Durchbruch in der Teilchenphysik

Der LHC (large hadron collider) von CERNAntimaterie – Vor nicht allzu langer Zeit noch Anlass von Weltuntergangstheorien, wurde jetzt ein Durchbruch erzielt: Ein internationales Forschungsteam erzeugte kürzlich eine rekordverdächtige Menge an Antimaterie.

Was wurde nicht alles spekuliert im Vorfeld der Fertigstellung des LHC (Large Hadron Collider), des größten Teilchenbeschleunigers der Welt. Die einen behaupteten, er würde ein schwarzes Loch schaffen und damit die ganze Welt ins Nirvana saugen. Die anderen schrieben ihm die Fähigkeit zur Aufdeckung des vielleicht größten Geheimnisses unserer Zeit zu: das von der Entstehung des Universums. Letzterem ist man nun eventuell einen ganzen Schritt näher gekommen. Denn einem internationalem Forschungsteam am Brookhaven National Laboratory ist es gelungen, eine bis dahin nie dagewesene Menge an sogenannter Antimaterie zu erzeugen.

Auch diesem mittlerweile schon fast sagenumwobenen Stoff wird eine ganze Menge Potenzial zugeschrieben und das nicht von ungefähr. Denn wenn Antimaterie mit Materie in Kontakt tritt, was nach gegenwärtigen Wissensstand unvermeidbar ist, löst dies eine zerstörerische Reaktion aus, eine sogenannte Annihilations-Reaktion, bei der gigantische Mengen an Energie frei werden. Allerdings sind die Mengen an Antimaterie, die zu einer gefährlichen Reaktion nötig wären, noch nie auch nur ansatzweise erreicht worden.

Die Nadel im Heuhaufen

Antimaterie wird mithilfe eines Teilchenbeschleunigers erzeugt, ein riesiger Kreis aus einer Röhre mit relativ geringem Durchmesser, an deren Außenseite leistungsstarke Magneten angebracht sind, die die Teilchen im inneren der Röhre auf beinahe Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Kollidieren diese Teile, bildet sich unter den richtigen Umständen die besagte Antimaterie. Den Forschern, die sich unter dem bedeutungsschwangeren Namen „Star Collaboration“ zusammengeschlossen haben, gelang es, Antihelium-4-Teile zu erzeugen, die um ein vielfaches schwerer sind als die bisher massereichsten Antimaterie-Teilchen Antihelium-3. Gleichzeitig sind diese auch extrem schwer nachzuweisen: Die Wissenschaftler mussten knapp eine Milliarde Kollisionen veranlassen und dabei eine halbe Billion geladener Teilchen erzeugen. Gerade einmal 18 davon waren Antihelium-4.

Von der Entstehung von Allem

Die Physiker hoffen unter anderem, dass die gewonnen Daten der Mission des Space Shuttles Endeavour, über die wir berichteten, von Nutzen sein können. Sie soll mithilfe des Alpha-Magnetspektrometer 2 (AMS) im All nach Antimaterie suchen. Eine erfolgreiche Suche wäre eine weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Lösung der Frage nach dem Ursprung unseres Universums.

Das Wissenschaftlerteam vermutet übrigens, dass ihr Masserekord einige Zeit Bestand haben wird, denn die nächstschwereren Teile sind dann schon eine Million Mal seltener. Sie zu finden übersteigt die Möglichkeiten der aktuellen Technologie um ein weites.

Quelle: Spiegel.de

Bild:
(cc-by-sa) Julian Herzog / Wikimedia.org

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