Google bringt Facebook-Rivalen

Google+ kommt – die Testphase ist bereits im Gange

Scheinbar fürchtet der Megakonzern langsam um seine Internet-Hegemonie: Kürzlich lief die Testphase des Facebook-Konkurrenten Google Plus (Google+) an, mit dem man alte Facebook-Nutzer via schickem Design und mehr Privatsphäre ins eigene Boot ziehen will. Denn Facebook stellt langsam aber sicher eine ernstzunehmende monetäre Bedrohung für den Internet-Riesen dar.

Das Internet schrumpft. Zumindest in Bezug auf Facebook. Das teilte Ende Juni der Webdesigner Ben Elowitz in einer Grafik mit. Sie stellt die Minuten dar, die US-Bürger durchschnittlich auf Facebook zubringen, und die Zeit, in der sie sich im restlichen WWW aufhalten. Es ist klar zu erkennen, dass Facebook immer mehr Webzeit auf sich bündelt, der typische US-Bürger also immer mehr Zeit mit dem Surfen auf Facebook verbringt als auf anderen Seiten. Dies stellt indes Google vor ein Problem: Es wird zwar immer noch deutlich mehr im sonstigen Internet gesurft als auf Facebook (eine Minute auf Facebook kommen auf acht „sonstige“ Minuten), jedoch zeigt sich eine beunruhigende Tendenz, denn jede Minute, in der Facebook benutzt wird, bedeutet weniger Zeit, die auf einer Google-Seite verbracht wird, also weniger Einnahmen. Doch jetzt schlägt man zurück.

Der Gegenschlag namens Google+

Das neue soziale Netzwerk soll besonders in zwei Punkten gegenüber dem direkten Konkurrenten überzeugen. Einer davon ist das Design, und hier gewinnt Google+ nach der Meinung vieler Experten bereits jetzt schon. Die Oberfläche wirkt sehr elegant und sozusagen Apple-esk, was niemanden wundert, schließlich stammt es von einem früheren Mitarbeiter des Konzerns mit dem Apfel, Andy Hertzfeld. Auch in puncto Privatsphäre will man überlegen sein, jeder Benutzer soll selbst und ganz intuitiv entscheiden können, was und vor allem wem er der Öffentlichkeit, Freunden oder dem Arbeitgeber preisgibt. Genau das ist schließlich seit einiger Zeit ein wunder Punkt für Facebook, machte der Konzern doch in der Vergangenheit in dieser Thematik viel von sich reden, zumeist nicht unbedingt positiv.

Zwar ist der Nutzerkreis zur Zeit noch stark eingeschränkt, in einer Online-Präsentation stellte Google sein neues Flaggschiff jedoch schon vor. Demnach beinhaltet Google+ einige neue Features, mit denen man Nutzer werben will.

Circles: Der neue Freundeskreis

User von Google+ können ihre Kontakte in sogenannte „Circles“ stecken, beispielsweise in solche für Verwandte, Freunde oder Arbeitskollegen. Dadurch kann geregelt werden, wer was zu sehen bekommt. So will Google die Privatsphäre der Nutzer stärker schützen. Facebook bietet mit seinen Gruppen mittlerweile zwar ein ähnliches Feature an, das Google-Äquivalent gestaltet sich auf den ersten Blick jedoch einfacher und übersichtlicher.

Stream: Die Pinnwand

Der Stream von Google ist im Prinzip genau das gleiche, wie die von Facebook schon bekannte Pinnwand: Hier verfolgt man, was die Kontakte gerade so treiben. Genau wie beim Konkurrenten soll das der Ort sein, an dem man als User hauptsächlich verkehrt. Auch sieht man hier die Empfehlungen anderer Nutzer, auch etwas, das man von Facebook übernommen hat. Auf vielen Seiten, wie beispielsweise auf dem Internetauftritt der Süddeutschen Zeitung, sind bereits Buttons integriert, mit denen man die entsprechenden Seiten bei Google+ empfehlen kann.

Sparks: RSS-Reader ganz einfach

Das Feature „Sparks“ ist eine interessante Neuerung, die es Nutzern erlaubt, bestimmte Interessen – beispielsweise Sport oder Mode – festzulegen und so Empfehlungen zu diesen Themen zu bekommen. Interessant ist für Google auch die kommerzielle Seite der Medaille. Mit dieser Publikmachung von Kundeninteressen bleiben Anzeigekunden vermutlich nicht aus.

Hangouts: Gruppenchats mit Video

Die „Hangouts“ sind prinzipiell nur Gruppenchats, allerdings bietet sich hier die Möglichkeit, mit bis zu zehn Freunden browserbasiert per Video zu chatten. Außerdem soll es Kommunikationswege wie E-Mail, SMS und Instant Messaging vereinen, ebenfalls ein Pfad, den Facebook schon beschritten hat. Der kleine Bruder von „Hangouts“ heißt „Huddle“ und ist eigentlich „Hangouts“ minus Video, also ein textbasierter (Gruppen-)Chat.

Mobil ist der Google+-Dienst natürlich auch verfügbar, eine Android-App gibt es bereits, die fürs IPhone ist noch in der Zulassung.

Einige bekannte IT-Blogger wie Robert Scoble („verdammt nett“) äußerten sich bereits positiv über das neue soziale Netzwerk. Dieses scheint also handwerklich gelungen zu sein, allerdings bleibt es abzuwarten, ob die bisherigen Facebook-User tatsächlich dazu bereit sind, das Boot zu wechseln oder den neuen Dienst zumindest anzutesten. Wichtig wäre der Erfolg in diesem Bereich unbedingt: Mittlerweile verbringen US-Bürger mehr Zeit auf Facebook als auf Google.

Quelle: Spiegel.de | Sueddeutsche.de

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