Vor genau zwei Jahren erschien Killzone 2 für die PlayStation 3 und trat damit die logische Nachfolge von Killzone (PS2) an. Nachdem sich dieser Titel bereits in die Shooterherzen der PS3-Besitzer schoss, stellt sich nun die Frage, ob Teil 3 der Serie in die gleichen Fußstapfen treten kann.
Scolar Visari ist tot! Trotz katastrophaler Grundvoraussetzungen schafften es diverse Kampfverbände der ISA (Interplanetary Strategic Alliance) bis in die Hauptstadt Pyrrhus vorzudringen und den Palast des fanatischen Diktators Visari einzunehmen, der über die Helghast herrscht. Aus purer Wut heraus wurde er von Master Sergeant Rico Velasquez (ISA) während eines finalen Dialogs um die Ecke gebracht. Während sich der Kollege von Rico, Sergeant First Class Tomas „Sev“ Sevchenko, völlig erschöpft auf den Treppenstufen des Prunktempels niederließ, muss selbiger beobachten, wie gigantische Truppenverbände der Helghast auf dem Weg zum Palast sind. Genau hier beginnt nun die Story von Killzone 3, in der auch der Spieler zum ersten Mal interaktiv gefordert wird: Zunächst gilt es, sich aus der Hauptstadt der Helghast zu stehlen und den Planeten Helghan zu verlassen.
In der Rolle von Sev kämpft ihr euch dabei bis zum Evakuierungssammelpunkt durch. Natürlich verläuft auf dem Weg zu diesem Sammelpunkt nicht alles nach Plan – sonst wäre die Story auch ziemlich langweilig. Während ihr euch durch die Hauptstadt und weitere Schauplätze auf Helghan kämpft, reißt nahezu komplett der Kontakt zum Oberkommando ab, was zur Folge hat, dass ihr auch von der Unterstützung weiterer Kampfverbände teilweise vollständig abgeschnitten seid.
Die Gier nach Macht
Doch auch in der Helghast-Riege ist das Fass nahezu am Überkochen, nachdem der faschistische Diktator zur Strecke gebracht wurde. Admiral Orlock, der vorübergehend den Platz von Visari als Oberkommandierender der Kampftruppen eingenommen hat, sieht sich ständig mit dem Hauptzulieferer seiner Armee, Jorhan Stahl (Inhaber von Stahl Arms), konfrontiert. Stahl selbst giert nämlich seit dem Ableben von Visari nach Macht und so droht er in einer offenen Konfrontation, die Versorgung der helghanischen Armee zu kappen, sollte die Führungsriege nicht auf seine Forderungen – insbesondere die Befehlsgewalt über das Militär – eingehen. In Zeiten, in denen das eigene Land bereits von feindlichen Truppen überfallen und massiv beschädigt wurde, ist das natürlich kaum hinzunehmen und so gipfelt sich auch auf Seiten der Helghast die Spannung bis zum Schluss.
Grafisches Feuerwerk
Nicht nur die Story von Killzone 3 überzeugt, sondern auch die technischen Feinheiten, die in dem Spiel zum Einsatz kommen. Guerilla Games, die sich für den dritten Teil ebenso verantwortlich zeigen wie bereits für die Vorgänger, hat auch dieses Mal viel Liebe zum Detail in die Grafik des Spiels einfließen lassen. Explosionen, Feuersbrünste an allen Ecken und Enden sowie Staub- und Rußpartikel sprießen an jeder denkbaren Stelle des Spiels und dennoch bleibt der Spielverlauf sehr flüssig. Ruckler tauchen aller höchstens im 3D-Modus auf, in dem das Spiel – im Vergleich zum klassischen 2D-Modus – darüber hinaus auch geringe optische Einbußen zu verzeichnen hat.
Seitenhieb in Richtung totalitäres Regime
Die Helghast und ihre Führungsriege dienen in Killzone 3 nicht nur als Symbolfiguren, sondern sollen zugleich an die Grausamkeiten der totalitären Regime in der Vergangenheit erinnern. Dies zeigt sich vor allem im Charakterdesign. Admiral Orlock von den Helghast ähnelt in verblüffender Weise dem kommunistischen Diktator Josef Stalin, während andere Mitglieder der Führung vom Aussehen her eher Hitler oder sogar Mengele ziemlich nahe kommen. Die rund 70 Minuten Zwischensequenzen bieten darüber hinaus auch einen tiefen Einblick in die Schattenseiten des Krieges und die Erbarmungslosigkeit, die in solchen Zeiten bei Führungspersonen herrschen. Oftmals geht es den Generälen in der Heimat dann doch nicht darum, die eigenen Truppen möglichst unverletzt aus Krisengebieten herauszuholen, sondern – sofern sich nur ein lukrativer Vorzug aus einer Sache ziehen lässt – diese auch dem Feind zu opfern.
