Damen-WM 2011: Vorrunde vorbei!

RauteMusik.FM berichtet über alle Einzelheiten!

Was für eine Vorrunde! Die Gruppenspiele sind vorüber, nun kommen die zwei besten Mannschaften der jeweiligen Gruppen in das Viertelfinale. RauteMusik.FM blickt für euch noch mal auf die Highlights der Vorrunde und den nächsten Gegner: Japan.

Das Endergebnis der Gruppenphase

Nach einer spektakulären Eröffnung der FIFA Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland und nach ungezählten Litern Schweiß, Tränen und ein wenig Blut, geht die Vorrunde dieser Weltmeisterschaft in die Geschichtsbücher des Frauenfußballs ein. Ein ganzes Land bejubelte die deutschen Kickerinnen bei ihren Siegen. Am Mittwoch, dem 6. Juli schauten gar 5,65 Millionen Zuschauer das Spiel Schweden gegen die USA, was einer Quote von 20,5 % entspricht: Der Tagessieg in der Quotenwelt und das ohne deutsche Beteiligung! Beim letzten deutschen Spiel schauten sogar 16 Millionen Deutsche zu. Gefallen sind genau 60 Tore in der Gruppenphase. Hier ein Überblick über das Endergebnis der einzelnen Gruppen.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Deutschland England Schweden Brasilien
Frankreich Japan USA Australien
Nigeria Mexiko Nordkorea Norwegen
Kanada Neuseeland Kolumbien Ä.guinea

Deutschland auf Platz 1

Zwei Spiele haben die deutschen Fußball-Damen gebraucht, um sich den Einzug in das Viertelfinale zu sichern. Mit dem dritten Sieg wurde die Vorrunde zum vollen Erfolg. Das erste Spiel der Kickerinnen war gegen Kanada, was bekanntlich 2:1 für unsere Frauen ausging. Mit ihrem siebten Treffer bei einer Weltmeisterschaft war es Kerstin Garefrekes, die die deutschen Fußballfrauen in der zehnten Minute in Führung brachte. Nach einem Pass von Babett Peter verwandelte die 31-jährige Garefrekes direkt mit dem Kopf. Nach zwei Chancen der spielerisch unterlegenen Kanadier war es dann Celia Okoyino Da Mbabi (Foto), die nach einem schönen Dribbling durch die kanadische Abwehr in der 42. Minute die Führung auf 2:0 ausbauen konnte. Es war wohl eher Pech, dass nicht noch das 3:0 gefallen ist, denn nach dem Seitenwechsel war es Garafrekes, die den Ball alleine vor dem Tor meilenweit über selbiges schoß. Nach einem Foul von Laudehr versenkten die kanadischen Spielerinnen einen Freistoß direkt, was das erste Tor für die deutsche Auswahl bedeutete, bei dieser WM und seit 679 Minuten. Denn das letzte Tor kassierten die Frauen im Jahr 2003, im Finalspiel gegen Schweden.

Einen Tag später bereits, beim Spiel Mexiko gegen England, kam für mich persönlich DAS Tor der Weltmeisterschaft. Beim 1:1 Unentschieden traf Oscampo für Mexiko in der 33. Spielminute. Ein Genuss.

Nigeria hart, Frankreich mit wenig Gegenwehr

Im zweiten Spiel für die Fußballfrauen aus Deutschland traf die Mannschaft auf Nigeria. Nigeria unterlag im ersten Spiel den Franzosen und verloren mit 1:0 das Spiel. Deshalb war dieses Spiel für die Afrikanerinnen schon ein Schicksalsspiel. Vielleicht mag dies das oft harrsche und aggressive Verhalten gegen den Ball und die Frau erklären, wobei man die desaströse Leistung der Schiedsrichterin (Cha Sung Mi aus Korea) nicht vergessen darf. Trotz allem gewann das Team von Trainerin Silvia Neid verdient mit 1:0. In der 54. Minute schoß Mbabi einen Freistoß, der auch nach zwei weiteren Schussversuchen nicht in ein Tor verwandelt werden wollte. Laudehr war es dann aber, die aus sechs Metern den Ball ohne große Show verwandelte. Drei Minuten zuvor wurde Birgit Prinz, die Ikone der deutschen Mannschaft, gegen Inka Grings ausgewechselt. Frankreich gewann gegen Kanada mit einem klaren 4:0, womit Deutschland und Frankreich bereits nach zwei Spieltagen für das Viertelfinale qualifiziert waren. Es ging nur noch um eines: Den Gruppensieg. Das i-Tüpfelchen dieser so gut laufenden Weltmeisterschaft.

Es ist der 5. Juli in Mönchengladbach, 54.867 Zuschauer verfolgen ein hochkarätiges Fußballspiel. Sie werden sechs Tore sehen und eine konzentriert hochklassige deutsche Frauen-Auswahl.

25. Spielminute: Kerstin Garefrekes köpft ein Freistoß von Babett Peter ein. Das Gejubel ist groß. 31. Spielminute: Frankreichs Großchance: Sandrine Soubeyrand bolzt einen 30-Meter-Freistoß aufs Tor. Die deutsche Torfrau Nadine Angerer pariert. Nur eine Minute später, in der
32. Spielminute war es Inka Grings, die per Kopf das 2:0 für Deutschland herausspielt.

