Kirby feiert seinen Wii-Einstand. Nach diversen DS-Episoden und einem Schlagabtausch in „Super Smash Bros. Brawl“ darf der pinke Dreikäsehoch endlich wieder ein eigenes Heimkonsolen-Abenteuer bestreiten. Ob Kirby gegen Mario und Donkey Kong eine Chance hat und auch dem Kindesalter entwachsene Gamer dem Titel etwas abgewinnen können, erfahrt ihr in unserer Rezension.
Der Stoff aus dem Jump ’n‘ Run-Träume sind
Der Nintendo-Lieblingscharakter deiner Freundin ist zurück! Kirby, die pinke marshmallow-ähnliche Gestalt, debütierte 1992 in „Kirby’s Dream Land“ auf dem Game Boy und sollte ursprünglich auf den entzückenden Namen „Popopo“ hören. Während Kollege Yoshi sich seiner Widersacher durch Zungenkünste, die jeden Liebhaber vor Neid erblassen lassen, entledigt, saugt Kirby die Gegner auf und kann sie sowohl als Schussprojektile verwerten als auch deren Fähigkeiten übernehmen. Zwar durfte Kirby bis dato in zwölf Titeln die Hauptrolle spielen (zuletzt in „Kirby Super Star Ultra“ für DS), die Popularität von Mario oder Zelda erreichte er aber nie. Nichtsdestotrotz zählt das nun erschienene „Kirby und das magische Garn“ zu den wichtigeren Nintendo-Releases in diesem Jahr.
Während Sony mit Titeln wie „Killzone 3“ auf fotorealistische HD-Grafik setzt, präsentiert sich das neue „Kirby“ als farbenprächtiger 2D-Platformer, dessen Optik aus einem Bilderbuch entsprungen scheint. Dabei bestehen alle Charaktere lediglich aus farbigen Konturen und das hat einen guten Grund: Der Zauberer Grimmgarn katapultiert Kirby mit seiner magischen Socke in eine Welt, die einzig aus Stoff und Garn besteht. Passé ist Kirbys Reputation als effizienter Staubsauger. Die pinke Frohnatur wird nur noch von einer dünnen Stoffschicht umgeben, die Luft bläst einfach durch ihn hindurch. Doch anstatt den verlorenen Fähigkeiten nachzutrauern, stattet sich Kirby mit einem Garnhaken aus, den er fortan nutzt, um seine Widersacher aufzuwickeln. In Stoffland freundet sich Kirby mit dem blauen Knäuel Prinz Plüsch an, welcher ihn um Hilfe bittet, das durch Grimmgarn in mehrere Stücke zerrissene Stoffland wieder zu vereinen. Im Multiplayer-Modus schlüpft der zweite Spieler in die Rolle des ulkigen Prinzen.
Ein Kirby, viele Gesichter
Das Abenteuer der knuffigen Protagonisten führt durch klassische 2D-Hüpfwelten, wie man sie aus zahlreichen anderen Genre-Vertretern kennt. Jeder der insgesamt sieben Karten ist ein eigenes Thema gewidmet. Ob saftig grüne Weiden, Wüsten, Schneelandschaften oder Weltall, das kugelrunde Etwas ist ein Mann von Welt und kommt ordentlich rum. Da Kirby von der magischen Metatomate genascht hat, ist er nicht bloß auf die Fortbewegung per pedes angewiesen. Ist er in seiner normalen Gestalt, verwandelt schnelles doppeltes Antippen des Steuerkreuzes Kirby im Nu in ein Auto. In den Levels platzierte Kugeln ziehen gar drastischere Metamorphosen nach sich: Robopanzer, UFO, Offroader, Delfin etc. Kirby ist da flexibel – seine neue physische Beschaffenheit macht’s möglich. Auch Sterben ist ein Fremdwort für Kirby. In den liebevoll gestalteten Stages liegt euer Hauptaugenmerk darauf, möglichst viele Perlen einzusammeln, um Goldmedaillen zu ergattern. Bei Feindkontakt oder dem Hinabstürzen in gähnende Schluchten segnet ihr nicht etwa das Zeitliche, sondern verliert einen Teil eurer Perlensammlung. Die gilt es dann flugs wieder einzusammeln, bevor sie wie von Geisterhand verschwindet.
Erkundungsfreudige wagen sich in entlegene Winkel, um pro Stage bis zu drei Schätze zu finden. Dabei handelt es sich um Items, mit denen ihr eure anfangs triste Wohnung in Filzingen beziehungsweise die eurer Nachbarn verschönern könnt oder um Musikstücke der jeweiligen Levels. Reißverschlüsse und Stoffflicken, an denen ihr mit eurem Garnhaken zieht, verändern die Level-Architektur und legen neue Routen frei. Habt ihr die Abschnitte einer Welt erfolgreich gemeistert, öffnet sich das Tor zu einem Boss-Scharmützel. Doch auch bei den pfiffigen Obermotzen braucht ihr den virtuellen Tod nicht zu fürchten. Trotzdem empfiehlt es sich, die Angriffsmuster zu studieren und gekonnt auszuweichen. Denn sammelt ihr während der Gefechte genügend Perlen, winken Bonus-Levels, in denen Kirby in einem Offroad-Rennen ordentlich Bleifuß geben darf.
Hier darf man(n) nochmal Kind sein
Von der starken Wii-Konkurrenz setzt sich „Kirby und das magische Garn“ durch den innovativen Grafikstil ab, der sich als wahre Augenweide entpuppt. Wer die Pubertät bereits hinter sich gelassen hat, mag aufgrund der zuckersüßen Optik zunächst die Nase rümpfen. Wer jedoch einen zweiten Blick riskiert und sich von seiner erwachsenen „Coolness“ löst, entdeckt mit „Kirby und das magische Garn“ ein motivierendes und abwechslungsreiches Jump ’n‘ Run, das Genre-Hochkaräter wie „Donkey Kong Country Returns“ oder „New Super Mario Bros. Wii“ nicht scheuen muss. Abermals ist Nintendo das Kunststück geglückt, einen Titel zu kreieren, der von Klein bis Groß prinzipiell alle Altersklassen anspricht. Hier darf auch Mann nochmal Kind sein. Grafik, Sound, Spielspaß, hier stimmt nahezu alles. Zwar mögen Nörgler den geringen Schwierigkeitsgrad bemängeln (ihr könnt nicht sterben), doch bis ihr alle Goldmedaillen, Schätze und Bonus-Levels freigeschaltet habt, vergehen etwa 20 Spielstunden. Ein Lob gilt auch der angenehmen deutschen Erzählerstimme, die euch durch die im putzigen Bilderbuch-Look präsentierte Geschichte führt. Genre-Fans lassen sich Kirbys gelungenes Wii-Debüt nicht entgehen.
Infos:
Hersteller
Nintendo
Genre
Jump ’n‘ Run
Controller-Voraussetzung
Wii-Remote
Spieler
1-2
Schwierigkeitsgrad
Leicht
USK-Freigabe
Ohne Altersbeschränkung
Bilder:
(c) Nintendo
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