Befehlsverweigerung, Kriegstraumata sowie Experimente an Kriegsgefangenen und deren Hinrichtung sind in den Filmausschnitten ebenfalls Bestandteil von Killzone 3. Damit konfrontiert Guerilla Games ganz deutlich den Spieler auch mit den Einzelschicksalen, die hinter jedem kriegerischen Akt stecken und schlägt damit eine differenziertere Kerbe, als es beispielsweise bei Genre-Kollegen wie Call of Duty der Fall ist.
Deutsche Synchro: „Geht so“
Der neueste Streich von Guerilla Games bietet auch hinsichtlich der akustischen Untermalung das eine oder andere Highlight, das sich durchaus hören lassen kann. Für den Soundtrack zeichnete sich auch dieses Mal kein geringerer als der Hauskomponist der Serie selbst, Joris de Man, verantwortlich. Begleitet wird der episch anmutende Soundtrack von realistischen Waffengeräuschen sowie sehr echt klingenden Explosionen und Schlachtgeräuschen. Spätestens bei der Zusammenfassung der audiovisuellen Aspekte wird jedem klar, wie viel Liebe zum Detail alle Beteiligten bei Killzone 3 hineingesteckt haben.
Weniger begeistern konnte dagegen die deutsche Sprachsynchronisation. Diese ist – im Vergleich zum englischen Original – weniger gut gelungen und sorgt an der einen oder anderen Stelle dafür, die Atmosphäre durch völlig abstruse Übersetzungen deutlich ins Lächerliche zu ziehen. Glücklicherweise ist ein Umschalten auf die englische Originalsprachausgabe problemlos möglich – allerdings hat die Zockergemeinde in Deutschland schon schlimmere Übersetzungsversuche erlebt.
Gameplay und Multiplayer
Killzone 3 zeichnet sich durch eine äußerst intelligente KI aus – sowohl auf der eigenen Seite als auch auf gegnerischer Seite der Helghast. Mitstreiter sind durchaus in der Lage, einen mit Hilfe eines Defibrillators aus dem Jenseits in die Realität zurückzuholen. Allerdings sollte diese Möglichkeit nicht als Freibrief verstanden werden, um sich ständig wagemutig in die gegnerischen Massen zu werfen. Nicht immer können Teamkollegen rechtzeitig einschreiten und in seltenen Fällen werden diese auf dem Weg zu euch selbst um die Ecke gebracht. Denn die gegnerische KI schläft nicht und agiert äußerst intelligent, was den Anspruch bei Killzone 3 deutlich hebt.
Guerilla Games hat für Killzone 3 sowohl die Möglichkeit geschaffen, in klassischer Art und Weise – das heißt mit Gamepad – das Spiel zu spielen oder mittels PlayStation Move zu interagieren. Sowohl die eine als auch die andere Möglichkeit gehen flüssig von der Hand und man gewöhnt sich schnell daran. Bei PlayStation Move wird der Spieler durch ein zusätzliches Zielkreuz unterstützt, was es ermöglicht, relativ schnell auf mehrere Gegner gleichzeitig zu reagieren.
Auch der Mutliplayer kann mit seinen unterschiedlichen Spielmodi überzeugen. Lediglich der Koop hätte etwas besser sein können. Leider ist es hier nur möglich, offline mit einem weiteren Freund die Kampagne durchzuspielen, die sich im Wesentlichen vom Singleplayer-Modus nicht unterscheidet. Im Internetzeitalter wäre allerdings ein Online-Koop-Modus wesentlich sinnvoller gewesen – wer setzt sich denn heute noch zu zweit vor die Glotze, um ein Spiel zu zocken?
Fazit, Lars Haise:
Alles in allem konnte mich Killzone 3 – vor allem im Vergleich zum Vorgänger – sehr überzeugen. Der Spielverlauf ist nicht mehr ganz so eintönig wie bei Killzone 2. Außerdem setzt sich das Spiel auch sehr kritisch mit dem Thema Krieg als solches auseinander, was zum Nachdenken anregt. Die Protagonisten auf der gegnerischen Seite erinnern ferner an vergangene Tage und wecken Erinnerungen an Unrechts-Regime, die man im modernen Kriegszeitalter lieber nicht noch einmal erleben möchte. Wer also nicht nur einen billigen Shooter, sondern etwas mit storytechnischer Substanz sucht, ist mit Killzone 3 ebenso gut bedient wie jene, die in Online-Kämpfen ihre Skills mit denen anderer Spieler messen wollen. Einzig der Koop-Modus hinkt durch seine Offline-Gebundenheit etwas hinterher, aber das ist in Anbetracht der vielen anderen Pluspunkte, die Killzone 3 abstaubt, verkraftbar.
Bilder:
© Sony Computer Entertainment Deutschland
Schlagworte: Games, Guerilla Games, Helghast, KI, Killzone, Killzone 3, Koop, Krieg, multiplayer, Playstation, ps2, PS3, Review, Singleplayer, Test