Im Oktober ist es soweit. 25 Jahre nach dem Super-GAU in Tschernobyl hat die ukrainische Regierung grünes Licht für ein neues Dach auf Reaktor vier gegeben. 670 Millionen Euro Spenden sind bisher zusammengekommen – die Kosten für den Bau der neuen Schutzhülle belaufen sich allerdings auf 740 Millionen Euro.
Die Explosion am 26. April 1986 in Tschernobyl versetzte die Welt in Angst und Schrecken. Bis heute hat niemand das folgenreiche Ereignis vergessen. Über viele Tage wirbelte eine kilometerhohe Feuersbrunst die gefürchteten radioaktiven Teilchen in die Luft und machte ganze Landstriche unbewohnbar; Tausende von Menschen starben an den Folgen der freigesetzten Radioaktivität. Von der Ukraine aus breitete sich die verstrahlte Wolke über weite Teile Westeuropas aus – bis heute sind im Boden teilweise noch Reste von Cäsium-127 zu finden. Erst im Jahr 2000 wurde der letzte aktive Tschernobyl- Meiler stillgelegt.
Ein
Versuch, die Freisetzung von Spaltprodukten zu verhindern
Der alte Schutzmantel von Reaktor vier hat Risse, sicher ist er längst nicht mehr. Jetzt, 25 Jahre nach der Katastrophe, soll der explodierte Meiler eine neue Betonhülle bekommen. Mit dem Bau des Sarkophags soll im Herbst begonnen werden. 670 Millionen Euro Spendengelder sollen als Startkapital dienen – die tatsächlichen Kosten liegen allerdings bei 740 Millionen Euro. Erfahrungen über die Konstruktion einer derartigen Stahlbetonhülle gibt es weltweit keine, dennoch ist sich die ukrainische Regierung sicher, den Bau bis 2015 erfolgreich abzuschließen.
Alte Schutzhülle einsturzgefährdet
Bereits seit 1992 wird über die Planung zur Errichtung des neuen Sarkophags diskutiert. Experten raten zu einem baldigen Baubeginn, da sich die alte Schutzhülle des Reaktors in einem schlechten Zustand befindet. Ihre Lebensdauer wurde bis 2016 berechnet, doch seit einem leichten Erdbeben im Jahr 1990 bröckelt die Bausubstanz gefährlich. Innerhalb von nur acht Monaten nach der Explosion wurde die provisorische Schutzhülle aus Stahl und Beton gebaut – laut Experten könnte sie im schlimmsten Falle einstürzen und große Mengen radioaktiven Materials freisetzen, was abermals schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt nach sich ziehen würde.
Reaktor vier mit altem Sarkophag
Ein großer Teil der Spendengelder kam im April durch eine von der ukrainischen Regierung veranstaltete Geberkonferenz in Kiel für den provisorisch abgedichteten Reaktor zusammen – etwa 550 Millionen Euro. Bleibt abzuwarten, ob das Bauvorhaben problemlos abgewickelt werden kann.
Quelle: Spiegel.de
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