Die Chronische Obstruktive Lungenkrankheit, kurz COPD, ist den meisten von uns völlig unbekannt. Dabei ist geschätzt weltweit jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens von der als Raucherhusten bekannten Krankheit betroffen.
Phänomen Volkskrankheit
Eine 14 Jahre andauernde Studie kanadischer Forscher und Mediziner, die Daten aus dem gesamten Bundesstaat Ontario umfasst, wurde in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Für ihre Studie werteten die Forscher die Gesundheitsdaten von 13 Millionen Einwohnern der kanadischen Provinz Ontario aus.
Insgesamt wurde bei 579.466 Menschen eine COPD durch einen Arzt im Verlauf der Studie diagnostiziert. Das Lebenszeit-Risiko für eine solche Diagnose bis zum Alter von 80 Jahren betrug 27,6 Prozent. Bei Männern war dieses Risiko mit 29,7 Prozent höher als bei Frauen (25,6 Prozent). Ein höherer sozialer Status ging mit einer 23-prozentigen Gefährdung einher, Personen aus ärmeren Schichten waren dagegen mit 32,1 Prozent ebenso überrepräsentiert, wie Menschen aus ländlicher Umgebung (32,4 Prozent) im Vergleich zu Personen in Städten (Risiko: 26,7 Prozent). Wissenschaftlich basierte Vorgangsweisen, Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und mehr Forschung sind notwendig, um effektive Strategien zur Prävention der COPD zu garantieren und den Betroffenen eine möglichst hohe Lebensqualität zu gewährleisten.
COPD führt global zu hohen Morbiditäts- und Mortalitätszahlen. In der Schweiz leiden geschätzt 350.000, in Deutschland drei bis fünf Millionen, in den USA etwa 16 Millionen und weltweit etwa 600 Millionen Menschen an der Lungenerkrankung. Umgangssprachlich ist COPD besser bekannt als Raucherlunge, welche das Symptom Raucherhusten zur Folge hat. Von den zehn häufigsten zum Tod führenden Krankheiten ist sie die einzige, deren Häufigkeit zunimmt. COPD entsteht in der Regel als Folge einer fortschreitenden Schädigung der Atemwege durch eingeatmete Schadstoffe. Meist werden diese mit dem Tabakrauch aufgenommen. So ist es nicht verwunderlich, dass neun von zehn Erkrankten rauchen oder geraucht haben. COPD ist nicht heilbar, doch lässt sich das Fortschreiten der Krankheit durch geeignete Maßnahmen verlangsamen.
Lange Zeit als Raucherlunge abgetan, gilt die chronisch obstruktive Lungenkrankheit heute als eine der schwerwiegendsten Krankheiten weltweit. Acht bis 20 Prozent aller über 40-Jährigen sind laut World Health Organisation bereits davon betroffen. Bis zum Jahr 2030 könne COPD sogar zur dritthäufigsten Todesursache nach Herzkrankheiten und Schlaganfällen werden, heißt es. Sie sei schon jetzt eine der führenden Ursachen für Krankenhausaufenthalte und habe einen großen Anteil an den Kosten der nationalen Gesundheitssysteme.
Erste Anzeichen sind Husten und Auswurf am Morgen. Doch diese werden oft als Raucherhusten abgetan und sind darum kein Grund, deswegen den Arzt oder die Ärztin aufzusuchen.
Wenn die Krankheit weiter fortschreitet, stellt man fest, dass sich zunehmend die Atmung erschwert. Anfangs kommt man bei körperlicher Anstrengung schneller außer Atem, doch im Laufe der Zeit strengen schon kleinste Verrichtungen oder nur das Gehen in der Ebene an. Da sich die Symptome schleichend und über einen langen Zeitraum verschlimmern, nehmen viele Betroffene sie nicht ernst und sprechen nicht mit ihrer Ärztin oder mit ihrem Arzt darüber.
Konsequenter Rauchstopp
In den meisten Fällen wird COPD durch Schadstoffe ausgelöst, welche die Atemwege reizen. Nur ganz selten ist sie erblich bedingt und entsteht beispielsweise durch einen Mangel an Alpha-1-Antitrypsin. Deshalb bedeutet Prävention vor allem, Schadstoffe so gut wie möglich zu vermeiden.
Die häufigste Ursache für COPD ist das Rauchen, denn wer raucht, leitet große Mengen an Schadstoffen direkt in die Lunge. Der erste Schritt zur Vorbeugung ist daher der sofortige, konsequente Rauchstopp. Dadurch gelingt es zwar nicht, die Lungenfunktion zu normalisieren, jedoch kann auf diese Weise auch noch im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf eine weitere Verschlechterung abgefangen werden. Im Klartext heißt dies, dass es sich in jedem Stadium noch lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören. Wer am Arbeitsplatz mit viel Staub und/oder gefährlichen Gasen zu tun hat, sollte alle vorhandenen Schutzmöglichkeiten sorgfältig nutzen und stets eine Schutzmaske tragen.
Joggen statt qualmen
Es gibt heute wirksame Therapien, welche die Lungenfunktion verbessern, schubweise Verschlimmerungen verzögern und die Lebensqualität steigern. Je früher COPD erkannt und behandelt wird, desto länger können die Betroffenen eine hohe Lebensqualität genießen.
Wer unter COPD leidet, reagiert besonders anfällig auf virale und bakterielle Infektionen der Atemwege. Deshalb ist die jährliche Grippeimpfung geradezu eine Pflicht und man sollte sich auch alle fünf bis sechs Jahre gegen Pneumokokken – einen Erreger der Lungenentzündung – impfen lassen.
Die geschädigte Lunge nimmt nicht mehr genügend Sauerstoff auf, dadurch gerät man leichter außer Atem und meidet deshalb körperliche Anstrengung. Die Muskeln erschlaffen, man fühlt sich schlapp und müde und ist schon bei geringer Belastung schnell erschöpft. Nur 30 Minuten pro Tag gezieltes körperliches Training hilft die Muskeln zu stärken und erleichtert das Atmen. Geeignete Sportarten sind Wandern, Joggen, Schwimmen und Gymnastik.
COPD wird neben Rauchstopp und körperlichem Training auch medikamentös behandelt. Ärzte verordnen je nach Krankheitsbild Medikamente, welche die Bronchien kurzfristig erweitern, um das Atmen zu erleichtern. Studien zeigen, dass diese akute Verschlimmerungen vermindern. Im fortgeschrittenen Stadium mit chronischem Sauerstoffmangel erhalten die Betroffenen eine praktikable Sauerstoff-Dauertherapie für zuhause. Weiters müssen unter Umständen auch chirurgische Eingriffe – Entfernen von Teilen der Lunge oder Lungentransplantation – erwogen werden.
Quellen: Focus Online | Wikipedia
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