Review: Assassin’s Creed: Brotherhood (PC)

Requiescat in pace

„Assassin’s Creed: Brotherhood“ knüpft nahtlos an die Geschichte seines Vorgängers an und setzt die Geschichte stimmig und gut inszeniert fort. Mit vielen bahnbrechenden Neuerungen wartet das Spiel zwar nicht auf, dennoch kann es von Anfang an überzeugen.

Nach den Ereignissen im Vatikan flieht Ezio Auditore aus Rom und versucht, in seinem Heimatdorf Monteriggioni Ruhe zu finden. Doch die soll ihm nicht vergönnt sein. Bereits in der ersten Nacht nach seiner Ankunft wird sein Dorf von den Borgia angegriffen. In einem flott inszenierten Tutorial bringt Ezio seine Familie in Sicherheit und schwört Rache an dem Mörder seines Onkels. So macht er sich auf den Weg zurück in die Stadt am Tiber, Rom.

Neue Verbündete und alte Freunde

Auf sich allein gestellt beginnt Ezio damit, alte und neue Freunde um sich zu scharen und eine kleine aber schlagkräftige Truppe aufzustellen, um die Borgia endgültig aus Rom zu vertreiben. Hilfe erhält er dabei von Kurtisanen, Söldnern, Dieben, Leonardo da Vinci und seinen Rekruten, die er nach und nach zu Assassinen ausbildet.

Am wesentlichen Spielprinzip hat sich in „Brotherhood“ nichts geändert. In der Rolle von Ezio Auditore reist ihr durch das Rom des Jahres 1503 und erfüllt verschiedene abwechslungsreiche Missionen. Die Haupthandlung des Spiels ist durchaus gelungen und spannend bis zum Schluss. In jedem Kapitel wartet das Spiel mit anderen Aufgaben auf, strapaziert dabei aber zum Teil die „Klettergeduld“ bis aufs äußerste.

Neben Ezio treten in „Brotherhood“ natürlich auch noch weitere Figuren auf, die meistens mit der Haupthandlung des Spiels verknüpft sind. Allerdings haben sich die Macher mit diesen Nebenfiguren an vielen Stellen einfach zu wenig Mühe gegeben. So tritt das größte Genie seiner Zeit, Leonardo DaVinci, ein enger Freund Ezios, lediglich im Zuge von Nebenmissionen in Erscheinung. Auch die Geliebte unseres Assassinen, Catarina, wird, nachdem sich eine kurze Nebengeschichte um sie gedreht hat, recht lieblos abserviert. Eigentlich schade, denn ansonsten ist die Handlung des Spiels durchaus gelungen.

Eine Fülle an Aufgaben

Auch abseits der Haupthandlung wartet das Spiel mit einer Fülle an Missionen auf. Einige davon ranken sich um den oben erwähnten Leonardo, welchem ihr dabei helfen müsst, seine eigenen Erfindungen aus den Händen der Borgia zu entwenden und zu verhindern, dass sie jemals wieder nachgebaut werden können. Dabei ist Tarnung der Schlüssel zum Erfolg: Werdet ihr entdeckt, ist die Mission gescheitert und ihr könnt noch einmal von vorne beginnen. Als Belohnung macht ihr dann den Borgia mit Leonardos Maschinen zu Land, zu Wasser und auch aus der Luft kräftig Feuer unter dem Hintern bevor ihr sie schließlich zerstört.

Karte Roms – Es gibt viel zu tun

In anderen Missionen geht ihr auf die Jagd nach den schwarzen Schafen der Gesellschaft, spielt Episoden aus Ezios früherem Leben nach oder schickt eure jungen Rekruten in aller Herren Länder, um Aufträge der Gilde zu erledigen. Nebenher müsst ihr natürlich auch noch den Einfluss der Borgia immer weiter schmälern, indem ihr deren Wachtürme zerstört und anschließend die Stadt Rom Bezirk für Bezirk wieder aufbaut. Dazu könnt ihr überall Geschäfte erwerben, die euch alle 20 Minuten Einnahmen bescheren. Je mehr Gebäude ihr gekauft und renoviert habt, desto mehr Geld stapelt sich auf eurem Konto. Natürlich könnt ihr in den Geschäften auch selber einkaufen und eure Ausrüstung verbessern oder Kunstgemälde, Schatzkarten und Medizin erwerben. Auch viele Sehenswürdigkeiten Roms stehen zum Verkauf. Diese bringen euch aber außer etwas mehr Geld keinen wirklichen Vorteil.

