Mit Vollgas in eine neue Reihe!
„Trackmania 2: Canyon“ ist der Vorreiter für „Shootmania“ und „Questmania“. Und es hat Hobby-Rennfahrern viel zu bieten: Mit Spitzengeschwindigkeiten rasen wir durch Canyons auf abgedrehten Strecken, bauen selbst die abgefahrensten Bahnen und messen uns mit bis zu 199 weiteren Spielern.
Es geht los!
Wie in jedem Spiel starten wir auch hier im Hauptmenü. Dieses ist zwar schlicht gehalten, versprüht allerdings einen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann. Nun stellt sich die Frage, was wir zuerst machen sollen: Suchen wir nach einem Onlineserver, starten wir die in fünf Schwierigkeitsgrade unterteilte Einzelspielerkampagne, oder versuchen wir uns gleich am Editor? Hier zeigt sich zwar ein roter Faden, der auch schon bei den Vorgängern zu finden war, „Trackmania 2: Canyon“ unterscheidet sich von ihnen aber dennoch in einigen grundlegenden Dingen. Zum Einen steht nur noch ein Automodell zur Auswahl, zum anderen ist das namensgebende Szenario – der Canyon – das einzig verfügbare. Das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch, denn schnell entpuppt sich das gegebene als völlig ausreichend!
Der Editor
Vorneweg: Ich bin sicherlich kein begabter Streckenbauer, oder jemand, der daran sonderlich viel Spaß findet, der Editor in „Trackmania 2: Canyon“ hat aber sogar mich beeindruckt. Zugegeben, der einfache Editor bietet nicht mehr als ein paar grundlegende Bauteile, mit denen sich simple Strecken bauen lassen. Hat man den Dreh einigermaßen raus, kann man sich auch an eine komplexen Variante heranwagen. Dort gibt es dann die komplette Bandbreite an Bauteilen. Wir graben Tunnel und errichten einen Looping nach dem anderen. War bei der einfachen Version des Editors die Landschaft noch fest vorgegeben und damit unbeeinflussbar, so können wir nun einige Terraforming-Tools in Anspruch nehmen, die es uns erlauben, die komplette Umgebung nach unseren Wünschen zu gestalten. Sogar die Tageszeit kann vom Spieler ausgewählt werden. Zudem verfügt der Editor über komfortable Funktionen, die uns beispielsweise durch den Boden oder die Berge schauen lassen, was bei komplexeren Strecken ein oft genutztes Werkzeug darstellt. Jeder echte Bastler wird sich in diesem Editor austoben können, ohne wirkliche Einschränkungen zu finden oder sich auf Kompromisse einlassen zu müssen.
Die Rennen
Aber was bringen einem die schönsten Strecken, die waghalsigsten Loopings oder die krassesten Schluchten, wenn man nicht darauf fahren kann? Aus diesem Grund verlassen wir den Editor wieder und widmen uns dem eigentlichen Kernelement des Spiels: Dem Rennen!
Schon im ersten Rennen fällt auf, dass die Entwickler am Fahrverhalten der Wagen gearbeitet haben. So reicht oft schon ein leichtes Streifen der Leitplanke aus, um die komplette Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Zudem ist mir die Drift-Funktion des Spiels bis dato schleierhaft. Konnte man in den Vorgängern noch sagen, dass es einem Zeit spart, wenn das Auto durch Kurven driftet, ist dies nun nicht mehr eindeutig feststellbar. In manchen Kurven scheint es durchaus hilfreich und zeitsparend zu sein, in anderen verliert man beim Driften hingegen einige Hundertstel. Auch das kann man jedoch positiv sehen, denn so kann und muss der Spieler sich auf jeder neuen Map ein individuelles Fahrverhalten aneignen, das sich von Strecke zu Strecke mehr oder weniger stark unterscheidet.
Diese einschlägigen Erfahrungen haben meinen Spielspaß jedoch keineswegs gebremst, was bei Tempo 400 sowieso zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Das Gegenteil war sogar der Fall: Nach jeder Kollision mit der Leitplanke verwandelte sich mein anfangs so flotter Flitzer in einen fahrenden Schrotthaufen. Immerhin haben in „Trackmania 2: Canyon“ selbst demolierte Karosserien immer noch mehr Stil als jedes fahrtüchtige Vehikel in anderen Rennspielen. Ob es an der Grafik liegt, dass einem die Crashsequenzen so viel Spaß machen, oder ob es der Zerstörungstrieb tief in jedem von uns ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Optik des Spiels ist jedenfalls top. Schön animierte Schluchten reihen sich an kleine Wäldchen und riesige Gebirgsketten.
