Das 34. Open Ohr Festival

Am 9. Mai öffnete die Zitadelle Mainz wieder einmal ihre Pforten, umJugendliche und Junggebliebene den Einlass zum 34. Open Ohr Festival Mainz zu gewähren. RauteMusik waren für euch exklusiv vor Ort!


Als thematisch orientiertes Jugendfestival in den 70ger Jahren gegründet,bietet das Open Ohr jährlich Theater, Kabarett, Diskussionen, Aktionen und vor allem natürlich Musik zu einem bestimmten Thema.Diesmal: „Geld Gut Güter“, denn diesmal sollte der Besucher unsere konsumsüchtige Gesellschaft kritisch ins Auge fassen. Aber auch ihre Gegner.

Die Ankunft

Bei strahlendem Sonnenschein in der schönen Hauptstadt von Rheinland-Pfalzangekommen, reihten wir uns zweimal in lange Schlangen ein, um unsere grünen Bändchen angelegt zu bekommen, mit denen wir aufs Gelände durften. Allerdings dauerte das noch zweiStunden, scheinbar waren wir nicht die Einzigen, die sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Auf dem Zeltplatz angekommen, wurden wir aber schnell durch die idyllische Lagebesänftigt: Von schattigen, grünen Bäumen vor der Sonne geschützt bauten wir unser Zelt neben zwei netten Familien auf und wurden von Gitarren und Gesang eingelullt, bis wirschliefen.

Konsum hautnah

Als wir am nächsten Tag das Festivalgelände betraten, fanden wir unsinmitten eines bunten Haufens von Menschen wieder: Familien, Kinder, Jugendliche, ältere Mitmenschen, Dreadlocks, Irokesen, Chucks, Stiefel, Mossakins. Durch dieses Gemisch schlängelten wiruns von Stand zu Stand, die Essenstände zuerst, schließlich soll man den Tag ja nicht mit leerem Magen beginnen.

Den konnte man sich ganz nach Belieben füllen, egal ob man mexikanisch,chinesisch, deutsch oder ganz einfach eine Pizza essen wollte. Wer wollte, konnte auch Crêpes oder Minidonuts als Nachtisch haben. So gestärkt durchstöberten wir die restlichenStände, wo beispielsweise Ringe, Sonnenbrillen, Buttons, Platten, Trink- oder Blashörner sowie Hängemattengestelle geboten wurden.

Daraufhin zogen wir Richtung Hauptwiese los, um uns noch ein schönesPlätzchen in der Sonne zu sichern, die durch ein Spontankunstwerk an dem Baum auf der Hauptwiese schien: Jemand hatte jede Menge leere Plastikflaschen daran gehängt. Also streckten wir unsauf der Wiese aus und genossen die Sonne. Schließlich fingen die Ohrbooten bald an.

Die Booten des Ohrs

Als die Berliner mit ihrem Soundcheck anfingen, schnappte ich mir meine Kameraund sicherte mir einen Platz direkt vor der Bühne, zwischen einem etwa siebenjährigen Mädchen und zwei Jugendlichen, die es kaum erwarten konnten. Das konnte ich spätestensverstehen, als die vier Ohrbooten anfingen.

Sie boten eine Show mit allem drum und dran: Stagediving, Bierduschen aus derMenge, Fans, die die Bühne stürmen, um mitzusingen und Tanzeinlagen von Ben und Matze. Die Zuhörer tanzten und tobten, bis der Platz staubte und die Sonne untergegangen war. Diesmoothen, entspannenden Klänge von Radio Citizen waren danach genau das Richtige, um den Abend stimmungsvollausklingen zu lassen.

Und Aktion!

Durch Trommeln geweckt und durch die hygenische Versorgung des Zeltplatzes, die ausDuschwägen, Toilettenwägen und Waschbecken bestand, auf Vordermann gebracht, gingen wir wieder auf den Platz, wo wir die Aktionen, die das Festival zu bieten hatte, in Augenschein nahmen.Zuerst den durch Muskelkraft betrieben Handyakkulader, genauer gesagt den durch ein Fahrrad betriebenen Handyakkulader.

Da sich die Menge an Kindern, die den Ladenen fragten, was er da mache, schnellvergrößerte, wollten wir ihn wenigstens von ein paar der Gaffer erlösen und gingen zu einem der Stände, an dem grade zwei junge Damen im Rahmen der Aktion „Appelund Ei“ versuchten, ein Ei gegen eine Kette einzutauschen. Leider erfolglos, also gingen wir nachsehen, ob die Kinder von vorhin im Kinderprogramm gut versorgt sind. Uns erwartetengeschmackvolle Kinderlieder und buntes Licht sowie fröhliche Halbwüchsige.

Die Nebenbühnen

Beruhigt konnten wir uns auf den Weg zur ersten Nebenbühne machen, auf derMauer, wo grade eine Podiumsdiskussion stattfand. Danach folgte eine Lesung aus „Ein Jahr ohne Made in China“, was ein interessantes Erlebnis war: Mit anderen auf der Wieseliegen und etwas vorgelesen bekommen, das hat was.

Auf der zweiten Nebenbühne, am Drususstein, spielte grade dieKleingeldprinzessin mit ihren Stadtpiraten und zog mit ihren intelligenten,eingängigen Liedern die Menschen an, so auch uns. Wer Wir sind Helden oder Fotos mag, für den sind die Prinzessin und ihre Mannen definitiv eine Option. Doch auch dieser Auftritt musste Platz für den nächsten machen. Was der seit 14 Jahrenzelebrierte Rockbuster war, bei dem fünf lokale Bands um die Wette spielen, diesmal mit dem Gewinner Ingredients:

Wieder auf der Hauptwiese erwartete uns wiederum etwas Skurriles. Ein jungerMann, der laut schimpfte, während er etwas vorlas und von einem anderem, der einen Helm aufhatte, gezogen wurde. Man sollte erwähnen, dass der Plärrende in einer Mülltonne stand.Um uns davon zu erholen, gingen wir ein bisschen in die Innenstadt, um uns neue Vorräte zu kaufen. Diese Möglichkeit zu haben, ist eindeutig ein Vorteil eines Festivals, das mitten in einerStadt veranstaltet wird.

Finale

Als wir zurückkamen, spielte die Asian Dub Foundation schon und es gab leider kein Vordringen zur Bühne, die durch eine bunte Lightshow erhellt wurde, denn davor standen und tanzten, animiert von der flottenGutelaunemusik der Briten, unzählige begeisterte Menschen, die erst um 24 Uhr gestoppt werden konnten, da ab diesem Zeitpunkt auf der Hauptbühne keine Musik mehr gespielt werdendurfte.

Dieses sehr zum Bedauern der Besucher, die sich sicherlich noch einige Zeit vondieser Mischung aus Dub, Elektro, Drum ’n‘ Bass, Ragga und Breakbeats hätten begeistern lassen. Besonders, als passend zur Lightshow noch die Feuertänzer, die auf dem Open Ohr inzwischenfester Bestandteil sind, noch ihren Tanz begannen und mit lodernen Ketten, Stöcken und Diabolos Kunststücke vollführten.

Abschließend kann ich sagen, dass es sich auch dieses Jahr gelohnt hat, zwei Bundesländer zu durchreisen, um zum Open Ohr Festival zu kommen und ihr es nicht bereuen werdet, wenn man aucheuch im nächsten Jahr an Pfingsten in Mainz sieht!

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