Neue Ausrüstung und Reperaturen gibt es in den Schmieden

Neue Schulterpanzerung gefällig?

Die einzige Ausnahme bilden die Eingänge in die alte Kanalisation Roms, die sich in der ganzen Stadt befinden. Habt ihr erst einmal den Einfluss der Borgia in einem Gebiet gebrochen, könnt ihr diese renovieren und erhaltet damit eine Art Schnellreisestation, von dem aus ihr zu anderen Wegpunkten innerhalb der Stadt reisen könnt. So lassen sich manche langen Fußmärsche und Ausritte elegant umgehen.

Eine lohnende Investition für schnelles Reisen

Herrliches Panorama

Wer dennoch lieber zu Fuß gehen möchte, wird dafür mit einem atemberaubend en Stadtpanorama belohnt, bei dem sich die Macher von „Assassin’s Creed: Brotherhood“ wirklich Mühe gegeben haben. Der Kletterwut sind hier kaum Grenzen gesetzt und so könnt ihr wieder nahezu jedes Gebäude erklimmen und habt von den Dächern der verschiedenen Türme, Kirchen und sonstigen hohen Gebäuden einen grandiosen Ausblick über das alte Rom. Wahrzeichen wie das Kolosseum wurden sehr schön nachgebildet. In Verbindung mit einer grandiosen musikalischen Untermalung lädt das Spiel immer wieder aufs Neue zu Streifzügen durch die Stadt ein.

Blick auf das Kolosseum und Teile der Stadt

Auf seinen Wanderungen findet man jedes Mal eine Fülle von neuen Details und stolpert über Bewohner, die nur auf eine helfende Hand mit versteckter Klinge warten. Aber auch für Geschichtshungrige gibt es viel zu lernen. An vielen historischen Plätzen oder Bauwerken kann man sich auf Wunsch Informationen dazu anzeigen lassen und erfährt so ganz nebenbei das ein oder andere interessante Detail über das alte Rom.

Des Anführers Pflichten

Natürlich muss man sich als Anführer der Assassinen-Gilde auch um seine Mitstreiter kümmern. Mit jedem gefallenen Borgia-Turm habt ihr die Möglichkeit, einen weiteren Rekruten für eure Truppe anzuwerben. Diese können dann im Spielverlauf zu jedem beliebigen Zeitpunkt gerufen werden, um euch mit Dolch und Pistole zur Hand zu gehen. So lässt sich mit ihrer Hilfe sogar das eine oder andere etwas kompliziertere Attentat aus den Hauptmissionen schnell, einfach und sauber erledigen.

Die Assassinen Gilde bei der Arbeit

Damit eure Rekruten zu richtigen Assassinen werden können, müssen sie allerdings zunächst einmal eine ganze Menge trainieren. Zu diesem Zweck könnt ihr sie durch ganz Europa schicken, um in großen Metropolen Aufträge auszuführen. Bei diesen Aufträgen, für die auch mehrere Attentäter ausgewählt werden können, erhalten eure Lehrlinge Erfahrungspunkte und ihr Geld sowie hin und wieder Wertgegenstände wie Perlen oder Seide. Anschließend könnt ihr eure Rekruten in Bereichen wie Waffen und Rüstung aufrüsten. Nach einer Weile haben sie dann alles gelernt, was ein echter Assassine können muss und sind bereit für den Todessprung, der das Ebde ihrer Ausbildung markiert.

