Auch FBI sucht nach Hackern
Nach dem Hack-Angriff auf das PlayStation Network (PSN) und die Server von Sony Online Entertainment (SOE) möchte der Konzern nun aggressiver gegen die Hintermänner vorgehen und hat dafür professionelle Hilfe angeheuert.
Ein A-Team für Sony
Es war einer der größten Diebstähle von Kundeninformationen, die es je gab: Bisher unbekannte Hacker verschafften sich im vergangenen Monat Zugang zu rund 100 Millionen Accounts von Nutzern des PSN und Spielen wie „EverQuest“, die auf Dienste von SOE zurückgreifen. Spekulationen besagen, dass sich unter den kompromittierten Daten auch Kreditkartennummern befinden sollen, was von offizieller Seite allerdings dementiert wird.
Obwohl Sony laut eigenen Angaben unter Hochdruck ermittelt, scheinen sich die Erfolge in Grenzen zu halten: Das PSN ist seit über drei Wochen nicht erreichbar, auch wurden am vergangenen Montag mehrere SOE-Server vom Netz genommen, was PlayStation-Besitzer und MMO-Fans gleichermaßen frustriert. Vor ein paar Tagen wurde von der „New York Times“ enthüllt, dass der japanische Elektronikgigant nun scheinbar Professionisten für den Kampf gegen Hacker angeheuert hat.
So wurde bekannt, dass ein Team aus Experten von Data Forte, einem auf Cyber-Kriminalität spezialisierten Forensikunternehmen, in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI) den Fall untersucht. Mit im Boot sind außerdem Detektive der Cyber-Security-Abteilung von Guidance Software und Sicherheitsberater der Business-Consulting-Agentur Protiviti. Ferner wurde die Anwaltskanzlei Baker & McKenzie verpflichtet, um Sonys Interessen vor Gericht zu vertreten.
Bisher wollte sich keines der genannten Unternehmen zu ihrer Untersuchung äußern. Auch die Reaktion des FBI auf Anfragen fiel verhalten aus; es hieß nur, man könne den Diebstahl von Kreditkartennummern entgegen Sonys vorangegangenen Aussagen aber nicht ausschließen.
In Bedrängnis
Ergebnisse sind jedoch dringend notwendig, da sich neben dem öffentlichen nun auch der politische Druck zunehmend erhöht.
Der demokratische US-Senator von Connecticut, Richard Blumenthal, forderte schriftlich eine Klarstellung hinsichtlich der Anzahl von möglicherweise gestohlenen Kreditkartennummern und eine detaillierte Aufstellung darüber, über welche Informationen Sony zu welchem Zeitpunkt bereits verfügte. Weiters kündigte er an, den Attorney General Eric H. Holder Jr. mit der Prüfung der Affäre zu beauftragen, um festzustellen, ob die Reaktion des Elektrokonzerns auf das Leck korrekt und angemessen war und inwieweit sich zivile oder strafrechtliche Haftungen daraus ergeben. Sony stand zuletzt wiederholt in der Kritik, weil vom Datenklau betroffene Nutzer des PSN erst knapp eine Woche nach Bekanntwerden des Angriffs darüber informiert wurden.
Zivilrechtlich erregt der Fall längst großes Aufsehen. Vergangenen Dienstag wurde Sony von der 21-jährigen Natasha Maksimovic verklagt. Die von McPhadden Samac Tuovi, einer in Toronto ansässigen Anwaltskanzlei vertrete Kanadierin erhebt Anspruch auf rund 1,05 Milliarden US-Dollar Schadenersatz für die Verletzung ihrer Privatsphäre. Weitere Kläger schlossen sich an.
Um die verstimmten Kunden zu beruhigen, ließ Sony gestern verlauten, dass die finale Testphase des PlayStation Network angelaufen sei und man mit einer baldigen Wiederherstellung der Online-Dienste rechnen könne. Zeitgleich werde es ein 260 MB großes Firmware-Update geben, das Sicherheitslücken schließen und nebenbei alle Nutzer beim ersten Login dazu zwingen wird, ihr Passwort zu ändern. Zudem wurden Entschädigungen im Sinne von kostenlosen Downloads und einem Gratis-Monat von Sonys Premium-Service PlayStation Plus in Aussicht gestellt. SOE wird einen ähnlichen Weg gehen: Den Spielern winken wertvolle Ingame-Items für „EverQuest“ und „EverQuest II“.
Quelle: NYTimes.com | PlayStation.com
Schlagworte: Data Forte, Datenklau, EverQuest, FBI, Guidance Software, Hack, Justiz, Klage, Playstation, PlayStation Network, Protiviti, PSN, Recht, SEO, Sony, Sony Online Entertainment