Kommentar: Die Sache mit den Pseudonymen

Google sperrt die User aus

Googles neustes Baby, das soziale Netzwerk „Google+“, durchläuft momentan die geschlossene Testphase. Dennoch wurden bereits Millionen User eingeladen, Teil der Community-Plattform zu werden. Doch aktuell herrscht schlechte Stimmung unter den Benutzern, denn Google sperrt Accounts, die Pseudonyme statt Klarnamen verwenden.

In den Medien gehört „Google+“ schon lange zu den Themen schlechthin. So wird das soziale Netzwerk doch momentan als „Facebook“-Killer gehandelt. Und tatsächlich, es sieht so aus, als hätte das Unternehmen gute Chancen, dem momentanen Marktführer von Mark Zuckerberg gefährliche nahe zu kommen. So haben sich laut Google offiziell bereits über zehn Millionen Nutzer dem sozialen Netzwerk angeschlossen. Larry Page, Googles CEO, gab außerdem in seinem Statement während der laufenden „Quarterly Earning Calls“ bekannt, dass täglich mehr als eine Milliarde Inhalte geteilt werden und der „+1“-Button jeden Tag zirka 2,3 Milliarden mal benutzt wird.

Diese Zahlen lassen sicherlich einen stolzen Eindruck bei den Lesern zurück. Die Plattform wächst rasant an, obwohl sie noch nicht einmal für jeden frei zugänglich ist. Herr Zuckerberg, es könnte eng werden.

Negativ: Google sperrt Benutzerkonten

Soweit die positiven Schlagzeilen. Userzahlen wachsen, alles läuft gut? Denkste! Denn vergangene Woche ging ein bestimmtes Thema durch die „Google+“-Streams: Die Nutzung von Pseudonymen.
Google ist momentan nämlich fleißig dabei, Benutzerkonten, die keinen Klarnamen, also den richtigen Namen des Benutzers, sondern Pseudonyme enthalten, gnadenlos zu sperren und den Benutzern den Zutritt zu verwehren.

So geschehen auch dem deutschen Software-Entwickler Enno Park, der im Internet auch als „Die Ennomane“ bekannt ist. Unter diesem Namen twittert er und betreibt zusätzlich einen Blog. Park war bei „Google+“ zuerst unter seinem richtigen Namen angemeldet, benannte sein Profil jedoch zu „Die Ennomane“ um, als große Technikblogs von einer Aufhebung der Sperre berichteten. Es dauerte nicht lang, da griff Google durch: Sein Account wurde gesperrt, es war ihm nicht mehr möglich, sich einzuloggen und Google-Dienste wie den Kalender oder die E-Mail-Adresse zu nutzen.

Erst nachdem er bei Google seine Mobilfunknummer angegeben und vom Unternehmen eine SMS mit Verifizierungscode erhalten hatte, konnte er sich wieder einloggen. Klasse, so kommt man auch an die persönlichen Daten seiner Nutzer, Google. Die Produkte waren für Enno wieder nutzbar, sein „Google+“-Profil blieb jedoch weiter gesperrt. Er konnte noch mitlesen, aber selbst keine Beiträge mehr posten.

Verstoß gegen die Community-Richtlinien

Grund für die Sperre der Konten ist laut Google ein Verstoß gegen die Community-Richtlinien. Dort steht nämlich, dass man „den Namen, mit dem [man] normalerweise [von] Freunde[n], Familie und Kollegen angesprochen [wird]“ verwenden soll. Laut Google dient dies „der Bekämpfung von Spam und beugt gefälschten Profilen vor.“ Schaut man sich jedoch im Netzwerk um, merkt man jedoch schnell, dass Spam-Profile trotzdem existieren. Unter fiktiven Namen, die man sich wild zusammengewürfelt hat. Das hat ja super funktioniert.

Ein Widerspruch in sich selbst

Das Beste kommt noch: Erst im Februar hat Google in einem Blog-Post verkündet, dass es das Recht und die Freiheit eines jeden Nutzers sei, im Internet unter Pseudonymen agieren zu können. Moment mal, das passt doch irgendwie nicht ganz zu euren Community-Richtlinien, Google. Ihr wollt doch, dass jeder Benutzer unter einem Klarnamen im Netzwerk registriert ist und eben kein Pseudonym nutzt. Hm.

Die Reaktion der Nutzer

Tja, Google. Damit habt ihr euren positiven „Alles cool“-Start wohl vergeigt. Viele Nutzer sind sauer, verstehen den Konzern nicht. So hat unter anderem „Google+“-Benutzer „Plomlompom“ am Freitag dazu aufgerufen, Pseudonyme bei Google zu verwenden und somit gegen die eigenartige Vorgehensweise des Internetriesen vorzugehen.

Klar ist: Durch diese Aktion wurden viele Nutzer abgeschreckt. Auch jene, die bislang den Konkurrenten Facebook gemieden und über einen eventuellen Einstieg bei „Google+“ nachgedacht haben. Mit der Handynummer verifizieren – galt „Google+“ doch bislang als Vorzeige-Netzwerk für den Umgang mit dem Datenschutz. „Facebook“-Nutzer, die bisher jegliche Handyfunktionen gemieden haben werden bei Google zu diesem Schritt gezwungen, ansonsten bleibt ihr Google-Konto gesperrt.

Quelle: Spiegel.de | Ennomane.de

Bilder:
(c) Google.com

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