Internetwache nimmt ihren Dienst auf

Einweihung des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums

Nachdem das Nationale Cyber-Abwehrzentrum seinen Betrieb schon im April aufgenommen hat, wurde es nun am 16. Juni auch offiziell durch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) eingeweiht. Sitz des neuen Zentrums zur Bekämpfung von Internet-Kriminalität ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn.

Nicht nur die weltweite Vernetzung der Menschheit, sondern auch die Kriminalität im Internet nimmt immer weiter zu. Die Bundesregierung hat nun mit der Einrichtung des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums (NCAZ) reagiert und möchte so Hackerattacken auf Behörden und Wirtschaft entgegenwirken. Der Beschluss zum NCAZ wurde vom Kabinett bereits im Februar gefasst, den Dienst aufgenommen hat das Zentrum dann im April und nun wurde es am 16. Juni auch offiziell durch Bundesinnenminister Friedrich eingeweiht.

Beteiligte aus verschiedenen Behörden

Beteiligt im neuen Zentrum gegen Internetkriminalität sind sechs Mitarbeiter des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie jeweils zwei vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) und vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Das Zentrum soll aber noch mit Vertretern der Bundespolizei, des Bundeskriminalamts, des Bundesnachrichtendienstes, der Bundeswehr und des Zollkriminalamts aufgestockt werden. Den Sitz hat das Gremium im BSI in Bonn gefunden. Nach Angaben der IT-Beauftragten der Bundesregierung, Cornelia Rogall-Grothe, ist das NCAZ weder eine Behörde noch eine Eingreiftruppe bei Hackerangriffen, vielmehr ist es als Informations- und Kooperationsplattform zu verstehen.

Innenminister Friedrich sagte zum NCAZ folgendes: „Wo immer ein Schadprogramm auftaucht, analysieren wir es im Cyber-Abwehrzentrum: Wie ist seine Wirkungsweise? Welche Gegenwehr ist denkbar? Die entwickeln wir. Und dann bieten wir den Beteiligten ein Abwehrmittel, zum Beispiel der Wirtschaft, der Bundeswehr oder Behörden.“ Weiterhin ergänzte er: „Falls ein Angriff dieser Art kommt, sind wir gerüstet.“

Im Vorfeld werden die Informationen, die die beteiligten Organisationen aus unterschiedlichsten Quellen erhalten, analysiert und bewertet. Jede Behörde entscheidet dann selbst, im Rahmen ihrer Befugnisse, ob das Abwehrzentrum eingeschaltet wird oder nicht.

Starke Zunahme von Angriffen

Gerade in den letzten Tagen und Wochen haben die Angriffe auf Behörden und Konzerne immens zugenommen. So kam es in der jüngeren Vergangenheit schon zu Angriffen auf die Elektronikkonzerne Sony und Nintendo und auch der öffentlich-rechtliche Fernsehsender PBS ist nicht von Hackerangriffen verschont geblieben. Gerade erst in der Nacht zum Donnerstag wurde auch die Webseite des US-Geheimdienstes CIA gehackt, so war diese für eine bestimmte Zeit nicht mehr normal zu erreichen.

Die größeren Gefahren sieht Bundesinnenminister Friedrich aber in Angriffen auf die Strom- und Wasserversorgung. Der Frankfurter Rundschau sagte er in einem Interview: „Kritische Infrastrukturen wie etwa die Strom- und Wasserversorgung kommen heutzutage ohne hochmoderne IT-Systeme nicht mehr aus. Die Gefahr von Cyber-Angriffen auf diese Systeme wächst ständig.“ Der Technik- und Sicherheitsforscher Dr. Sandro Gaycken gibt dabei jedoch zu bedenken: „Um eingebaute Sicherheitsmechanismen zu umgehen und mehrere Systeme langfristig zu stören, braucht man viele, sehr gute Experten. Man muss mit den Herstellern der Systeme oder deren Ex-Personal kooperieren, um zu verstehen, wie sie intern funktionieren. Man braucht Nachrichtendienste zur Unterstützung, weil die Systeme oft nicht am Internet hängen. Das alles sind Dinge, die organisierte Kriminelle mit viel Aufwand leisten könnten. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie so viel Geld ausgeben würden, um in irgendwelche Kraftwerke einzubrechen. Außerdem ist ihnen das zu gefährlich. Das sind Dr. No-Erpresservisionen!“

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Einrichtung des NCAZ ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt das neue Zentrum, der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut warnt allerdings davor, sich jetzt zurückzulehnen und sich auf dem getanen auszuruhen. „Ohne massive Investitionen in Personal, Technik und Schulung wird sich die Netzkriminalität ungebremst ausweiten“, so Witthaut. Auch Gaycken bestätigt diese Vermutung und führt an: „Es fehlt an technischen Konzepten, um qualitativ hochwertige und gefährliche Angriffe überhaupt erkennen zu können.“

Quellen: FAZ.net | Tagesschau.de | N-TV.de [1] [2]

Bilder:
(c) Gerd Altmann / Pixelio.de
(c) Henning Schacht / Hans-Peter-Friedrich.de
(cc-by) Dirk Haeger / Flickr.com

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