Nach all den Skandalen haben es viele wohl für nicht mehr möglich gehalten,doch am vergangenen Freitag ist nach langer musikalischer Durststrecke das neue Album von Britney Spears erschienen. Einen treffenderen Titel als „Blackout“ hätte mandabei nicht wählen können.
Wie der informierte Musik-Fan weiß, waren Britney in der näheren Vergangenheit in aller Öffentlichkeit mehrere peinliche Blackouts passiert. Diese haben aber absolut nichts mit denTracks beziehungsweise deren Lyriks auf der gleichnamigen CD zu tun. Während in den Boulevardblättern von Alkoholexzessen, nicht beendeten Entzugskuren und der lange Streit um dasSorgerecht ihren beiden Kinder Sean Preston und Jayden James die Rede war, hört man bei Britneys neuer Scheibe vor allem nur das eine Thema: Sex.
Verpackt ist das Ganze, mit Ausnahme des letzten Tracks, in einer fürBritney eher ungewöhnlichen Euro-Dance-Musik der 80er und 90er Jahre mit vielen trockenen Beats und wenigen Refrains. Kein Wunder daher, dass Britney auch nur an zwei der insgesamt zwölfSongs selbst beteiligt war – die restlichen Kreationen stammen hauptsächlich aus der Feder ihres Produzenten Nate Hills. Bei den Lyriks waren die Autoren allerdings ziemlich eintönig.Unbeeindruckt durch die vergangenen Skandalgeschichten sind die Texte fast immer nach dem selben Muster gestrickt.
Fast durchweg geht es nur um lustvolle Bewegungen („I’m about to shake my ass“), Auszieh-Aufforderungen („Get naked, get naked“) und anderen mehr oderweniger primitiven Anmachen („Gimme, gimme more“, „I make you feel ah-aah“). Dadurch fällt kaum einem der Lapsus auf, der momentan vielendeutschen Reportern bei der Übersetzung der Begrüßung durch Britney auf „Blackout“ passiert: Statt korrekterweise „It’s Britney, bitch!“mit „Hier ist Britney, (du) Schlampe“ zu übersetzen, sehen viele darin die Selbstdeutung der Pop-Sängerin als selbige. Kein Wunder also, dass die Zeitungen nun alsodie neue Scheibe mit „Schlampen-Pop“ und „Gehauche und Gestöhne“ umschreiben.
Trotz der durchaus positiven Gesamtkritik an der neuen CD („Irgendwie ganz geil“, „Nicht so schlimm wie erwartet“), haben viele Kritiker auch die Stimme von Britney zu bemängeln. Manche meinen, die Stimme könneauch von einem Computer gesungen werden, andere finden, sie höre sich wie von einer „aufblasbaren Gummipuppe“ an. Als wäre das nicht genug, fordern nun scheinbarauch Fans dazu auf, das neue Album nicht zu kaufen.
Auf der MySpace-Seite „Be Proactive To Help“ findet man folgendes Statement: „Wie wir alle sehen können,laufen die Dinge für sie nicht gut […]. Lasst uns Britney zeigen wie sehr wir sie lieben und unterstützen, indem wir das Album nicht kaufen … zumindest vorläufig.“
Wie bereits angedeutet, gibt es allerdings auch positive Stimmen zu dem neuen Werk. Sie finden die mit Hilfe des Computers verzerrte und entstellte Stimme Britneys genau passend, das Album als„wahrhaftig gut“. Dies spricht zwar für den Longplayer und deren Produzenten, nicht aber für Britney selbst, ist sie dadurch doch nur die Projektionsfläche, diejeder kennt, in Wirklichkeit aber keiner braucht.
Auf Grund der sehr unterschiedlichen Meinungen ist es also wohl am besten, sich selbst ein (Klang-)Bild zu machen, was sogar ganz unkompliziert möglich ist. Auf der Homepage des kanadischen TV-Senders MuchMusic kann man sich nämlich das komplette Album als Stream anhören – komplettkostenlos.
Quellen: Sueddeutsche.de | jetzt.de | laut.de | seitenblicke.at