Ein Song für jeden Fan

Enrique, Christina, Oliver oder doch lieber Mickie? Bei der diesjährigenFußball-Europameisterschaft häufen sich inzwischen die so genannten „EM-Hymnen“ zu gigantischen Plattenbergen auf.

Jedes große Fußball-Fest hat seine eigene Hymne – das ist Tradition. Zur Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz könnte man fairerweise zwei Hymnen zulassen,schließlich gibt es bei dem Turnier ja zwei Austragungsländer. Doch so viel rational-mathematisches Kalkül ist bei einem emotionalen Thema wie Fußball natürlich völligfehl am Platz.

In diesem Sport gilt es, Einsatz zu zeigen. Teamgeist wird groß geschrieben und es gilt, sich für den Fan stark zu machen – und das hat sich, ganz im Sinne der tugendhaften deutschenGründlichkeit, scheinbar die gesammelte B bis Z-Prominenz des deutschsprachigen Raumes zu Herzen genommen. Es scheint, als wären EM-Hymnen in diesem Jahr wie Handy-Klingeltöne: Jederbraucht einen eigenen.

Das ZDF erklärt „Fieber“ zur eigenen Hymne

Ursprünglich – irgendwann einmal – gab es eine Regel, die besagte, dass einegewisse Organisation namens FIFA den offiziellen Song der Europameisterschaft aussuchen darf. Doch scheinbar hatte eben jene Organisation in diesem Jahr nicht den richtigen Riecher – pardon dasrichtige Gehör. Also nahm sich das Zweite Deutsche Fernsehen den akkustischen Bedürfnissen seiner Zuschauer an und legte seine eigene Hymne fest: Das Lied „Fieber“,seicht geträllert von der österreichischen Pop-Chanteuse Christina Stürmer, passe wohl besser zum EM-Programm des ZDF, dachte man sich.

Ganz anderer Meinung war da Christinas Landsmann Rainhard Fendrich. Der 53-Jährige griff die Gelegenheit beim Schopf, als die österreichischen Nationalspieler Andreas Ivanschitz, HelgePayer und Marc Janco anfragten, ob er mit ihnen und den Wiener Sängerknaben den Titel „Wir sind Europa“ aufnehmen wolle. Ohne derartige „Insider“-Unterstützung,dafür aber mit einer gehörigen Portion fußballerischen Selbstbewusstsein ausgestattet, war die ebenfalls aus Österreich stammende Band Heinz, die ihren Song „DasWunder von Wien“ in den EM-Topf wirft.

Etwas bescheidener ist man da in der Schweiz. Der offizielle Song der Alpennation wird von Casting-Star Sebastian „Baschi“ Bürgin gestellt und ist eine Neuauflage des Songs „Bring en hei“, der den ein oder anderen deutschen Fußball-Narr vielleicht vor Aussprache Probleme stellen könnte. Gott sei Dank schafft Altmeister DJ Bobo da Abhilfe. DieEurodance-Ikone macht es seinen Fans gewohnt leicht und geht mit dem Titel „Olé Olé“ ins Rennen.

Geballte Unterstützung von deutscher „Prominenz“

Wem das zu international erscheint bzw. wer in einem Anfall von Spontan-Patriotismusnach einem EM-Song von deutschen Künstlern für die deutsche Mannschaft schreit, kann beruhigt aufatmen und sich seine Luft für notwendige Schiri-Beschimpfungen sparen. Schließlichläuft Deutschlands Comedy-, Casting-und Schlager-Elite in bewährter 4-4-3-Formation auf, um die für klare Verhältnisse auf dem Feld zu sorgen.

Ganz vorne Oliver Pocher, der direkt zwei Titel beisteuert – vermutlich hatte auch er den nahe liegenden Gedanken der zwei Gastgeberländer erfolgreich zu Ende gedacht. Comedy-Kollegen Elton undBig Brother-Gewinner Jürgen waren da weniger engagiert: Sie steuern jeweils nur einen Song zum Fußball-Spektakel bei.

Dafür werden sie unterstützt vom singenden Kölner Friseur Tim Toupet,Mallorca-Barde Mickie Krause, DJ Schnippes, seines Zeichens ehemaliger Stadionsprecher bei Darmstadt 98 und einem gewissen Tobee, der den WM-Song der Sportfreunde Stiller umdichtete. Abgerundet wirddiese solide Formation von Schlagersänger Stefan Peters aus Mittelfranken, den Lollies, den volkstümlichen Sängern von AllgäuPower sowie der A-Capella-Band Basta.

Bei so viel geballter Kompetenz auf dem Platz ist es klar, dass es einer nur auf die Reservebank geschafft hat: Enrique Iglesias. Dessen Titel „Can You Hear Me“ hatte die FIFAursprünglich als offiziellen EM-Song ausgewählt. Doch bei so viel Konkurrenz wird dem gebürtigen Spanier dieser Titel wohl verwehrt bleiben.

Quelle: SZon.de

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