Bewegende Trauerfeier für Robert Enke

Hannover (ddp). Mit einer der größtenTrauerfeiern in der Geschichte der Bundesrepublik haben am Sonntag Zehntausende Menschen in Hannover vom verstorbenen Nationaltorwart Robert Enke Abschied genommen. Im Stadion von Hannover 96gedachten rund 35 000 Trauergäste des 32-Jährigen, der sich am Dienstag das Leben genommen hatte.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) nahm in einer sehr persönlichen Rede Abschied von Robert Enke, den er einen bescheidenen, stillen, zurückgenommenen Starbezeichnete. Enke sei bei allen sportlichen Erfolgen immer ein Mensch geblieben, der Geduld und Zeit für seine Fans hatte. Umso mehr erschüttere sein Tod, das lange Gemeinhalten seinerschweren Krankheit. Heute spürten alle das «Bedürfnis zum Innehalten».

Viele Menschen empfänden: «Es muss sich etwas ändern. Doch damit alleine ändert sich gar nichts», sagte Wulff. «Ich muss mich verändern. Den Sportler nicht alsÜbermenschen oder Versager sehen – sondern mit seinen Stärken, aber auch Fehlern und Überforderungen», sagte der Ministerpräsident.

Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Theo Zwanziger, mahnte in seiner Trauerrede, Fußball dürfe nicht alles sein. Er appellierte an die Eltern: «Wenn ihr darandenkt, ob eure Kinder einmal Nationalspieler werden können, denkt nicht nur an den Schein, denkt auch an das, was im Menschen ist, an Zweifeln und an Schwächen.» Zugleich könneder Fußball aber auch ein «starkes Stück Leben sein, wenn wir nicht nur wie Besessene der Höchstleistungen herjagen» – nicht um jeden Preis. Nach diesen schlimmen Tagengelte es, ein bisschen mehr an die Würde des Menschen zu denken.

Erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballs wurde eines verstorbenen Spielers mit einer Feier dieser Größenordnung gedacht. Enkes Sarg wurde im Stadion im Mittelkreis desRasens aufgebahrt, wo sonst die Heimspiele des Bundesligisten Hannover 96 stattfinden. Der aus Jena stammende 32-Jährige war Kapitän der Mannschaft.

Im Anschluss an die Trauerfeier sollte der Sarg zur privaten Beerdigungsfeier der Familie auf den Friedhof in Empede (Region Hannover) überführt werden. Dort soll Enke neben seiner TochterLara beigesetzt werden, die 2006 im Alter von zwei Jahren an einem schweren Herzfehler gestorben war.

Bereits am Mittwoch hatten in Hannover rund 35 000 Menschen bei einem Gedenkgottesdienst und einem anschließenden Trauermarsch Abschied von Enke genommen. Der Nationalspieler hatte sich amDienstagabend das Leben genommen, indem er sich bei Neustadt am Rübenberge vor einen Zug warf. Enke litt jahrelang unter schweren Depressionen.

(ddp)

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