Diesen Mittwoch wurden in der bayerischen Hauptstadt München im Rahmen der „LARA Night“-Gala der mit insgesamt 385.000 Euro dotierte deutsche Computerspielpreis und die LARA-Awards 2011 verliehen. Große Überraschungen blieben aus.
Deutscher Kinderspielpreis?
Der von den Branchenverbänden BIU e. V. und G.A.M.E. e. V. in Kooperation mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, getragene deutsche Computerspielpreis wurde 2011 bereits zum dritten Mal verliehen. Von der Gaming-Szene wird der Versuch von Politik und Wirtschaft, die Wertigkeit von Computer- und Videospielen als Kulturgut zu unterstreichen, allerdings großteils belächelt, da ausschließlich „kulturell und pädagogisch wertvolle“ Titel gewinnen können. Moralische Reibungsflächen wie die virtuelle Ausübung von Gewalt gelten als sicheres Ausschlusskriterium. Es ist daher kaum verwunderlich, dass auch die diesjährige Verleihung „politisch korrekt“ ablief und mögliches Konfliktpotenzial durch die alleinige Auszeichnung „unschuldiger“ Spiele wie „A New Beginning“ von Deadalic Entertainment, das gleich zwei Auszeichnungen erhielt, gekonnt umgangen wurde. Es bleibt offen, wie nächstes Jahr mit dem international geachteten „Crysis 2“ (das schließlich von einem deutschen Entwickler stammt) verfahren werden wird.
Deutscher Computerspielpreis 2011 – Gewinner:
Bestes Kinderspiel (75.000 Euro)
The Kore Gang (Pixonauts KG, Ulm)
Bestes Jugendspiel (75.000 Euro)
A New Beginning (Deadalic Entertainment GmbH, Hamburg)
Bestes Deutsches Spiel (50.000 Euro)
A New Beginning (Deadalic Entertainment GmbH, Hamburg)
Bestes Mobiles Spiel (50.000 Euro)
Galaxy on Fire 2 (Fishlabs Entertainment GmbH, Hamburg)
Bestes Serious Game (50.000 Euro)
Energetika (Publisher und Ideengeber: DIALOGIK/Game Design und Game Development: takomat GmbH, Köln)
Bestes Browsergame (50.000 Euro)
Die Siedler Online (Blue Byte GmbH, Düsseldorf)
Bestes Nachwuchskonzept aus Schüler- und Studentenwettbewerb (35.000 Euro)
Tiny & Big – Grandpa’s Leftover (Universität Kassel/Black Pants Game Studio, Kassel)
LARA rettete Glaubwürdigkeit
Bei den undotierten LARA-Awards, die das internationale Spektrum der Verleihung abdeckten, ging es immerhin ein wenig glaubwürdiger zu. Mit „Assassin’s Creed: Brotherhood“ befand sich auch ein Spiel mit ernsterer Thematik unter den Gewinnern. Ubisoft räumte an diesem Abend sogar doppelt ab, da Yves Guillemot den „LARA of Honor“ für sein Lebenswerk erhielt. Bestes internationales Spiel wurde „StarCraft II“.
LARA-Awards 2011 – Gewinner:
Bestes Internationales Computerspiel
Star Craft II: Wings of Liberty (Blizzard Entertainment)
Bestes Internationales Konsolenspiel
Assassin’s Creed: Brotherhood (Ubisoft)
Bestes Internationales Mobiles Spiel
World of Goo (2D Boy)
LARA of HONOR
Yves Guillemot (Chairman und CEO Ubisoft)
Grüne wollen Standort stärken
Wie in den beiden vergangenen Jahren mussten sich die Initiatoren der Preisverleihung erneut Kritik von der Bundestagsfraktion der Grünen gefallen lassen: Die Preisverleihung sei eine Alibiveranstaltung, Computerspiele würden als Kulturgut und Wirtschaftszweig auch weiterhin nicht ernst genommen. Die Partei sieht dringenden Handlungsbedarf und bekräftigte ihr Verlangen nach finanzieller Förderung und einer besseren Ausbildung für Entwickler und Game-Designer, um kleinen Anbietern in Deutschland den Rücken zu stärken. Nur so sei es möglich, kreative Köpfe auch dauerhaft im Land zu halten.
Quellen: Deutscher-Computerspielpreis.de | LARA-Award.de | Golem.de
Bild:
(c) Darren Jacklin / Deutscher-Computerspielpreis.de
Schlagworte: Computerspielpreis, Gala, Kultur, LARA