Im Finale unterliegt die USA nervenstarken Japanerinnen, im Spiel um Platz drei siegt Schweden
Während die US-Amerikanerinnen nach 120 Minuten Überlegenheit das Finale im Elfmeterschiessen an Japan verlieren, sicherte sich die schwedische Nationalmannschaft im Spiel um Platz 3 die Bronzemedaille – trotz Unterzahl. Frankreich geht mit Blech nach Hause.
Das Spiel um Platz 3 – Schweden tanzt
Wirkliche (Mini-)Finalstimmung kam bei der Partie Schweden gegen Frankreich zu Beginn nicht auf. Das lag weniger am mundfaulen Publikum als am noch relativ gemütlichen Spieltempo beider Mannschaften, die sich vorsichtig abtasteten. Nach diesem langsamen Start konnten die Skandinavierinnen jedoch das Heft an sich reißen, vermutlich auch begünstig durch die Verletzung des französischen Spielerstars Louisa Nécib in der 25. Minute. Im Zuge der zeitweisen Überlegenheit der „Damlandslaget“ konnte Lotta Schelin einen weiten Pass in die Spitze von Sara Larsson zum 1:0 für die Schwedinnen verwandeln. Doppelt schlimm traf es zu diesem Zeitpunkt die Französinnen, Stammtorhüterin Sapowicz verletzte sich bei ihrem vergeblichen Rettungsversuch und musste ersetzt werden.
Ungeachtet dieser Widrigkeiten erholte sich die französische Mannschaft nach dem Gegentor zusehends und drehte erstmals richtig auf. Elise Busssaglia stand nach 36 Minuten nur noch der Pfosten im Weg. Kurz vor der Halbzeitpause konnte Schelin noch beinahe einen Überraschungsstich gegen die eingewechselte Torfrau Deville setzen, musste sich derselben jedoch dieses Mal geschlagen geben. Zur Pause trennte man sich also 1:0 zugunsten der Schwedinnen.
Die 2. Halbzeit – Frankreich drückt
Gleiche Aufstellung wie zu Beginn, gleicher Spielverlauf? Fehlanzeige. Frankreich gab von Anfang an das Tempo vor und brachte die schwedische Mannschaft zum Teil arg in Bredouille, da ließ der Ausgleich dann auch nicht lange auf sich warten: Elodie Thomis wurde völlig frei kurz vor dem schwedischen 16-Meter-Raum angespielt und netzte entspannt ein, hübsches Tänzchen danach inklusive. Ausgleich, 1:1. Und als gäbe es eine ausgleichende Kraft im Fußballuniversum, folgte auch für Schweden der Doppelschlag auf dem Fuß, wenn auch selbstverschuldet: Josefine Öqvist (ja, diese sympathische Dame) trat absichtlich gegen Sonia Bompastor nach und sah verdient ihre letzte Karte dieser WM: die Rote.
Im weiteren Spielverlauf konnte sich Frankreich zwar einige Chancen herausarbeiten, diese jedoch nicht verwerten. Anders als die Schwedinnen: In der 82. Minute holte die starke Schelin einen Eckball heraus, Kristin Hammarström nimmt ihn in der schwachen Abwehr am Sechzehner schön an und drischt ihn dann noch schöner ins Kreuzeck. Trotz mit kräftigem Elan geführter Angriffe der Französinnen in den letzten Minute konnten die Skandinavierinnen den Vorsprung ins Ziel retten. Anbei noch die Video-Kurzfassung des Spiels inklusive dem allseits bekannten und beliebten Siegestanz der Siegermannschaft aus Schweden.
Das Finale – 45 Minuten Torlosigkeit
Um die Überraschung gleich vorweg zu nehmen: Japan ist der neue, amtierende Fußballweltmeister bei den Frauen. Ob dieser Sieg nun verdient war, darüber mag man sich streiten, zumal die Entscheidung im Finale zwischen Japan und der US-Auswahl bis nach dem Elfmeterschießen auf sich warten ließ, und das wünscht sich bekanntlich niemand.