Übermächtige Verbündete

Wenn ihr nach einer Weile mehrere Gehilfen zur Hand habt, genügt in Pfiff oder eine Handbewegung und schon wird die Zielperson von einem eurer Assassinen schnell und effizient ausgeschaltet. Mit der Option „Pfeilhagel“ lassen sich auch ganze Wachmannschaften auf einen Schlag erledigen. So lassen sich zwar schwierigere Missionsabschnitte deutlich vereinfachen, allerdings verliert das Spiel dadurch auch stellenweise seinen gewissen Reiz, da die Meuchelmörder einfach zu übermächtig sind.

Ein Pfeilhagel ist schnell, leise und effektiv

Zusätzlich zu euren eigenen Helfern könnt ihr euch auch von einer der verschiedenen Fraktionen helfen lassen. Deren Vertreter lassen sich in Vierergruppen fast überall in der Stadt für ein paar Geldstücke anzuheuern. Dafür schleusen euch dann beispielsweise die Kurtisanen an Wachen vorbei und ersparen euch schwierige Kletterpartien oder Auseinandersetzungen. In vielen Missionen sind diese Helfer wirklich ihr Geld wert.

Multiplayer-Modus für zwischendurch

Wirklich neu an „Brotherhood“ ist der Mehrspielermodus. Über das Internet könnt ihr euch mit sieben anderen Assassinen spannende Verfolgungen liefern. Das Spielprinzip ist recht einfach: Zwei Parteien mit je vier Spielern treten gegeneinander an. Jeder Spieler wählt hierbei einen Charakter (Arzt, Kurtisane, Ingenieur, …) aus und hat einen anderen als Ziel. Dadurch entsteht ein durchaus interessantes Katz-und-Maus-Spiel. Im anderen Modus treten wieder zwei Teams gegeneinander an. Dieses Mal kommt es aber mehr auf das Teamplay an: Jede der beiden Gruppen hat die Aufgabe, einen VIP zu schützen und gleichzeitig den des Gegners zu eliminieren.

Da jedoch auf der ganzen Karte und insbesondere auf großen Plätzen ein Haufen Klone der einzelnen Charaktere herumlaufen, ist die Wahl des richtigen Ziels durchaus schwierig. Man muss gut auf die anderen Figuren achten, um den Gegenspieler von der KI unterscheiden zu können. Dabei muss man aber gleichzeitig auch auf seine eigenen Bewegungen schauen, um sich nicht selbst zu verraten.

Um einen größeren Anreiz zu schaffen, bringt jeder erfolgreiche Meuchelmord Punkte, die man, unabhängig vom gewählten Charakter, für zusätzliche Fähigkeiten eintauschen kann. So besteht dann unter anderem die Möglichkeit, sich kurzzeitig in eine andere Person zu verwandeln. Der Multiplayer-Modus wartet zwar mit einigen netten Ideen auf, bleibt aber am Ende eher ein kurzweiliger Zeitvertreib für zwischendurch.

Fazit

„Assassin’s Creed: Brotherhood“ mag zwar auf den ersten Blick wie ein Aufguss des Vorgängers wirken, bietet aber mehr, als man normalerweise von solchen Fortsetzungen gewohnt ist. Dies ist gleichzeitig die größte Stärke des Spiels. „Brotherhood“ ist unglaublich umfangreich und wartet mit vielen neuen Gimmicks auf, um das Spiel interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten. Allerdings fehlt meiner Meinung nach immer noch ein einstellbarer Schwierigkeitsgrad, denn in Verbindung mit den zum Teil übermächtigen Verbündeten ist der Story-Modus für einen geübten Spieler stellenweise einfach zu leicht.

Wenn wir von diesen kleinen Mängeln einmal absehen, haben wir mit dem Spin-off der „Assassin’s Creed“-Reihe ein absolut klasse Spiel in der Hand, das mit etlichen Stunden abwechslungsreichem Spielspaß vor einer herrlichen Kulisse und perfekter soundtechnischer Untermalung aufwarten kann – also genau mit dem, was ein gutes Spiel für mich zum Großteil ausmacht.

Bilder:
(cc-by-sa) Philipp Groß / Rautemusik.FM

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