Epic Games: Billig-Apps killen uns

Motion Controls, digitaler Vertrieb, iPhone-Apps – das letzte Jahrzehnt hat die Voraussetzungen für Spieleentwickler entscheidend verändert. Wie es künftig weitergeht, weiß niemand so genau. Bei Epic Games ist jedenfalls eines ganz besonders gefürchtet: Dollar-Apps.

Seit mehreren Jahren ist die Gaming-Landschaft im konsequenten Wandel. Ging es während der Neunziger bis Anfang des neuen Jahrtausends bei der Spieleprogrammierung noch hauptsächlich darum, die bessere Grafik oder den größeren Umfang zu haben, herrscht heute, bedingt durch Phänomene wie Motion Controls, MMOs, Free-to-Play-Angebote oder den Durchbruch von Apples iOS-Produkten, innerhalb der Industrie eine nie gekannte Unsicherheit. Welche Trends werden die Zukunft bestimmen, was eine Randerscheinung bleiben? In einem Interview mit IndustryGamers analysiert Mike Capps, Präsident des Entwickler-Urgesteins Epic Games, den momentanen Zeitgeist.

Undurchsichtige Trendwende

Eins steht fest: Trotz Finanzkrise ist Epic Games aus wirtschaftlicher Sicht gut unterwegs. Ihre hauseigene Unreal Engine ist eine der beliebtesten und meist lizenzierten Grafik-Lösungen des Business und machte erst kürzlich mit einer neuen, beeindruckenden Grafik-Demo von sich Reden, außerdem hat das Studio mit „Gears of War 3“ in diesem Jahr noch ein heißes Eisen im Feuer.

Trotzdem macht Capps keinen Hehl daraus, dass auch seine Firma nicht ganz schlüssig ist, auf welchen aktuellen Trend es sich zu setzen lohnt.

„In den 20 Jahren, die es Epic gibt, waren wir noch nie so unsicher, was in der Spieleindustrie als nächstes kommt. Wir sind an solch einem Wendepunkt. Wird es in zehn oder gar fünf Jahren noch physische Distribution geben? Wird sich jemand um die nächste Konsolengeneration scheren? Was ist mit dem PC? Kann man auf dem PC noch mit etwas Geld verdienen, das kein Connected Game ist? Was ist mit Mobile?“

Auch das Konsumverhalten bei Plattformen hat sich geändert, glaubt Capps. „Da gibt es tonnenweise furchterregende Sachen… Bisher lief es immer so: ‚Na klar wird die PlayStation 3 erfolgreich, schließlich hatte schon die PlayStation 2 gewaltigen Erfolg‘. Aber kann man mit Sicherheit sagen, dass jeder auf die nächste Generation umsteigen wird? Ich hoffe es zwar – ich werde tolle Technik produzieren, die jeden dazu bringen wird, es zu wollen. Aber es ist furchterregend.“

Preis vs. Qualität

Auf ein klares Siegerpferd scheint Epic zumindest gesetzt zu haben, indem das Unternehmen den zunehmend starken Trend in Richtung Mobile Gaming beherzigte und ein Unreal Software Development Kit für iOS zusammenstellte. Seit März ist auch ihre erste Eigenentwicklung für iPhone und iPad, „Infinity Blade“, im App-Store erhältlich und stellte mit 271.424 Downloads in nur vier Tagen einen neuen Verkaufsrekord auf.

Ungeachtet dieses Erfolges fühlt sich Capps von der Masse an „Dollar-Apps“ bedroht – häufig von kleinen Indy-Entwicklern veröffentlichte Software, die zu einem sehr geringen Preis angeboten wird. „Wie verkauft man jemandem ein 60-Dollar-Spiel, das sein Geld wert ist, wenn er 99 Cent gewohnt ist?“, argumentiert er seine Besorgnis. „Wie ich schon sagte, es sind unsichere Zeiten für die Industrie. Aber es ist ein exzellenter Zeitpunkt für jene, die sich für den richtigen Pfad entscheiden und dabei gewinnen“. Die Würfel für die Zukunft des Gamings sind also auch in Capps‘ Augen noch nicht gefallen.

Quelle: IndustryGamers.com

Bild:
© Epic Games, Inc. / EpicGames.com

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