Japan spielte die bewährte Aufstellung, mit der sie bekanntlich Deutschland im Viertelfinale und Schweden im Halbfinale aus dem Turnier kickte, für die USA kam Buehler nach einer Rotsperre wieder ins Tor, Rapinoe bekam nach starken Vorstellungen in den Spielen zuvor den Vorzug vor Rodriguez. Die US-Amerikanerinnen starteten sehr gut ins Match und erspielten sich früh erste Chancen, bereits in der 8. Minute fehlten für Cheney nach Vorarbeit von Rapinoe nur Zentimeter zum Führungstreffer. Zehn Minuten später, wieder Rapinoe, diesmal als Vollstreckerin, trifft von weit außen jedoch nur die Außenseite des Pfosten. Das Metall sollte auch nach einer halben Stunde zur Nemesis der USA werden: Fan-Favorit Abby Wambach trifft aus 18 Metern nur die Latte. Die Japanerinnen konnten sich in der ersten Hälfte kaum nennenswerte Chancen erarbeiten, bei der US-Auswahl war das Glück nicht auf der richtigen Seite, so trennte man sich nach Ablauf der ersten 45 Minuten 0:0.
2. Hälfte – Viel Wambach, kein Sieg
Nach der Pause ging es weiter wie gehabt, die USA stürmt, Japan verteidigt. Drei Minuten nach Anstoß trifft die eingewechselte Morgan wieder nur diesen vermaledeiten Pfosten. Nach einer kleinen Ruhepause für den Herzen der Zuschauer sorgte erneut Morgan für den ersten Paukenschlag der Partie: Das 1:0, 69. Minute. Japan konnte dem nicht wirklich etwas entgegensetzen, die Bemühungen der Damen waren bis zur 80. Minute unfruchtbar. Doch dann sorgte ein eklatanter Fehler in der Verteidigung der US-Amerikanerinnen für den überraschenden Ausgleich. Flanke vor den 5-Meter-Raum, Rückkehrerin Buehler will klären, schießt Krieger an, von dort prallt der Ball in Pool-Manier zur bis dahin wohl unsichtbaren Miyama, die muss nur noch einschieben. Japan bedankt sich damit herzlich bei der amerikanischen Hintermannschaft für das geschenkte Tor.
In der Verlängerung danach gab es nicht viel neues: Die USA drückte, hatte jedoch entweder Pech oder Unvermögen im Abschluss. Bis zur 104. Spielminute, als Abby Wambach – wer sonst – eine Flanke per Kopf – wie sonst – zur erneuten Führung verwertet. Doch auch dieser Vorteil sollte nicht von langer Dauer sein, drei Minuten vor Schluss verlängert Homare Sawa eine Ecke per Kopf direkt ins Tor, fünftes WM-Tor, damit beste Torschützin der WM 2011, und Japan war wieder im Rennen. Eine Minute vor Schluss sorgte Iwashimizu noch einmal für Aufregung, Notbremse gegen Morgan, verdiente rote Karte. Der Strafstoß kurz vorm Sechzehner brachte nichts ein – Elfmeterschießen.
Elfmeterschießen – Drama, Baby!
War das Spiel bis hierhin noch gut anzusehen, war das Elfmeterschießen eine einzige Qual. Während bei Japan allein Nagasato verschoss, ließen sich die US-Damen ein paar Mal zu oft bitten: Shannon Boxx, Carli Lloyd und Tobin Heath, allesamt mit starken Leistungen während der regulären Spielzeit konnten den Ball nicht im Kasten unterbringen, erst Wambach – wieder: wer sonst – traf. Kumagai schließlich gab dem Dolch im Herzen der Amerikanerinnen den entscheidenden Stoß, und es war offiziell: Japan ist Fußball-Weltmeister 2011.
Die USA dominierten zwar das Spiel über 120 Minuten, doch am Ende jubelten die Japanerinnen. Wie ist das möglich? Japan verfolgte seine Strategie konsequent, kämpfte sich nach jedem Gegentor zurück, machte die Tore dann, als diese gebraucht wurden und hatte am Ende die stärkeren Nerven. Und so gewinnt man dann auch ein Finale, da ist der optische Vergleich oft trügerisch. Unter dem Strich also doch ein verdienter Sieg für die Mannschaft aus Asien, denn am Ende zählt eben doch wer nach 90 Minuten – oder eben nach knapp zweieinhalb Stunden – mehr Tore auf dem Zettel hat.
Auch Deutschland hatte am Sonntag etwas zu jubeln: Nicht nur hatte die werte Frau Kanzlerin Geburtstag, das deutsche Schiedsrichtergespann um Bibiana Steinhaus sorgte für einen Lichtblick in Sachen Schiedsrichterleistungen bei dieser Weltmeisterschaft, und lieferte eine bis auf wenige Schönheitsfehler sehr gute Performance ab.
Quelle: Spiegel.de [1] [2] | Spox.de [1] [2]
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