Das Bienensterben breitet sich immer weiter aus. Die Anzahl der betroffenen Länder steigt unaufhörlich. Dies könnte zu einer Bedrohung für die Nahrungsgrundlage der Menschheit werden. Das Ganze nimmt bereits solche Ausmaße an, dass globale Probleme die Folge sein werden.
Ihr Hunger verhilft uns Menschen unseren Hunger zu stillen. Weil Bienen auf Eiweiß angewiesen sind, tragen sie fleißig Pollen von Pflanze zu Pflanze und sichern so das Überleben von Wild- und Kulturpflanzen und somit die Nahrungsgrundlage der Menschheit. Doch seit einigen Jahren machen äußere Einflüsse den Bienenvölkern schwer zu schaffen und es kam vor allem in Europa und Nordamerika zu einem großflächigen Massensterben.
Konsequenzen und Dimensionen unterschätzt
Untersuchungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) machen nun unmissverständlich deutlich, dass das Bienensterben zum globalen Problem wird. Weitere Fälle von einem Massensterben werden nun auch aus China, Japan und Ägypten gemeldet. In Ägypten begrenzt sich das Sterben bisher noch auf einzelne Fälle im Nildelta, in Japan dagegen ist jede vierte Bienenkolonie vom Massensterben betroffen – auch China meldet ein großflächiges Auftreten sterbender Bienen. „Das Bienensterben wird in seinen Konsequenzen und in seiner Dimension unterschätzt“, warnt der Bienenforscher Jürgen Tautz von der Universität Würzburg.
Einklang mit der Natur lebenswichtig
Die Gründe des Massensterbens sind mannigfaltig, offenbar sind mehrere Faktoren dafür verantwortlich, auch in Kombination. Sollte die Menschheit die Bewirtschaftung der Erde nicht nachhaltig umstellen, dann wird sich die Lebenssituation der Bienen weiter verschlechtern. UNEP-Chef Achim Steiner prophezeit uns keine rosige Zukunft, wenn der Einklang zwischen Natur und Mensch nicht besser werde, denn von 100 Nutzpflanzen der Welt würden alleine 70 von Bienen bestäubt und so am Leben erhalten. Weiterhin erklärt er, dass die Arten für 90 Prozent der gesamten Nahrungsproduktion der Welt verantwortlich seien. Die Illusionen der Menschheit, im 21. Jahrhundert durch den technischen Fortschritt nicht mehr auf die Natur angewiesen zu sein, bleibt eine Illusion, denn die Bienen zeigten, dass wir eher mehr als weniger auf die Zusammenarbeit mit der Natur angewiesen sind.
Ein Bienenschwarm
Mögliche Ursachen
Die schnellere Ausbreitung von Schädlingen: Pilze, Viren und Milben in neuen Variationen reisen durch den gesamten Welthandel und somit über den ganzen Globus. Für Bienen und andere Bestäuber sind sie eine tödliche Bedrohung. Ein weiteres Problem ist die übermäßige Anwendung systemischer Insektizide in der Landwirtschaft; sie werden zum Schutz des Saatguts eingesetzt, für die Biene allerdings können sie eine tödliche Wirkung haben. Weiter kommt hinzu, dass die Nahrungsgrundlagen der Bienen immer mehr verloren gehen. In den nächsten Jahrzehnten könnten bis zu 20.000 Blühpflanzen verschwinden, diese aber werden von den Bienen dringend benötigt, um ihren Nachwuchs zu versorgen. Eine Abnahme dieser Pflanzen könnte das Immunsystem der Larven so schwächen, dass sie zu einem leichten Ziel für Schädlinge werden. Die zunehmende Luftverschmutzung könnte sich ebenfalls als Bedrohung darstellen, da der Geruch, der von den Blüten ausströmt für die Insekten heute oft nur noch über einen Abstand von 200 Meter wahrzunehmen ist – im 19. Jahrhundert waren es ganze 800 Meter. Möglicherweise könnte auch der Klimawandel zu einem neuen Feind der Bienen werden, da sich aufgrund von Veränderungen der Blühzeiten und Niederschlagsverteilung das Pollenangebot verändern könnte, was auch zum Nachteil der emsigen Insekten wäre.
Es ist also eine ernst zu nehmende Situation entstanden, die ohne konsequente Gegenmaßnahmen nicht mehr zu stoppen ist. Die Strategie zum Schutz der Bienen muss also sehr komplex sein. Mögliche Vorschläge sind Prämienangebote für Bauern, die Insektizide und andere Agrarchemikalien vorsichtiger einsetzen und zusätzlich Blütenpflanzen am Rande von Nutzfeldern positionieren sollen. Tautz stellt bereits Überlegungen an, ein riesiges Bienenschutzgebiet zu errichten, wo sich die Insekten frei und ohne Gefahren entwickeln können – nur so könne er sich im Moment ein Überleben der so wichtigen Insekten vorstellen. Die Größe sollte dem eines mittleren deutschen Bundeslandes entsprechen und die Umwelt müsste noch weitgehend intakt sein.
Quelle: Spiegel.de
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Schlagworte: Bedrohung, Bestäuben, Bienensterben, Einklang, Mensch, Menschheit, Nahrungsgrundlage, Natur, Uno