Neue Analysen von Forschern über den Saturnmond Enceladus liefern erstaunliche und zugleich unerwartete Ergebnisse. Seine Geysire erzeugen so viel Energie wie 20 Kraftwerke – somit gibt es dort ausreichend Wärme für einen Ozean unter dem Eispanzer und darin mögliches Leben.
Daten von der Raumsonde Cassini – eine Sonde, welche die US-Raumfahrtbehörde Nasa bereits seit 2004 im Saturnsystem kreisen lässt – lassen darauf schließen, dass die Südpolarregion des nur 500 Kilometer großen Trabanten deutlich wärmer ist, als bisher vermutet. Pro Sekunde werden dort 15,8 Milliarden Joule an Energie freigesetzt – zehnmal mehr, als theoretische Modelle für den Himmelskörper vorhersagen. „Der Mechanismus, der die beobachtete große Energiemenge erzeugt, bleibt für uns ein Rätsel“, gesteht Carly Howett vom Southwest Research Institute in Boulder im US-Bundesstaat Colorado. „Es ist eine Herausforderung für die gegenwärtigen Modelle, die unvorhergesehene Hitzeproduktion auf der Oberfläche von Enceladus schlüssig zu belegen“, erklärt Howett, der 2008 zusammen mit Kollegen der Raumsonde Cassini Infrarotmessungen der Oberflächentemperatur des Enceladus ausgewertet hat.
Die kalten Geysire stellen Astronome vor immer neue Rätsel
Bereits 2005 entdeckten Planetologen, dass die südpolare Region des Saturnmondes geologisch aktiv ist. Die sogenannten vier „Tigerstreifen“, die 130 Kilometer lang und zwei Kilometer breit sind, zeigen sich als breite Einschnitte im Eispanzer des Himmelsgestirns, aus denen kleine Eispartikel und Wasserdampf bis zu 490 Kilometer hoch ins All geschleudert werden – dieses Material erzeugt den E-Ring – einen der vielen Ringe, die den Saturn umkreisen und in jedem Teleskop auch von der Erde aus sichtbar sind. Gezeitenkräfte und die Aufheizung radioaktiver Elemente im felsigen Kern sind möglicherweise verantwortlich für diesen geologischen Vorgang.
Mittlere Oberflächentemperatur von minus 200 Grad
Auf dem Saturnmond herrschen raue Temperaturen von bis zum minus 200 Grad. Trotz allem sind sich die Forscher der NASA sicher, dass die kalten Geysire beweisen, dass es flüssiges Wasser unter dem Eispanzer des Planeten gibt. Da Wasser die Voraussetzung allen Lebens ist, besteht also die Möglichkeit, dass es auch dort Leben geben könnte. „Wenn Wasser auf einem so kalten und kleinen Körper flüssig sein kann, erweitern sich im Sonnensystem die Zonen, in denen die Bedingungen für Leben günstig sind,“ erklärt Carolyn Porco, die das Bildauswertungsteam der Cassini-Mission leitet.
Klar ist, dass sich Enceladus durch Gezeitenreibung erwärmt; die Ursache dafür ist die Schwerkraft des Ringplaneten sowie die von Nachbarmonden. Durch sie wird in Himmelskörpern ein sogenannter Gezeitenberg erzeugt, der mit den Gezeiten der Ozeane auf der Erde, welche durch die Anziehungskraft unseres Mondes entstehen, vergleichbar ist. Die Umlaufbahn des Saturnmondes ist leicht elliptisch und dadurch verschiebt sich der Gezeitenberg. So wird der Planet regelrecht durchgeknetet und erhitzt sich somit – hinzu kommt die Zerfallswärme langlebiger Radionuklide in seinem Gesteinskern. Allerdings reichen laut Wissenschaftlern beide Dinge nicht aus, genügend Hitze zu erzeugen, damit sich unter dem Eispanzer flüssiges Wasser befinden könnte.
Quellen: Nasa.Gov | Focus.de | Wissenschaft-Aktuell.de
Bilder:
(c) Michael Caroll / Nasa
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