kreativ und bleiben auch für Anfänger machbar. Damit qualifiziert sich der bundesweite Versand definitiv für den nächsten Jahrestag. Und allen Berlinern, die die Geschäfte noch nicht kennen, kann ich nur verstärkt empfehlen, demnächst unbedingt mal wieder in Schöneberg oder Prenzlauer Berg vorbei zu schauen. Weitere Informationen zum bundesweiten Versand, den Geschäften und den Rezepten findet ihr auf der Kochhaus-Website.

Bilder:
© Kochhaus
© js

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