Der Einzelspieler
Der Einzelspielermodus ist nicht für Neueinsteiger der Reihe gedacht. Die Missionen werden, wie bereits erwähnt, in fünf Schwierigkeitsgrade unterteilt und können trotz der schön animierten Autowracks schon relativ früh im Spielverlauf ziemlich frustrierend sein. Zum Glück gibt es aber die drei Geister der Medaillen, an denen man einige seiner Fahrfehler erkennen und dementsprechend ausmerzen kann. Stellt man diese jedoch aus, gestaltet sich das etwas langwieriger. Ein Beispiel aus einem meiner Rennen: Ich brettere mit 400 Sachen aus einer Kurve, direkt auf eine steil nach oben ragende Rampe. Prompt befinde ich mich in luftigen Höhen und fliege auf die andere Seite der Schlucht zu. Dumm nur, dass sich dort nur eine kleine Straße befindet, die es wohl zu treffen gilt, denn so oft ich auch daran vorbeischieße, gewinnen tue ich damit nicht. Es gilt also den perfekten Absprungswinkel zu finden.
Ich bin nach dem 100. Versuch zu dem Schluss gelangt, dass ich den richtigen Winkel wohl ausgemacht habe. Nun galt es, die nächste Stufe zu erklimmen: Ich musste auch die Landung schaffen! Leider nicht so einfach, wie es sich anhören mag, denn mit Tempo 300 aus einer Kurve den richtigen Punkt zu treffen, stellt sich als problematischer heraus, als es aussieht. Natürlich komme ich als rennspielfremde Person auf die Idee, mit geringerem Tempo aus der Kurve herauszufahren und so den perfekten Winkel zu nutzen, um es auf die andere Seite zu schaffen. Gesagt, getan: Mit neuem Mut steuere ich ein weiteres Mal meinen Wagen auf die Rampe. Ich treffe tatsächlich den perfekten Punkt und fliege zielgenau auf die gegenüberliegende Straße zu. Perfekt Senkrecht komme ich meinem Ziel näher… – und knalle gegen den Canyon-Rand, keinen Meter unter der Straße! Solche Erfahrungen werden ungeübte Rennfahrer in den Kampagnen des öfteren machen, wirklich abschreckend wirken sie dennoch nicht, wecken sie doch den Ehrgeiz des Spielers.
Der Multiplayer
Meiner Meinung nach bildet der Multiplayer von „Trackmania 2: Canyon“ das Kernstück des Spiels, in dem auch die meiste Langzeitmotivation steckt. Im Multyplayer kann man sich mit bis zu 199 weiteren Spielern gleichzeitig messen und von ihnen auch den ein oder anderen Trick abschauen. Durch die unterschiedlichen Modi wie Team, Stunt, Turniere, Zeitrennen und Laps wartet „Trackmania 2: Canyon“ auch hier mit einer großen Bandbreite an Möglichkeiten auf, die alle Neigungen der Fans erfüllen sollen. Als Belohnung winken Ladderplätze, die sich sogar bis auf die eigene Heimatstadt herunterbrechen lassen. Wer sich lieber gleich mit Freunden messen will, kann das entweder über das lokale Netzwerk oder direkt zusammen am gleichen PC im neuen Splitscreen-Modus machen.
Nebenkriegsschauplatz
Ein besonderes Schmankerl ist die Umgebung der Rennstrecken selbst. Die Canyons und Berge laden dazu ein, die vorgegebene Rennstrecke zu verlassen und die unendlich groß erscheinende Wüste zu durchfahren.
Minutenlang durch die Canyons jagen, Berge erklimmen oder in Täler hinabstürzen und auf langen Ebenen mal richtig Vollgas geben macht fast so viel Spaß, wie die eigentlichen Rennen. Ob das von den Entwicklern so vorgesehen war, ist natürlich unklar, sollte aber niemanden daran hindern, das volle Potenzial dieses Spiels auszukosten. Dazu gehören meiner Meinung nach auch Erkundungstouren, die den Spieler auf eigene Faust in die Pampa führen.
Dass das Spiel sich großer Beliebtheit erfreut und viel Potenzial hat, wird durch die Arbeit der Community bestätigt. Dies hat allein in der zweiwöchigen Beta-Phase tausende Rennstrecken gebaut und online gestellt. Dazu kommen Mods für Landschaften und Autos, die allerdings noch in Kinderschuhen stecken.
Fazit:
„Trackmania 2: Canyon“ hat alles, um ein ordentliches Maß an Langzeitmotivation zu garantieren. Das ist bis zu einem gewissen Punkt jedoch auch der Community geschuldet, denn diese investiert viel Zeit und Liebe in die Kreation immer abgedrehterer Maps. Das Spielkonzept alleine ist überragend und bietet wohl Liebhabern des Rennspiel-Genres genau das, was sie sich wünschen. Wer nach einem Spiel sucht, in dem man sich mit Tausenden anderen Menschen im Multiplayer messen kann oder sich in den Ranglisten der zahlreichen, von Benutzern selbst erstellten Rennstrecken ganz nach vorne bringen will, der wird „Trackmania 2: Canyon“ lieben.
Bilder:
© Ubisoft
© Mardier
Schlagworte: Questmania, Rennspiel, Review, Shootmania, Trackmania 2: Canyon