Nach der Halbzeit sind es dann die Blues, die das Runde ins Eckige befördern: Soubeyrand schlägt eine Ecke, Marie-Laure Delie verwandelt ohne große Mühe per Kopf. Es steht 2:1, der Anschlusstreffer. Grings und die junge Gössling scheitern beide an der französischen Torfrau, bis es dann in der 68. Minute zur ersten Roten Karte dieser Weltmeisterschaft der Frauen kam: Die französische Torhüterin Sapowicz holt die Deutsche Bajramaj derart heftig von den Füßen, dass es zur Karte und dem anschließenden Elfmeter kommt. Grings schnappt sich die Pille und verwandelt. 3:1, ein wenig Luft. Doch wieder war es eine Soubeyrand Ecke die den Französinen half und wieder war es ein Kopfball, der die Blues ins Spiel zurück brachte. Laura Georges verwandelte in der 72. Spielminute den so wichtigen Treffer. Dieses spannende 3:2 wurde erst in der 89. Minute von Mbabi neutralisiert. Sie verwandelte den von Peter geschlagenen und von Grings verlängerten Freistoß zum 4:2 Endstand. Ausgerechnet Mbabi, die eine französische Mutter hat. Doch ein ganzes Land ist nun Stolz auf sie. Hier nochmal das Ganze in Bewegtbild:

Doch der Titel „kurioseste Situation“ dieser Weltmeisterschaft der Damen geht ganz klar an das Spiel Nigeria gegen Kanada. Denn für elf Minuten war in diesem Spiel um nichts das Licht ausgefallen. Im Dunkeln ist zwar gut Munkeln, doch kein Fußball zu spielen. Danach allerdings umso besser: Perpetua Nkwocha traf in der 73. Spielminute zum 1:0 Endstand für Nigeria. Damit beendet Nigeria dieses Turnier auf dem dritten Rang, während Kanada Glücklos nach Hause reisen muss. Hier noch einmal der Stromausfall im Video:

Wie geht es weiter?

Für die deutschen Fußballfrauen ist der Weg klar: Das nächste Spiel findet am 9. Juli um 20:45 Uhr in Wolfsburg statt. Hier trifft die DFB-Auswahl auf den Zweiten der Gruppe B, in diesem Fall Japan. Japan hat in der Vorrunde zwei Spiele gewonnen und nur eines, das gegen Gruppensieger England, verloren. Hier wurden sie mit 2:0 geschlagen, die Spiele davor gingen wie folgt aus: 4:0 gegen Mexiko sowie 2:1 gegen Neuseeland. Die körperlich klar unterlegenen Japanerinnen – es gibt nur eine Spielerin die die 1,70 Meter Marke überschreitet – haben „keine Angst vor den Deutschen“, wie Yuki Nagasato von Turbine Potsdam meint. Wie das Spiel ausfällt und ob es zu einer Überraschung der Kleinen kommt, werden wir am Samstag sehen. 22 Spielerinnen sogar hautnah, nur eine nicht? Es geht um die Personalie Birgit Prinz. Sie gewann mit den deutschen Fußballfrauen schon etliche Titel (Weltmeisterin 2003 und 2007, Europameisterin 1995, 1997, 2001, 2005 und 2009, Deutsche Meisterin 1995, 1998, 1999, 2001, 2002, 2003, 2005, 2007 und 2008 sowie etliche Auszeichnungen mehr) und nun steht sie in der Diskussion.

Prinz vom Thron gestoßen?

Inka Grings wurde nach dem Spiel gegen Frankreich zum „Player of the Match“ geadelt – von der FIFA. Sie ist der eigentliche Ersatz zu Birgit Prinz, die das Spiel 90 Minuten lang von der Ersatzbank aus ansehen musste. Und das während draußen auf dem Spielfeld eine deutsche Mannschaft aufgelaufen ist, die das Potenzial hat, Meister zu werden. Nach dem Spiel mied es Prinz, sich mit Journalisten zu unterhalten. Ihre Mitspielerinnen meinen zwar, sie habe genauso mitgefeiert, doch ein eigenes Statement ließ die glücklose Stürmerin nicht verlauten. Bis zum Mittwoch, dann hat sich die Nationalspielerin an die Journalisten gewandt. Und das Fazit: Prinz hat sich selbst unter Druck gesetzt, hatte Angst zu versagen und einen Fehler zu machen. „Die Stimmung von außen hat mir nicht gut getan. Ich hatte den Eindruck, alle warten nur darauf, dass ich einen Fehler mache“, meinte sie am Nachmittag. Und diese Prophezeiung wurde dann wahr, die Medien reagierten mit heftiger und wohl heftigster Kritik, Prinz dazu: „Ich fand die Kritik bei aller Berechtigung übertrieben. Das hatte Züge einer Hetzjagd.“ Spiegel Kommentator Peter Ahrens spricht von Prinz als weibliches Pendant zu Michael Ballack – nur dass sie ihre Schwächen und ihre Fähigkeiten auch in solch einer außerordentlichen Situation richtig einzuschätzen vermag. „Damit erweist sich die Kapitänin endgültig als Führungsfigur“ wie der Spiegel-Redakteur meint. Ganz scheint die Rekordnationalspielerin also nicht vom Thron geworfen zu sein. Ob sie im Viertelfinalspiel gegen Japan aber zum Einsatz kommt, bleibt weiter fraglich.

Viel Glück und Erfolg wünscht aber das gesamte RauteMusik-Team den deutschen Fußballfrauen. Ihr auch?

Quellen: Frauenfussball-info.de | dwdl.de | Fifa.com | Wikipedia.de

Bilder:
Flag Icons / famfamfam.com

(cc-by-sa) Malte Diers / Wikimedia.org

Schlagworte: , , , , , ,

Kommentieren